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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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weiter. Ist rein privates Interesse.«
    »Aber die Staatssicherheit könnte berührt sein«, dachte er laut.
    »Aha«, sagte ich und lächelte ihn freundlich an. Ich suchte nach einer Möglichkeit, ihn zu verunsichern. Und als ich sie gefunden hatte, atmete ich tief durch. »Wissen Sie denn«, fragte ich langsam, »was die Mitarbeiterin Susanne Kleiber gewußt hat?«
    Seine Schultern bewegten sich einige Zentimeter nach vorn, und die Haut rechts und links vom Mund wurde straff. »Wieso Mitarbeiterin?« fragte er.
    »Es kursieren viele Gerüchte in der Eifel«, sagte ich, und ich genoß es. »Sie wissen doch, wie das hier so geht. Die Leute sind dankbar für jedes kleine Schwätzchen. Aber wenn Sie nicht wissen, was Lorenz Monning wußte, werden Sie auch nichts wissen, was die Susanne Kleiber betrifft. Mich interessiert da noch eine Frage privat am Rande: Diese Marianne Rebeisen, die angebliche Verkäuferin aus Köln, diese Profinutte, ich meine die, die von vorne erschossen wurde, die im zweiten Monat schwanger war, wie unsere Informanten sagen, also die, deren Namen Sie nicht sagen mögen ... Ich fange besser von vorne an, es wird zu kompliziert.« Ich lächelte offen in sein versteinertes Gesicht, wie das so meine Art ist. »Die Frage ist ganz einfach, für wen hat die gearbeitet? Für den MAD oder den Verfassungsschutz? Die Frage liegt doch nahe, nicht wahr?«
    »Finden Sie?« fragte er und hielt den Kopf über sein Bierglas gesenkt. »Ich fange an zu begreifen, warum deutsche Journalisten soviel spinnen. Sie wissen doch in Wirklichkeit gar nichts.«
    »Also, das würde ich nicht sagen, und Sie wissen das.« Ich lachte. »Mögen Sie noch ein Bier?«
    »Danke, es ist zu heiß. Was wissen Sie denn wirklich? Ich meine, von Lorenz Monning?«
    »Ich bin der Meinung, Sie verschwinden jetzt besser«, sagte ich. »Ich bin ein netter, höflicher Mensch, aber wenn Leute wie Sie mich verarschen wollen, fühle ich mich unbehaglich. Und Angeln ist nichts, mein Bester. Ich hätte ständig Angst, Sie würden mich ersäufen.« Ich sah ihn an und bemühte mich, ein warmes, menschliches Gefühl in die Augen zu bekommen. Aber er achtete wohl nicht darauf.
    Er stand auf und stellte das Bierglas so heftig auf die Kupferplatte des kleinen Tisches, daß es zerbrach. Er ging hinaus, und nach den Bewegungen seiner Hüften zu urteilen, litt er an drohendem Durchfall.
    Ich mußte eine volle Stunde warten, ehe Elsa wieder auf den Hof gefahren kam. Sie hatte ein seltsam erregtes Gesicht. Sie ging an mir vorbei und sagte: »Ich habe in der Küche eine Flasche Pernod gesehen, so ein Lakritzwasser wird mir jetzt guttun. Und schimpf nicht, Baumeister. Als ich Messner so sah, hatte ich die Idee: Wenn der nicht in Hohbach ist, kann ich mal nach Hohbach fahren.« Sie ging vor mir her in die Küche und machte sich einen Pernod zurecht. »In Hohbach gibt es einen schönen Tante-Emma-Laden, da war ich drin. Ich habe ein Vermögen ausgegeben. Du hast sechs Tüten voll Zeugs im Auto, das wir irgendwann mal gebrauchen können. Vom Toilettenpapier bis Haarspray. Je mehr ich einkaufte, um so mehr hat die Frau im Laden erzählt. Eine richtig gute Zeitung, die Frau.« Sie trank den Pernod, als sei es Sprudel. »Natürlich kam es mir auf die Susanne Kleiber an. Die war mit Sicherheit die bestgehaßte Frau in Hohbach. Alle Weiber glauben, daß ihre Männer es mit ihr trieben. Ja, ja, wir beide wissen, daß das wohl nicht so war, aber gegen Eifersucht ist wenig zu machen. Sie war in der Kneipe nicht nur Bedienung, sie hat auch in der Küche gearbeitet. Und sie ging dauernd mit Soldaten spazieren. Mal mit ganzen Trupps, mal mit einem allein. Und sie hatte keinen Freund, was die Hohbacher Frauen natürlich besonders mißtrauisch gemacht hat. Ich habe gesagt, ich wäre eine Frau vom Campingplatz, das machte sich ganz gut. Gerüchteweise haben die Frauen gehört, Susanne Kleiber wollte in der Kneipe aufhören und abhauen. Sie erzählen auch empört, die Kleiber habe was mit dem Monning gehabt, obwohl der doch die Marita Heims hatte. Und sie haben immer wieder gehört, in Hohbach hätten sich Spione aus der DDR herumgetrieben. Das war es.«
    »Das war Klasse, das war sehr gut.«
    »Und wie war Messner?«
    »Messner muß jetzt glauben, daß wir sehr viel mehr wissen, als wir eigentlich wissen dürfen. Und morgen haben die Ministerien mein Schreiben und dann wird er beruflich für den Rest seines Lebens ein sehr toter Mann sein.«
    Sie trank den Rest ihres Pernods.

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