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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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schob mich in einen dämmrigen Raum. Es roch nach Gummi. Im Halbdunkeln sah ich Taucheranzüge, Surfbretter, Reifen. Er nahm ein Badehandtuch von einem Stapel, legte es mir um, aber das Zähneklappern hörte nicht auf, und er griff nach meiner Hand, zog mich durch einen Flur. Das Badezimmer, in das er mich führte, groß und türkisblau gekachelt, hatte etwas von einem Schwimmbecken. An der Tür hing ein Bademantel.
    »Ist meiner, frisch gewaschen. Am besten, du ziehst die nassen Klamotten aus.«
    Er drehte sich um, zum Waschbecken. Er trug nur eine nasse Badehose, auch sein Oberkörper triefte. Glatte Haut, unter der sich Rippen und Schulterblätter abzeichneten. Seine Muskeln spielten ein bescheideneres Spiel, das trotzdem kraftvoller wirkte als bei Mirko, echter, ehrlicher. Die Tür zum Flur stand halb offen, irgendwo winselte Floh, und während ich noch darüber nachdachte, ob es so etwas wie ehrliche Muskeln gab, zerrte ich mir schon das nasse T-Shirt und die Hose vom Leib und schlüpfte in den Bademantel. Weich, schwer, viel zu groß. Unter dem Bademantel nestelte ich an meinem BH und der Unterhose. Quirin, mit dem Rücken zu mir, trocknete seinen Oberkörper mit größter Hingabe ab, als gebe es nichts Wichtigeres auf der Welt, rubbelte, als wollte er sich die Haut abschaben.
    »Was hast du eigentlich im See gemacht? Noch dazu mit dem Kopf unter Wasser?« Der Bademantel war warm, allmählich ließ das Zähneklappern nach und ich konnte wieder sprechen.
    »Ich hab ein bisschen auf den Grund geschaut. Ich musste … ich hab über etwas nachgedacht. Weißt, ich denk gern im Wasser, jedenfalls, wenn ich hier bin.«
    Er schlang das Handtuch um seine Hüften, drehte sich um, bemüht, mir in die Augen zu schauen.
    »Was ist eigentlich mit Mister Universum?«
    Sein Blick verirrte sich, verweilte in meinem Ausschnitt, und in diesem Moment durchfuhr es mich wie ein Blitz. Ich war allein mit ihm. Er trug nichts als ein Handtuch und nasse Badehosen. Und ich war nackt unter dem Bademantel. Oh mein Gott. Und was hatte er gleich gefragt?
    »Äh … Universum? Glaubst du auch an einen solchen Qu…, äh … ich meine … ach so, haha, du meinst Mirko?«
    Unter seinem Blick raffte ich den Kragen zusammen, aus Angst, der Bademantel könnte von allein hinunterrutschen.
    »Er war doch in deinem Bett?«
    Der Bademantel duftete nach Schwimmbad und schien immer schwerer zu werden. Ich hielt ihn fest, während Quirins Blick vom Ausschnitt zu meinen Beinen wanderte, über die ganze Fläche des Bademantels, und wieder zurück in mein Gesicht.
    »Aber … ich war nicht in meinem … Ich meine, ich hatte nur eine Decke … im großen Zimmer … äh … Aus romantischen Gründen haben wir uns erspart, dass …« Was, um Himmels willen, redete ich da? Ich atmete tief ein und wieder aus, und wenigstens ein Rest Vernunft fand sich wieder ein, zusammen mit meiner Würde.
    »Und was ist eigentlich mit dir?«
    Ich sah, wie er sich vom Waschbecken löste, einen Schritt auf mich zukam, dann den nächsten.
    »Mit mir? Mei, Gina …«
    Sein Lächeln. Das Leuchten in seinen Augen. Fahrig rückte er das rutschende Handtuch zurecht, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, über die bestimmt immer noch nassen Badehosen. Ob ihm nicht kalt sei, hätte ich fragen können, oder warum er jetzt rot wurde, aber ich fragte nicht, erstens, weil ich es selbst nicht ausstehen konnte, wenn jemand mein Erröten kommentierte, und zweitens, weil ich den Grund genau sah, selbst unter dem dicken Frotteetuch.
    Seine Hände, jetzt auf dem Kragen meines Bademantels, glitten tiefer, und bevor ich fragen konnte, warum er dies alles tat, ob er mich aus Eifersucht an sich presste, hatten sich meine Arme schon um seinen Hals gelegt, mein Körper verriet mich, wollte keine Fragen, keinen Aufschub, tat alles, um es den Händen, die am Gürtel des Bademantels nestelten, leichter zu machen. Irgendwo draußen hörte ich Stimmen, eine männliche und eine weibliche, mehr registrierte ich nicht, eine Tür schlug, Schritte auf einer Treppe, weit entfernt, in einem anderen Land. Hier wuchsen meine Lippen seinen entgegen, hier begrüßten sich unsere Zungen, als hätten sie Jahre auf diesen Moment gewartet, hier durchrieselten mich Schauer, als der Bademantel von meinen Schultern rutschte, und Quirin mit einem Stöhnen seine Hände auf …
    »Hartl, Quirl, wo seids denn? Habts schon wieder verschlafen? I hab Semmeln mitbracht und Marmelade, jetzt machts amoi

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