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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rechercheuren einsteigen, wird Vater Staat dieses Haus stürmen und jeden Stein umdrehen. Von diesem Haus wird nichts mehr bleiben, und sie werden auch meinen Garten zertrampeln. Ich habe an dem Garten vier Jahre gefummelt. Da steckt Zen-Buddhismus drin und Taoismus, und es ist mir scheißegal, ob Sie mir glauben oder nicht. Dies ist mein Zuhause und Sie kriegen es nicht für Ihre schnelle, harte Geschichte. Die Gegenseite wird merken, daß Sie loslegen, und sie wird alles wasserdicht machen, alles. Und ich traue Ihren Rechercheuren nicht. Die werden viele Dinge übersehen, weil der Chef einen schnellen Erfolg will. Der Chef braucht eine höhere Auflage, der Chef will in den Nachrichten von ZDF und ARD erwähnt werden. Nehmen Sie Ihre Geschichte und hauen Sie ab!«
    Er war blaß, und ich war nahe dran, irgendeine Entschuldigung zu murmeln, daß ich ihn begreifen könne, daß er aber auch mich begreifen müsse und dergleichen mehr. »Geht nicht so miteinander um«, murmelte Elsa. »Du mußt zugeben, Baumeister, daß man ein paar Informanten auch kaufen kann.«
    »Natürlich kannst du Informanten kaufen. Jeder Tausendmarks chein wird aus einem Furz einen Taifun machen. Ich habe hier jeden Stein ausgesucht, nach Farbe und Fossilien ...«
    »Ich weiß doch, daß du das hier liebst«, sagte sie. »Aber geht denn nicht ein Kompromiß?«
    Der Chef nahm das rechte Knie hoch, stützte die Arme drauf und legte sein Gesicht in die Hände. »Du hast ja recht, wir brauchen eine gute Geschichte, wir brauchen hundert gute Geschichten, wir brauchen Auflage. Und ich brauche sie schnell, weil mein Aufsichtsrat ... ach, Baumeister, scheiß drauf, du verstehst nix von meinen Sorgen.«
    »Wie kann er das, wenn er sie nicht kennt?« fragte Elsa empört. »Außerdem hat er ständig Schmerzen und sagt nichts, der Indianer.«
    »Raus hier«, sagte ich. »Ich habe die Schnauze voll von harten, schnellen Geschichten, die sich hinterher so lesen, als spielten nur Roboter mit.«
    Der Chef stand auf. »Nein, Baumeister, ich flehe dich nicht an, ich schmeiße dich aus der Geschichte raus und mache sie selbst. Wir sind geschiedene Leute. Ich habe es nicht nötig ... ach, verdammt noch mal, du könntest dir eine goldene Nase verdienen.«
    »Mit einer goldenen Nase kann ich nicht mehr riechen«, sagte ich giftig. »Und nun nehmen Sie Ihren Troß und verschwinden Sie.«
    »Sie sind ein Sturkopf mit heiligen Regeln über edlen Journalismus. Wir sind zivilisierte Leute ... Lassen Sie mich es anders sagen: Es wird einen Mann oder eine Frau geben, die genau weiß, was geschah, und die den gesamten Hintergrund kennt. Und den oder die kaufen wir. Notfalls gegen ein Einfamilienhaus ...«
    »Ja, leider. Haut ab.«
    Elsa beugte sich vor. »Dir geht es doch schlecht, Baumeister, du wirst ...«
    Das Läuten des Telefons unterbrach unser Bauerntheater. »Herr Baumeister«, sagte Alfreds Mutter, »ich hätte da eine Bitte. Der Steuersachverständige ist gekommen, und Alfred wußte das, aber Alfred ist nicht da. Ich weiß auch nicht, was der sich so denkt. Oben hinter dem Sportplatz will er Heu machen, und da kann ich ihn ja nicht erreichen. Nicht daß ich was von Ihnen will, aber Alfred muß ja herkommen, es geht ja um die Jahressteuer. Und Alfred vergißt doch so was nie, und ich weiß nicht ... Ob vielleicht Ihre Bekannte mal zum Sportplatz rauffahren kann, und ob sie Alfred das sagt, weil ich ja weiß, daß Sie flachliegen. Wie geht es Ihnen denn?«
    »Mir geht es gut, Mutter Melzer. Sie machen sich Sorgen, nicht wahr?«
    »Na ja, ein bißchen.«
    »Ich erledige das schon«, sagte ich und legte auf.
    »Ist was mit Alfred?« fragte Elsa.
    »Nein, nein«, sagte ich schnell. »Ich möchte mal in den Garten. Holst du mir Jeans und ein Hemd?«
    Sie sah mich mißtrauisch an und rührte sich nicht.
    »Ich soll trainieren, mich zu bewegen, hat der Arzt gesagt.« Ich schlug die Wolldecke zurück und lag da nackt und zugepflastert.
    »O weia«, sagte der Chef genüßlich, »das müssen wir fotografieren.«
    »Aber nur gegen Honorar«, sagte ich. »Ich bin jetzt ein Spitzenmodell.« Es ging einigermaßen, ich stand, die ersten Schritte liefen flott.
    »Ich hol dir die Sachen«, sagte Elsa hastig.
    Patricia stand mit einem Paket in Alufolie in der Tür und murmelte zaghaft: »Sie hatten nix Vernünftiges außer Wildschweinbraten mit Bratkartoffeln und rote Bete.«
    »Dann eßt mal schön«, sagte ich. Ich war so wütend, daß ich schmerzlos über die beiden ersten

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