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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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eine Ahnung, Elise! Zeitgenossen, die etwas zu vertuschen haben, gibt’s
wie Sand am Meer. Wer weiß, auf welche Goldader der arme Teufel da gestoßen ist.«
    »Tut mir
leid, Ihre Diskussion unterbrechen zu müssen, Herr Professor, aber ich fürchte,
die Angelegenheit ist dringend.«
    »So, ist
sie das?« Im Gegensatz zu seiner Assistentin, die mitten in der Bewegung erstarrte,
die Pinzette, nach der sie gegriffen hatte, aus der Hand gleiten und den Blick zum
Eingang des Sezierraumes wandern ließ, hatte sich Heribert Peters erstaunlich gut
im Griff. Als Erstes atmete er tief durch, durchpflügte das ungebärdige und nur
noch an den Schläfen vorhandene Haar und wandte sich seelenruhig um. Doch der Schein
trog. Mit der Ruhe, welche er ausstrahlte, war es nicht weit her, und sein Blick
ließ vermuten, dass es binnen Kurzem zu einem Vulkanausbruch kommen würde. »Wie
wär’s, wenn Sie sich erst mal vorstellen?«
    »Aber gern,
Herr Professor Peters!«, näselte der Unbekannte, wobei er jedes einzelne Wort betonte,
betrat den Raum, als handle es sich um sein Wohnzimmer und hielt dem Gerichtsmediziner
einen Ausweis vor die Nase. »Zufrieden?«
    »Nicht ganz.«
Ohne einen Blick darauf zu verschwenden, schob der Gerichtsmediziner den Ausweis
samt Hand beiseite, senkte den Blick und sah den Störenfried mit angewinkelten Armen
an. »Schluss mit dem Geplänkel. Was wollen Sie?«
    »Aber, aber,
Herr Stabsarzt!«, spottete sein in etwa gleichaltriges Gegenüber, bei dessen Anblick
man sich an einen Buchhalter oder den Schalterbeamten einer Sparkasse erinnert fühlte.
»Wir wollen uns doch wie zivilisierte Menschen verhalten, oder?«
    »Tja, wenn
das so ist –«, erwiderte Peters, entledigte sich seines blutverschmierten Gummihandschuhs
und ließ ihn mit ostentativer Gelassenheit in den Abfalleimer fallen, »wenn das
so ist, kann ich mich ja auf was gefasst machen.« Und fügte mit aufgesetzter Jovialität
hinzu: »Falls Sie das, was Sie hier veranstalten, als zivilisiert bezeichnen.«
    »Eins zu
null für Sie, Herr Medizinalrat.«
    »Sagen Sie,
was Sie zu sagen haben, Herr …«
    »Posininsky. Landeskriminalamt .«
    »Wie gesagt:
Sagen Sie, worum es geht, damit wir wieder an die Arbeit gehen können.«
    »Ich fürchte,
das wird nicht möglich sein.«
    »Wie bitte?«
    Der Angesprochene,
zu allem Überfluss mit Hut, rosa Krawatte und Hornbrille ausstaffiert, reagierte
mit einem breiten Lächeln, begutachtete die sorgsam gestutzten Fingernägel und schien
so sehr in diese Tätigkeit vertieft, dass er von Peters und dessen Assistentin keine
Notiz mehr nahm.
    Dies sollte
sich jedoch ändern. »Ich sagte, das wird nicht möglich sein!«, knurrte er, bemüht,
nach außen hin Ruhe zu bewahren. »Machen Sie Feierabend, Herr Professor, und überlassen
Sie die Dame uns.«
    »Uns?«
    »Sie haben
richtig gehört, Herr Professor – der Einfachheit halber habe ich mir erlaubt, ein
paar Kollegen mitzubringen. Ein paar Kollegen und das hier.« Posininsky, der Peters
höchstens bis zum Kinn reichte und penetrant nach Kölnisch Wasser roch, trat so
nahe an seinen Kontrahenten heran, dass es diesem ein Leichtes gewesen wäre, ihn
am Kragen zu packen und im Anschluss daran an die frische Luft zu setzen. »Unterzeichnet
vom Herrn Generalstaatsanwalt, um Zweifel an der Rechtmäßigkeit meines Vorgehens
zu zerstreuen.«
    Peters,
der nichts mehr hasste als hochgestochenes Gerede, kam jetzt erst richtig in Fahrt.
Leute vom Schlag dieser halben Portion hatte er gefressen und er konnte es nicht
ausstehen, wenn ihm jemand ins Handwerk pfuschte. »Und Sie meinen, dieser Wisch
reicht aus, um mich zu beeindrucken!«, knurrte er nach beendeter Lektüre des Schriftstücks,
in dem es hieß, dass der Überbringer des Schreibens zum Abtransport des Leichnams
und sämtlicher den Fall betreffenden Beweisstücke und Unterlagen berechtigt war.
»Tut mir leid, Herr … wie war doch gleich Ihr Name?«
    Posininsky,
dessen Geltungsdrang die geringe Körpergröße bei Weitem übertraf, ließ sich nicht
in die Irre führen. »Nicht wert, dass man sich ihn einprägt!«, wehrte er mit wegwerfender
Gebärde ab, vom Duft, der über dem Seziertisch hing, nicht im Geringsten berührt.
»Zu viel der Ehre, Herr Professor.«
    »Wozu auch,
zumal Sie höchstwahrscheinlich nicht so heißen.«
    »Ich will
Ihnen mal etwas sagen, Fräulein«, giftete der Beamte, aufgrund seiner Vergangenheit
mit einer neuen Identität versehen, umrundete den Seziertisch und trat bis auf Armlänge
an

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