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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Normalität?
Was passierte mit einem gesunden Verstand, wenn man ihn an eine Wand kettete? Und das mit Ketten,
die nicht sichtbar waren.
»Sie haben gefragt«, fuhr Macmillan jetzt atemlos fort, »Sie haben nach... Eliza... Ferrie
gefragt. Sie haben Recht, sie hat mich besucht. War eine ziemliche Überraschung. Ich weiß, dass
sie ein Haus hier in der Nähe haben, trotzdem haben sie mich nie besucht. Das heißt Lizzie...
Eliza... ist einmal gekommen, vor langer Zeit. Aber Gregor... Nun ja, er ist ein viel
beschäftigter Mann, nicht wahr? Und sie ist eine viel beschäftigte Frau. Ich hör von diesen
Dingen...«
Zweifellos von Cath Kinnoul, dachte Rebus.
»Ja, sie hat mich besucht. Und wir haben eine sehr angenehme Stunde miteinander verbracht. Wir
haben über die Vergangenheit geredet, über... Freunde. Freundschaft. Haben die beiden
Eheprobleme?«
»Warum fragen Sie das?«
Ein weiteres verkniffenes Lächeln. »Sie ist allein gekommen, Inspector. Sie hat mir erzählt, sie
würde allein Urlaub machen. Aber draußen hat ein Mann auf sie gewartet. Entweder war das Gregor,
und er wollte mich nicht sehen, oder es war einer von ihren... Freunden.«
»Woher wissen Sie das?«
»Hat mir mein kleiner Pfleger hier erzählt. Wenn Sie diese Nacht nicht schlafen wollen,
Inspector, lassen Sie sich von ihm die Strafabteilung zeigen. Ich möchte wetten, Dr. Forster hat
nichts von einer Strafabteilung gesagt. Vielleicht stecken die mich wegen meines Geredes da
rein.«
»Klappe halten, Macmillan.«
Rebus wandte sich an den Pfleger. »Ist das wahr?«, fragte er. »Hat jemand draußen auf Mrs. Jack
gewartet?«
»Yeah, da saß jemand im Auto. Irgendein Typ. Ich hab ihn nur aus einem der Fenster hier gesehen.
Er ist aus dem Wagen gestiegen, um sich die Beine zu vertreten.«
»Wie sah er aus?«
»Er stieg gerade wieder ein, als ich ihn sah. Ich hab ihn nur von hinten gesehen.«
»Was für ein Wagen war das?«
»Ein schwarzer BMW aus der Dreier-Serie, ganz klar.«
»Er ist sehr aufmerksam, Inspector, besonders wenn es ihm passt.«
»Klappe halten, Macmillan.«
»Stellen Sie sich doch mal folgende Frage, Inspector. Wenn das hier ein Krankenhaus ist,
warum sind dann die so genannten Pfleger Mitglied im Verband der Gefängniswächter? Das
hier ist kein Krankenhaus, es ist ein Lagerhaus, aber hier haben die's alle im Kopf und nicht in
Kisten. Und der Hammer bei der Sache ist, die, die's im Kopf haben, haben das Sagen!«
Er hatte sich von der Wand gelöst und bewegte sich langsam und zeitlupenartig, doch seine Energie
war unübersehbar. Jeder Nerv war bis zum Zerreißen gespannt.
»An die Wand...«
»Die haben's im Kopf! Ich hab ihr den Kopf abgesägt! Ich hab, weiß Gott...«
»Macmillan!« Der Pfleger hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt.
»Aber das ist lange her... eine andere...«
»Ich warne Sie...«
»Und ich möchte so gerne... so gerne...«
»So, jetzt reicht's.« Der Krankenpfleger hatte ihn an den Armen gepackt.
»... die Erde berühren.«
Letztlich leistete Macmillan kaum Widerstand, als die Gurte um seine Arme und Beine geschlungen
wurden. Der Wächter legte ihn auf den Boden. »Wenn ich ihn auf dem Bett liegen lasse«, erklärte
er Rebus, »dann rollt er sich einfach runter und tut sich weh.«
»Und das möchten Sie auf keinen Fall«, sagte Macmillan, der sich nun, wo er gebändigt war, beinah
friedlich anhörte.
»Nein, mein kleiner Pfleger, das möchten Sie auf keinen Fall.«
Rebus öffnete die Tür und wollte gehen.
»Inspector!«
Er drehte sich um. »Ja, Mr. Macmillan?«
Macmillan hatte den Kopf so verdreht, dass er zur Tür sehen konnte. »Berühren Sie die Erde für
mich... bitte.«
Rebus verließ das Krankenhaus auf wackligeren Beinen, als er es betreten hatte. Er wollte nicht
das Schwimmbecken und die Turnhalle besichtigen.
Stattdessen hatte er den Pfleger gebeten, ihm die Strafabteilung zu zeigen, doch der Pfleger
hatte das abgelehnt.
»Hören Sie«, sagte er, »Ihnen mag zwar nicht gefallen, was hier vor sich geht, und mir gefällt
einiges davon vielleicht auch nicht, aber Sie haben ja gesehen, wie das ist. Das sind angeblich
Patienten, aber man kann ihnen nicht den Rücken kehren, man kann sie nicht allein lassen. Sie
würden Glühbirnen schlucken, sie würden Kulis, Bleistifte und Buntstifte ausscheißen, sie würden
versuchen, den Kopf durch den Fernsehschirm zu stecken. Ich meine, vielleicht würden sie's auch nicht, aber man kann nie sicher sein... niemals. Versuchen Sie, die Dinge ganz

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