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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Du machst überhaupt alles richtig.«
    »Das ist ja ein Kompliment, Baumeister.«
    »Ja, ja. Komm endlich her.«
    Ich hatte das Gefühl, daß die Welt trotz dreier versteckter, verlogener Leichen sehr still war, sehr zufrieden und desinteressiert. Vielleicht war ich nur ungeduldig, vielleicht stimmte beides.
    Ich hörte, wie Elsa auf den Hof rollte und gleich in den Garten ging. Wenn ich meinen Hals reckte, konnte ich sehen, wie sie beim Chef im Gras hockte und ernst auf ihn einredete. Dann standen beide auf, er legte den Arm um ihre Schulter und sprach mit ihr. Sie wanderten vor meinem Fenster hin und her. Sie sahen aus wie Psychiater, die sich über den Fall Baumeister unterhielten. Und Patricia hockte noch immer unter dem blühenden Holunder. Endlich kamen sie herein. Der Chef sagte munter: »Ich habe die Kleine losgeschickt. Sie soll in einem Gasthaus was Anständiges zu futtern holen. Tja, mein Lieber, ich denke, wir machen hier so etwas wie eine Kommandozentrale und ziehen die Geschichte durch. Schnell und hart.«
    »O Scheiße«, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel und weil ich genau das erwartet hatte.
    »Keine Widerrede«, sagte er schnell. »Es bleibt deine Geschichte, und du sollst sie auch schreiben. Aber wir machen es schnell und hart. Wenn wir nämlich langsam und betulich vorgehen, kommt irgendein Heini vom Verteidigungsministerium, alarmiert die Geheimdienste, und die lassen uns dann richterlich verbieten zu recherchieren. Sehen Sie das auch so?«
    »Das sehe ich auch so. Aber das ist nicht entscheidend. Die können uns das noch verbieten, wenn wir schon im Druck sind. Und sie werden es erfahren, und sie werden es tun.«
    »Aber die haben doch keine Ahnung, wieviel wir wissen. Also: sechs oder acht Rechercheure ran, die besten Jungens, die ich habe. Jeder auf eine Spur. Und du sitzt hier wie die Spinne im Netz und nimmst alles entgegen.«
    »Und wann wollen Sie fertig sein?«
    »In einer Woche.«
    Ich sah Elsa an, die ernst und ein wenig bedrückt auf einem Stuhl hockte. Aber sie gab mir kein Zeichen, sagte nichts, schüttelte nicht den Kopf, nickte nicht, sah nicht ergeben zur Decke, nichts.
    »Das geht nicht«, sagte ich. »Das ist mir ein paar Nummern zu groß und ein paar Nummern zu schnell. Was ist, wenn wir auf Barrieren stoßen? Auf Informanten, die nicht erzählen wollen, weil sie irgendwie verstrickt sind?«
    »Die kaufen wir«, entschied er lapidar. »Geld spielt keine Rolle. Das ist ein dickes Ding, das will ich im Blatt haben.«
    »Dann machen Sie es ohne mich«, sagte ich. »Das ist mein letztes Wort. Ich will nichts schreiben, was andere recherchieren. Ich kann das auch nicht. Ich kann nur schreiben, was ich selbst erfahren habe. Und ich will keinen Menschen kaufen.« Ich grinste. »Ich weiß schon: Ihr wollt es schnell und hart machen, um zu verhindern, daß ich erneut verprügelt werde. Richtige Heilige seid ihr. Sie haben mir die Geschichte gegeben, ich gebe sie also zurück. Die Bilder teilen wir. Ich mache die Sache auf meine Weise oder gar nicht. Mit anderen Worten: Ich mache sie leise, oder es ist nicht meine Geschichte.« Ich glaubte, in den Augen von Elsa ein Lachen zu sehen.
    Patricia hatte sich an meinen Schreibtisch gehockt und starrte sicherheitshalber ins Nichts. Der Chef schwieg, es war sehr still. Krümel ahnte etwas und schnürte schmal und nervös hinaus.
    »Sie sollten das Geld bedenken«, sagte er schließlich. »Ich zahle Ihnen achttausend für jeden Monat, die ersten achttausend sind unterwegs. Aber es geht weiter: Wir werden in dieser Sache Rechte und Nachrichten verkaufen. Und vielleicht wird es eine Fernsehproduktion. Ich gebe Ihnen fünfzig Prozent der Rechte. Wir machen es schnell und hart mit vereinten Kräften.«
    »Sie zahlen mir die ersten achttausend. Sie zahlen die Kosten für den Arzt und das Krankenhaus, und ich bin mit der Hälfte der Bilder draußen. Schluß.«
    »Aber allein die ersten Nebenrechte werden zwanzigtausend bringen.«
    »Es ist nicht das Geld«, sagte ich. »Geld ist es nicht. Es ist eine brutale, verdeckte Geschichte, die Geduld verlangt.«
    »Kann ich denn Ihr Haus als Kommandozentrale benutzen?«
    »Nein.«
    »Seit wann sind Sie kleinkariert und engstirnig?«
    Ich war zornig, wütend und enttäuscht, und ich mochte seine Art Journalismus nicht. Ich schrie ihn an: »Verdammt noch mal, dies ist eine brutale Geschichte, und die Gegenseite ist Vater Staat! Und wenn die Gegenseite merkt, daß Sie schnell und hart mit Ihren blöden

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