Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Herkules in diesem Moment. Wir müssen dich irgendwie in die Karre kriegen. Los, komm schon.« Aber er kam nicht, er war ohne Bewußtsein.
    Ich griff ihn unter den Achseln und hob ihn von der Antriebswelle herunter. Dann konnte ich ihn nicht mehr halten, weil meine Bauchmuskeln nicht mitspielten, und er fiel flach auf den Rücken. Er lallte etwas, aber er war nicht zu verstehen.
    »Du mußt das jetzt aushalten«, keuchte ich. »Wir haben hier schließlich kein Telefon.«
    Er versuchte wieder zu grinsen und sah einen Augenblick lang tatsächlich so aus, als sei er nur total betrunken. Ich zog ihn langsam Zentimeter um Zentimeter an den Wagen heran. Dann hob ich ihn an den Schultern hoch, so daß sein Kopf in den Wagen pendelte. Es war mühsam, und ich redete ununterbrochen auf ihn ein. Ich weiß nicht mehr, was ich sagte und dachte. Endlich lag er mit dem Kopf auf der Sitzfläche und dem Hintern vor dem Sitz.
    »Scheiß drauf, Liebling«, sagte ich, »es geht nicht besser, dein Arsch ist mir zu schwer.«
    Ich fuhr von der Wiese herunter und nahm dann den Weg vom Sportplatz hinunter in das Dorf. Es war etwas weiter, aber der Weg war asphaltiert. Ich mußte am Hof vorbei, weil es eine andere Möglichkeit nicht gibt, und sah sie erregt gestikulierend und wild winkend vor der Tür stehen: Elsa, den Chef und die biblische Patricia. Am Dorfausgang gab ich Vollgas in Richtung Gerolstein. Ich sah, wie Alfreds Hand sich in die Polsterung krallte, und schrie: »Bleib ruhig, Junge, gleich sind wir da.« Ich hatte rund sechzehn Kilometer vor mir, und die Straße schien ein Treffpunkt aller Eifelbauern zu sein, die gemütlich mit ihren Treckern des Weges zogen, zufrieden mit des Tages Arbeit.
    Ich fluchte lang und anhaltend und versuchte, so zu fahren, daß ich scharfes Bremsen vermeiden konnte. Aber die schnellen Laster mit dem Geroisteiner Sprudel, die mir in Richtung Ruhrgebiet entgegenzogen, schienen sich einen Sport daraus zu machen, mich zu behindern. Ich schaltete alle Lichter an, die Notbefeuerung eingeschlossen, und ging nicht mehr von der Hupe. Ich spürte, wie Alfred sich neben mir bewegte, und dann hörte ich ihn unflätig fluchen, und immerhin verstand ich ihn jetzt. »Sei ganz ruhig«, brüllte ich. »Wir sind gleich in Gerolstein. Wer war es?«
    »Bbbunnnesweeer«, lallte er. »Sssiemlich viele, vier, sechs, weisss nich.« Sein Kopf klappte zur Seite ab.
    »Einfach so? Oder haben die was gesagt?«
    »Biller«, lallte er, und ich wußte nicht, was er meinte.
    »Noch mal.«
    »Bbbilllerbbbillller.«
    »Die Bilder. Du meinst, die Fotos.«
    Er nickte.
    »Laß es gut sein, macht nix. Wir müssen erst mal wissen, was mit dir ist.«
    Ich kam jetzt in das Industriegebiet, in dem der Verkehr erheblich dichter war. Ich mußte mit der Geschwindigkeit heruntergehen. Ich fuhr eine lange Einbahnstraße in die verkehrte Richtung, um abzukürzen. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchte, ich weiß nur, daß ich an der Notaufnahme des Krankenhauses zu spät auf die Bremse ging und voll in das hohe geschlossene Rolltor krachte. Rechts von mir sah ich schemenhafte Bewegungen, und ein Mann schrie dauernd: »Der ist doch besoffen, der ist doch besoffen ...«
    Links von mir erschien ein Gesicht, das ich kannte. Es war der Arzt, der mich geröntgt hatte.
    »Sieh mal an«, sagte er munter und gut gelaunt, »wen haben wir denn da schon wieder?«
    »Der da braucht Sie«, sagte ich, »ich bin o. k.«
    »Schafft den Beifahrer raus und in die Ambulanz!« schrie er. Dann bückte er sich erneut zu mir. »Kommen Sie mal mit«, sagte er. »Sie sind so blaß um die Nase. Ist das jetzt eine Fortsetzung?«
    Neben mir nahmen sie Alfred behutsam heraus, legten ihn auf eine Bahre und trugen ihn im Laufschritt davon.
    »Was ist mit ihm? Unfall?«
    »Verprügelt«, sagte ich. »Wie ich.«
    »Steigen Sie mal aus«, sagte er und grinste.
    »Ich bleib sitzen, mir geht es gut.«
    »Das denke ich mir. Sie sehen ja auch blendend aus.«
    »Ich bin vollkommen in Ordnung.«
    »Na gut«, sagte er gemütlich und riß die Tür ohne Vorwarnung auf.
    Ich verlor den Halt und kippte aus dem Wagen. Ich hörte noch, wie er befriedigt »Siehste!« schnaufte.
    Als ich erwachte, lag ich auf einer harten dunkelgrünen Liege in einem Raum, der vollkommen gefliest war. Jemand dicht über meinem Kopf sagte mit Genuß: »Der Mann hat tatsächlich nichts. Ist bloß vollkommen überarbeitet, total verprügelt und ansonsten total im Eimer.«
    »Was ist mit Alfred?«
    »Wer ist denn

Weitere Kostenlose Bücher