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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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stand, machte keine
Anstalten, es zu brechen, und wie so häufig, wenn dies der Fall war, fiel diese
Rolle Krokowski zu. Anders als sonst drückte er sich jedoch wesentlich undiplomatischer
und im Vergleich zu sonstigen Gepflogenheiten ausgesprochen unzweideutig aus. »Bastarde.«
    Sydow blickte
überrascht auf, unterließ es jedoch, seinen Partner durch den Kakao zu ziehen. Selbst
ihm, dem passionierten Spötter, hatten die Neuigkeiten auf den Magen geschlagen,
und das wollte bekanntlich etwas heißen. »Dann wollen wir mal Bilanz ziehen, meine
Herren«, sprach er deshalb mit Bedacht, den Blick abwechselnd auf Krokowski und
Peters gerichtet, dessen Wut allmählich in Resignation umschlug. »Heute Mittag,
genauer gesagt zwei Minuten nach zwölf, wird Luise Nettelbeck, geboren in Berlin
und wohnhaft in Gauting bei München, aus dem Hinterhalt erschossen – beziehungsweise
liquidiert. Täter: unbekannt. Mit anderen Worten: ein Fall fürs LKA.«
    »Was bilden
sich die Kerle überhaupt ein? Denken die, wir sind zu blöd, einen Mord aufzuklären?
Eins kann ich dir sagen, Tom: Wenn dieser Posininsky noch mal bei uns aufkreuzt,
muss er aufpassen, dass er nicht im Kühlfach landet! Denken, sie könnten uns Vorschriften
machen – da hört sich ja wohl alles auf.«
    »Ich glaube,
du bist auf dem Holzweg, Leichenfledderer. Da steckt mehr dahinter, als wir glauben.«
    »Denkst
du etwa, die haben etwas damit zu …«
    »Ich denke
überhaupt nichts, Heribert, besser, wir halten uns an die Fakten.« Ohne ihn dabei
anzuschauen, stand Sydow auf, umrundete den Schreibtisch und verpasste dem Gerichtsmediziner
einen Klaps. Danach wandte er sich ab und trat ans Fenster. »Kurz und gut: Vieles,
wenn nicht gar alles, deutet darauf hin, dass für diejenigen, welche die Frau auf
dem Gewissen haben, eine Menge auf dem Spiel steht. So viel, dass sie nicht zögern,
sie aus dem Weg zu räumen.«
    »Und die
Spuren, die sie hinterlassen haben, zu verwischen.«
    »Genau,
Kroko. Die Frage ist, was als Nächstes passieren wird.«
    »Das kann
ich dir sagen, Tom. Wer auch immer die Drahtzieher sind, sie werden alles daransetzen,
um Morell mundtot zu machen.«
    »Mit Betonung
auf ›tot‹, da sie vermutlich nicht lange fackeln werden.«
    »Kommt drauf
an, hinter was sie her sind, Heribert.« Die Hände auf dem Sims, starrte Sydow in
den Regen hinaus. Das Aprilwetter gab ihm den Rest, und er fragte sich erneut, ob
es jemals Sommer werden würde. »Wer weiß, vielleicht schafft Theo es ja auch, sie
…«
    »Kriminalinspektion
eins. Ja, der ist da. Augenblick, ich gebe weiter.«
    »… abzuhängen.«
Jäh aufgeschreckt, drehte sich Sydow um und griff nach dem Hörer, den Krokowski
ihm in die Hand drückte. »Sydow hier. Was kann ich für Sie … Ach, du bist’s, Jürgen,
was gibt’s?«
    Wie sich
herausstellte, konnte Sydow für den Anrufer, einen Ex-Kollegen von Lea, eine Menge
tun. Und dieser für ihn. Auf einen Schlag wie elektrisiert, traute er seinen Ohren
nicht, den Blick abwechselnd auf Krokowski und Peters gerichtet, die ihn mit banger
Miene musterten. »Natürlich gehst du darauf ein!«, beschwor er seinen Gesprächspartner,
nachdem der Redeschwall, den er über sich ergehen lassen musste, abgeflaut war.
»Wann? Um fünf, aha. Und wo? Ja, kenne ich. Keine Sorge, wir kümmern uns darum.
Natürlich werde ich die Sache nicht an die große Glocke hängen, für wen hältst du
mich! Verlassen? Auf mich? So gut müsstest du mich inzwischen kennen. Bis dann,
Jürgen, halt die Ohren steif. Ja, geht in Ordnung – Wiederhören!«
    »Was ist?«,
drängte Peters, den es nicht mehr auf seinem Stuhl hielt, und sah Sydow neugierig
an. »Irgendwelche …«
    »Neuigkeiten?«,
vollendete Sydow, griff nach seinem Jackett und bedeutete Krokowski, ihm zu folgen.
»Und was für welche! Stellt euch vor, Männer: Kurz nach vier ist bei meinem alten
Schulfreund Orth ein Anruf eingegangen.«
    »Doch nicht
etwa dieser Schwätzer, der beim SFB [44] für Politik und Zeitgeschehen zuständig …?«
    »Doch, Kroko.
Genau der. Und wisst ihr, wer an der Strippe war? Genau, Morell! So, und jetzt kommt’s:
Im Austausch für brandheiße Informationen zum Thema Eichmann verlangt Theo hunderttausend
Mäuse, zum Mitschreiben: einhunderttausend Deutsche Mark! Zahlbar auf das Konto
eines jüdischen Opferfonds. Da kommt man ins Grübeln, keine Frage. Will heißen:
Orth und Morell vereinbaren ein Treffen.«
    »Und wozu
dann der Anruf? Kapier ich nicht, tut mir leid!«
    »Tja,

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