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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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»Also: Nachdem
der Schlossgärtner ihm die Tour ver… Nachdem Michalke seine Pläne durchkreuzt hat,
wollte ich sagen, beschließt der Mörder, Fersengeld zu geben. Doch er hat nicht
mit der Entschlossenheit seines potenziellen Opfers gerechnet. Will heißen: Anstatt
in Deckung zu bleiben und sich Gedanken zu machen, wie er seine Haut retten kann,
brennt bei Morell die Sicherung durch.«
    »Du meinst,
er war so …«
    »Nenn es,
wie du willst, laut Aussage des Gärtners rennt Morell jedenfalls auf ihn zu, rempelt
ihn an und nimmt die Verfolgung des Flüchtigen auf. Der ist darüber so verblüfft,
dass er sein Walkie-Talkie verliert, schafft es aber, unerkannt zu entkommen.«
    »Oder, ohne
dir an den Karren fahren zu wollen, seinen Verfolger auszuschalten.«
    »Kann sein.«
Krokowski machte ein nachdenkliches Gesicht. »Kann sein, dass er im Karpfenteich
gelandet ist. Wenn nicht, hätten wir ihn ja wohl gefunden.«
    »Hätte,
wäre, könnte! Davon können wir uns nichts kaufen, Kroko.«
    Wie üblich
ließ sich der Gescholtene nicht beirren. »Wie wär’s, wenn wir ein kleine Pause einlegen?«,
schlug Krokowski vor, schraubte seine Thermoskanne auf und bot Sydow an, von seinem
Hagebuttentee zu kosten.
    Der jedoch
wehrte händeringend ab. »Willst du mich umbringen oder was?«, wetterte er. »Komm
zur Sache, da habe ich mehr davon.«
    »Nichts
lieber als das«, versetzte Krokowski und ließ sich auch durch den Vogel, den sein
Partner ihm zeigte, nicht aus der Ruhe bringen. »Man verzeihe mir die Wortwahl,
aber ich denke, die Art, wie der Kerl zu Werke gegangen ist, lässt auf einen geborenen
Heckenschützen schließen.«
    »Sonst noch
was?«
    »Den Angaben
des Schlossgärtners zufolge sind die tödlichen Schüsse kurz nach zwölf abgegeben
worden. Entfernung: etwa 80 Meter. Tatwaffe: aller Wahrscheinlichkeit nach ein Repetiergewehr,
ausgestattet mit einem Zielfernrohr. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass die
Frau sofort tot gewesen ist.«
    »Nein, brauchst
du nicht«, stimmte Sydow mit nachdenklicher Miene zu und nahm hinter seinem Schreibtisch
Platz. Er fragte sich, wie Morell, von dem er des Öfteren wichtige Tipps erhalten
hatte, in so etwas hineingeraten war. Zweifelsohne handelte es sich bei ihm um einen
integren Mann, um einen harmlosen Paradiesvogel, der ihm trotz seiner Marotten ans
Herz gewachsen war. »Und weiter?«
    »Bei der
Toten, deren Handtasche wir gefunden haben, handelt es sich laut Ausweis um eine
gewisse Luise Nettelbeck, zuletzt wohnhaft in Gauting bei München, geboren am 12.
April 1918 in Berlin.«
    »Auf Besuch
in der Heimat und dann so etwas.«
    »Besuch
oder nicht, feststeht, dass sie gestern Mittag hier angekommen und im ›Excelsior‹
abgestiegen ist. Ausweis, Zimmerschlüssel, Flugtickets – alles in ihrer Tasche.
Das Erstaunliche daran: Bereits heute Abend wollte sie wieder abreisen. Ab Tegel
mit TWA nach Frankfurt und von dort aus weiter nach New York. Merkwürdig, nicht?
Auf Heimaturlaub, nur um einen Tag später zu entschwinden. Ich kann mir nicht helfen,
aber irgendwas stimmt hier nicht.«
    »Die Frage
ist nur, was. Was kann so wichtig sein, dass man holterdiepolter in der Heimat aufkreuzt,
in einem Luxusschuppen absteigt, sich in aller Heimlichkeit mit einem Reporter trifft
und genauso schnell zu verschwinden gedenkt, wie man gekommen ist.«
    »Muss ich
dir das wirklich sagen?«
    Sydow schüttelte
den Kopf. »Musst du nicht. Angenommen, die Dame hatte vor, Theo mit brisantem Material
zu ver…«
    »›Gehen
wir davon aus‹ wolltest du sagen.«
    »Na schön,
gehen wir davon aus! Dann stellt sich die Frage, was die beiden ausbaldowert haben.«
    »›Ausgeheckt‹
wolltest du sagen.«
    Sydow verdrehte
die Augen. »Tja, wie die Dinge liegen, gibt’s nur einen, der uns Auskunft darüber
geben kann. Und das ist Theodor Morell.«
    »Genau.
Das heißt, es gilt herausfinden, wo dein Duzfreund abgeblieben ist.«
    »Du weißt,
wie schwer es mir fällt, dir recht zu geben, Kroko. Aber ich fürchte, darauf läuft
es hinaus.« Das Kinn auf den verschränkten Händen, starrte Sydow an die gegenüberliegende
Wand, an der ein Stadtplan aus dem Jahre 1946 mit den fein säuberlich eingezeichneten
Sektorengrenzen hing. Andere Kollegen, zum Beispiel Wagenbach, waren da wesentlich
wandlungsfähiger als er. Die verfügten nämlich über Karten, die den veränderten
Verhältnissen Rechnung trugen und die Lage so darstellten, wie sie war. Eine Großstadt,
eingeteilt in zwei Hälften. Hier die

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