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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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tat, ob sie sich über die Schokoladenvorräte aus der Minibar hermachte, mit Ralli am Telefon turtelte oder die ganze Nacht Opernarien sang, ich bekam nichts davon mit. Jetzt hatte sie ihre Pumps abgestreift. Auf Strümpfen wirkte sie kleiner, aber dennoch wie aus dem Ei gepellt. Sie betrachtete noch einmal das Bärchen, dann mich, ließ ihre Augenbraue langsam sinken und lächelte.
    »Weißt du was, Schorschelchen, am besten du machst dich jetzt erst mal frisch und Julia auch, und wenn ihr wollt, auch dieser … Ähem. Ja. Und dann gehen wir essen. Ich hätte Lust auf Salat mit Shrimps und ein Glas Rotwein.«
    »Äh … Essen? Ja. Essen. Ja. Natürlich. Essen. Haha.«
    Jetzt sah sie mich mit Thereses Es-ist-mir-nicht-geheuer-Blick an. Dabei stotterte ich nur, weil ich rasend schnell die Möglichkeiten durchspielte, die uns blieben: Döner 24, das Biafuizl, das Campingplatzrestaurant und Anderls Kneipe am Feuerwehrhaus. Wo es abends ab und zu warmes Essen geben sollte, Wildgerichte, zumindest hatte Therese so etwas erwähnt. Thereses Café hatte nur tagsüber geöffnet. Und war auch nicht unbedingt die Location, in der ich Christiane sah. Auf einem Campingplatz sah ich Christiane allerdings erst recht nicht. Ich versuchte, mich zu fassen.
    »Wir können in die Kreisstadt fahren. Oder um den See, es gibt sicher irgendwo …«
    »Ach, ich bin schon den ganzen Tag gefahren. Gibt es nicht hier am Ort irgendwo einen Italiener? Es muss nicht gehoben sein.«
    »Äh, Chris, ich dachte, es ist deine Tante, also, ich meine, du warst doch sicher öfter hier?«
    »Das ist ewig her, Gina. Als Kind vielleicht. Danach war meine Tante immer bei mir, Weihnachten und so weiter. Also?«
    Dass Lutz auch gut kochte, dies zu sagen hätte ungefähr den gleichen Effekt erzielt, wie wenn ich ihr gesamtes Bett mit rosa Plüschbären bestückt hätte. Oder mit Kakerlaken.
    »Äh … also direkt italienisch wird eher schwierig. Aber vielleicht … äh … regionale Küche?«
    »Was ist nur los mit dir, Gina? Bist du verliebt?«
    »Ich? Verliebt? Seh ich so aus? In wen? Er hat mich nur gek… Äh, ich wollte mit dir sowieso mal über Mirko reden.«
    Sie musterte mich von oben bis unten, fast meinte ich, Besorgnis in ihrem Blick zu lesen, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Da gibt’s nicht viel zu reden, Gina. Ich werde ihn feuern. Und jetzt mach dich frisch, ja?«

14.
    E ine halbe Stunde später machten wir uns auf den Weg zum Feuerwehrhaus. Lutz war nicht mitgekommen, er zog es vor, in hockender Stellung vor dem Römertopf zu verharren, einen Papagei auf der Schulter, der für Christiane nach der ersten freundlichen Begrüßung jetzt doch ein feindseligeres, dennoch wie nebenbei hingeworfenes »Brunza!« übrig hatte.
    »Was ist eigentlich mit Picco Siebzehn? Warum ist er nicht in seinem Käfig?«, fragte Christiane.
    »Äh, weißt du, Papageien sollten schon frei fliegen können«, hörte ich mich sagen, zu meinem eigenen Erstaunen. »Papageien sind neugierig und müssen sich bewegen. Alles andere ist …«
    »Tierquälerei«, vollendete Julia mit ihrem engelhaftesten Lächeln.
    Darauf gingen wir eine Minute schweigend nebeneinander her. Alle drei auf Highheels. Ich hatte die Echsenledernen an, Julia trug rote, glänzende Pumps, unverkennbar Leder, in denen das Karöttchen sie bestimmt nicht gern sah, und Christiane stöckelte auf den Schuhen, in denen sie vorhin auf dem Kiesweg umgeknickt war. Das Klacken unserer Absätze hallte weithin in der Stille, bestimmt bis zum gegenüberliegenden Seeufer.
    »Meine Güte, ist das ein Kaff«, sagte Christiane. »So schlimm hab ich’s dann doch nicht in Erinnerung. Na ja, ehrlich gesagt, habe ich gar keine Erinnerung.«
    »Wenn du erst mal alles gesehen hast, wird es dir bestimmt gefallen. Sie bieten hier sogar Kuhkuscheln an«, sagte Julia und schloss etwas lahm, als Christiane stehen blieb und sie mit hochgezogener Augenbraue ansah: »Die Leute hier sind wirklich sehr nett.«
    Wenige Meter entfernt, auf dem Uferweg, gingen Quirin und Die-vom-Surfbrett-fällt lässig nebeneinander her. Was mich so aus dem Konzept brachte, dass ich auf Christianes fragenden Blick nur stottern konnte: »Die … äh … Kühe auch.«
    Sogar Julia sah mich befremdet an. Jetzt erst bemerkte ich den fischlippigen Mann und die Gruppe der Sachsen hinter den beiden, es musste sich um einen abendlichen Tauchschulausflug handeln. Um meine Verwirrung wieder wettzumachen, klatschte ich wie eine überfröhliche

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