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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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handgeschriebenes, unterschriebenes Testament. Kommen Sie nur, Herr Bürgermeister, schauen Sie selbst, Sie sind mein Zeuge.« Der Bürgermeister rückte folgsam näher an Christiane heran, warf einen Blick auf das Blatt und nickte.
    »Geerbt haben folgende Personen«, erklärte Christiane. »Quirin Engler: einen Papagei und fünftausend Euro, für die liebevolle Pflege bisher und das weitere Futter. Therese und Leonhard Engler: fünftausend Euro, mit Dank für die Hilfe in Haus und Garten. Ein weiterer Geldbetrag, den ich hier nicht nenne, und das Haus gehen an …«, sie machte eine Pause, atmete einmal tief ein und aus, »… mich. Und jetzt vergnügen Sie sich in aller Ruhe weiter.«
    Sie nahm beide Bademäntel vom Sofa, winkte mir, und wir gingen zusammen ins Haus.

18.
    D ie Nacht war voller Schleifgeräusche und geflüsterter Befehle, gemischt mit Piccos empörtem Pfeifen. Ich setzte die Ohrstöpsel ein, hörte die finale Folge der Gänsehaut-Reihe: Während unten im Tal die letzten Schüsse verhallten, fand oben auf der Klippe der Held endlich den G-Punkt der Heldin. Die Beschreibung ihrer Reaktion darauf klang nicht unbedingt wie etwas, was man selbst erleben wollte. Es sei denn, man sehnte sich nach einer Explosion, gewaltig genug, um die Erde aus ihrer Umlaufbahn zu bringen. Unter der säuselnden Nachspielmusik schlief ich ein, erschöpft von verschmähter Liebe, Kuherlebnis, Geständnissen, den wütenden und vorwurfsvollen Blicken von Julia, ihren flammenden Reden: Christiane dürfe jetzt nicht herzlos sein und die Romantik dem Kommerz opfern. Ich hatte für Vernunft plädiert, vielleicht ließe sich eine zufriedenstellende Lösung für alle finden, zwischendurch war Lutz immer wieder nach unten gerannt, um nach der nächsten Haxnkreation zu schauen.
    »Ich glaube, ich muss jetzt ins Bett«, war alles, was Christiane dazu gesagt hatte. Julia war ihr gefolgt, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, Lutz an der Hand hinter sich herziehend, und hatte die Tür des Balkonzimmers zugeknallt. Ich würde ihr gleich heute Morgen erklären, dass Christiane ein Wunder brauchte, um unsere Jobs zu retten. Aber als ich aufwachte, war es still im Haus, Julia und Lutz waren weder in der Küche noch in ihrem Zimmer. Auf der Kommode im Flur lag ein Zettel.
    »Gina! Bin heute länger unterwegs, muss u.a. zum Notar und die Beerdigung organisieren. Bitte pass gut auf das Haus auf. Chris.«
    Das Wort »gut« war dick unterstrichen. Was immer Christiane mir damit sagen wollte. Und bedeutete »u.a.« einen Termin mit Strobl?
    Durchs Küchenfenster sah ich den Sperrmüll, einige Schränke fehlten, der Stehlampenwald hatte sich deutlich gelichtet. Anderl lud Müllsäcke voller Kuscheltiere auf einen Handkarren, Franzi und Özcan hatten sich vor dem Schlittenwall postiert, vor der Klobrillensammlung flanierten Üwe und Judda, schauten immer wieder herüber zum Haus. Pantolettinnen fotografierten, die anderen Teilnehmer des Tauchkurses standen herum. Als ob sie auf etwas warteten. Ich zog mich an, schminkte mich dezent auf Elfe und nahm meinen Instant-Latte mit nach draußen. Worauf die Gemeinde einen Moment erstarrte. Um gleich darauf in plötzliche Aktivität auszubrechen. Duschköpfe wurden untersucht, Kommoden gestreichelt, Üwe versank in Anbetung einer Klobrille aus Massivholz.
    »Guggema, Judda, Eische, das schmeicheld dem Bö…«
    »Wieso taucht ihr heute nicht?«
    »Och, nu ja, immer under Wasser, das ist ooch nüscht. Da wachsen einem noch Schwimmflössen, newahr, Judda?« Er zwinkerte seiner Frau verschwörerisch zu, was Judda übersah. »Nu, wir warten auf das Event, die Därese hat …«
    »Judda! Bis dänne, wir sähn uns.« Üwe hakte seine Frau energisch unter, schleppte sie weg von der eben noch bewunderten, poschmeichelnden Eichenholzbrille, und ich ging den Stimmen nach, die ich von hinten hörte, vom Garten her. Event? Hatte ich etwas nicht mitbekommen? Die Modenschau war doch erst für den nächsten Samstag …
    »Sie will wirklich, dass wir Zelte aufstellen?« Susn hatte sich vor Quirin aufgebaut, tippte sich an die Stirn. »Die ist doch völlig gschert, komplett damisch ist die!«
    Heute trug sie keinen langen Schlabberrock, sondern knielange, abgeschnittene Jeans. Dazu ein eng anliegendes, blütenweißes T-Shirt, das einen Blick auf ihre wohlgeformten B-Körbchen geradezu einforderte. Diese Susn hatte eine hervorragende Figur. Wahrscheinlich schwamm und surfte sie gemeinsam mit ihrem Freund. Ich

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