Eifel-Blues
anschließend auch noch einen Orden kriegen.«
»So sind Ordensträger«, sagte Elsa. »Ich leg mich in den Garten und schlafe.«
Ich ging mit Naumann auf den Hof.
»Was geschieht eigentlich, wenn mit Elsa etwas geschieht?« fragte er.
»Dann drehe ich durch«, sagte ich.
Er lächelte bitter und ging zu seinem Wagen. »So fangen Kriege an«, murmelte er.
»Können Sie mir einen Gefallen tun? Wir haben da eine Dame ausgegraben. Marita Heims heißt sie. Sie liegt schwerverletzt in der Klinik in Blankenheim. Können Sie sich erkundigen, was medizinisch mit der los ist?«
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, Sir. Ich stecke ohnehin bis zum Hals drin. Ich könnte nicht einmal glaubwürdig begründen, weshalb ich nach dieser Dame frage. Nichts für ungut.«
»Schon gut«, sagte ich, »schon gut. Ich werde auch schlafen gehen.«
»Was tun Sie eigentlich nachts?« Er verzichtete auf eine Antwort und fuhr davon.
Ich legte mich unter den Holunder in das Gras und war gleich darauf eingeschlafen. Bevor mein Geist sich in den kleinen Tod fügte, dachte ich darüber nach, wem wohl die Mordwaffe gehörte. Ich hatte sie vollkommen vergessen.
Elsa stupste mich irgendwann und sagte leise: »Baumeister, dein Intimfeind Messner ist hier.«
»Sage ihm, ich empfange zur Zeit nicht. Ich dachte immer, die Eifel sei einsam.«
»Aber er hat ganz traurige Augen.«
»Er ahnt seinen Tod.«
Messner saß in einem Sessel, hielt ein Glas Bier fest und sagte: »Schön haben Sie's hier.«
»Ja. Aber bevor wir in Höflichkeiten versinken, möchte ich Sie fragen, was Monning gewußt hat?«
»Wie bitte?« Er war offensichtlich irritiert und hielt den Atem an.
In diesem Augenblick fuhr Elsa mit Vollgas vom Hof, und ich hatte Mühe, so zu tun, als sei das nicht von Wichtigkeit.
»Monning wurde erschossen. Sicherlich nicht grundlos. Er war MAD-Mann, streiten Sie das nicht ab. Sie sind auch einer, abstreiten hat auch keinen Zweck. Also hat er etwas gewußt, was er nicht wissen sollte.«
»Ach so«, sagte Messner. »Das ist ja äußerst interessant. Und sicherlich wissen Sie ungefähr, was er wußte und was andere nicht wissen dürfen.«
»So fragt man kleine Jungen aus. Ich dachte, Sie würden es mir sagen.«
»Ich weiß nichts dergleichen. Es war halt eine Eifersuchtssache.« Sein Gesicht war ähnlich ausdrucksvoll wie das eines Weihnachtskarpfens.
»Übrigens Eifersucht. Wie geht es Marita?«
»Hm.« Er trank einen Schluck Bier. »Sie war eine Tussi, die hinter Monning her war, nichts sonst. Sicher hat er sie ein paarmal beschlafen, ist ja auch einsam in der Eifel.«
Ich sagte nichts auf diese Rede, ich fand ihn nur widerwärtig.
»Na ja, sie war hinter ihm her wie so viele«, setzte er erklärend hinzu. »Ich denke, Sie recherchieren nicht mehr.«
»Das wußten wir schon vorher«, murmelte ich. »Also, wie geht es Marita?«
»Den Umständen entsprechend. Sie wird ohne große Narben aufstehen.«
»Das freut mich aber«, murmelte ich und setzte mich auf die Sofalehne. »Wir haben rein gedanklich gewisse Probleme mit der dritten Leiche, der zweiten Frau. Wie hieß die doch gleich?«
Er lachte kurz. »Sie wollen doch nicht mit mir in ein Verhör gehen, oder? Das war eine Frau, die ebenfalls Monning über den Weg gelaufen ist. Er nahm sie eben kurz mit, der Weiberheld.« Er sagte das so, als sei er stolz auf Monning.
»Diese zweite Frau wurde zweihundert Meter entfernt erschossen. Vor den Morden an Lorenz und Kleiber oder nachher? Und noch etwas: Wo ist dieser LKW-Fahrer aus Dresden abgeblieben?«
Seine Stimme veränderte sich nicht. »Der Reihe nach. Wie Sie wissen, war die zweite Tote eine Freundin der Kleiber. Und ich weiß nur: Sie war nicht astrein. Ich bin aber nicht berechtigt, das weiter auszuführen. Der LKW-Fahrer ist ein entschieden wichtiger Punkt. Er zog kurz nach zehn Uhr an dem Sonntag abend von Hohbach Richtung Depot los, obwohl die Straße für jeden Durchgangsverkehr gesperrt ist. Was wollte der am Depot? Sie sollten sich darüber Gedanken machen, sehr dringend sogar, denn vorher sprach der Mann mit der Kleiber – in der Kneipe. Eine Verabredung, ein Treff? Ich weiß es nicht. Glauben Sie denn zu wissen, daß Monning etwas wußte, das seinen Tod wert war?«
»Na sicher«, sagte ich. »Er war hinter jemandem her, und wir ahnen auch, hinter wem.«
»Das sollten Sie mir aber sagen«, seine Stimme wurde scharf.
»Das behalten wir lieber für uns«, sagte ich sanft. »Wir recherchieren sowieso nicht
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