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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Knie reichten, und schwere Schuhe mit dicken roten Wollstrümpfen – so, als friere er untenrum, als sei ihm obenrum zu warm.
    Er deutete auf eine Weide. »Dahinter ist ein Tümpel, das ist mein Eisschrank. Da steht ein Träger Bier. Bedienen Sie sich.«
    »Das mache ich schon«, sagte Elsa.
    Er sah ihr nach und murmelte ungeniert mit seinen klaren Augen: »Ein schönes, munteres Reh ist das aber. Ihre Frau?«
    Elsa kam mit drei Flaschen Bier zurück und teilte sie aus.
    »Wieviel Köpfe hat die Herde?« fragte ich.
    »Etwas über vierhundert«, sagte er. »Und es lohnt sich kaum noch.«
    »Sie leben ja direkt bei Mutter Natur!« Elsa strahlte ihn an.
    Er nickte bedächtig. »Messner hat mir genau erklärt, wie Sie sich benehmen würden«, murmelte er. »Und er hatte recht. So benehmen Sie sich auch. Sie machen so ein bißchen auf deppert, wie man in Bayern sagt.«
    »O Scheiße!« sagte ich, fand es aber nicht angebracht, unhöflich zu sein. Ich öffnete meine Flasche und gab sie ihm. »Ich lebe alkoholfrei. Was hat Messner sonst noch gesagt?«
    Er grinste. »Eigentlich nur, daß Sie kommen würden.«
    »Ein präpariertes Mannsbild also«, murmelte Elsa.
    »Dieser Messner geht mir auf die Nerven«, sagte ich.
    »Das kann ich verstehen, aber er arbeitet eben für Vater Staat«, sagte er. »Und Staatsdiener sind gründlich.«
    »Ich habe eine Bitte«, sagte ich. »Spielen Sie uns ein bißchen auf der Klarinette?«
    Er lachte, und das sah beängstigend echt aus. »Man geht dem Künstler um den Bart.«
    »So nicht«, murmelte ich abwehrend. »Sie haben so eine Art sauberen Ackerbilk-Sound, wenn Sie den Vergleich erlauben. Ich weiß ja Ihren Namen nicht.«
    »Den glauben Sie mir nicht«, lächelte er. »Ich heiße Meier.«
    »Wie schön für Sie«, sagte Elsa.
    »Im Ernst. Sebastian Meier. Das mit der Klarinette erklär ich Ihnen noch. Was wollen Sie denn hören?«
    »Kennen Sie die Klarinettenversion von Sinatras My Way} Das wäre jetzt gut, ich bin so schön wütend.«
    Er nickte, spielte es lang und gut. Dann verlor er sich in einer Bachschen Fuge, und Elsa hauchte: »Toll.«
    »Die Herde ist ruhig, wenn ich spiele«, sagte er.
    »Sind Sie ein Berufsklarinettist?« Vielleicht gefiel ihm die Frage.
    Er sah mich an, nahm einen kleinen Stein und warf ihn in das Feuer. »Ich bin Lehrer. Kunstgeschichte und Musik. Ich sage Ihnen das nur, weil Sie das sowieso rauskriegen würden. Mein Vater hat diese Domäne gepachtet, ich habe nie einen guten Job gekriegt und bin dann auf eine agrarwissenschaftliche Schule gegangen. Umgeschult also. Ich bin Schäfer mit Diplom. Was die andere Sache betrifft, wegen der Sie hier sind: Ich kann nichts sagen, weil ich unterschrieben habe, nichts zu sagen. Das geht einfach nicht, ich rede mich nicht um Kopf und Kragen.«
    »Also haben Sie etwas gesehen?« fragte ich. »Oder anders gefragt: Sie sind der einzige Zeuge? Sie waren da, das wissen wir mit Sicherheit.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe Weiden gefunden, auf denen Schafe gezogen sind. Ich habe mit Vergnügen Schafscheiße entdeckt und Wolle auf den Zäunen. Und außerdem hatten Sie bereits Besuch von einer blonden Frau namens Marita Heims aus Blankenheim. Das war in der letzten Nacht.«
    »Pressemenschen sind irgendwie verrückt«, sagte er. Es lag widerwillige Anerkennung darin. »Aber das darf ich wohl sagen: Ich bin der einzige Zeuge. Aber: Was ich gesehen habe, habe ich nicht verstanden.«
    »War der Jeep geschlossen oder auf?«
    »Ich sage nichts.«
    »Sie sind ein Schofel«, sagte Elsa hell.
    »Nicht doch!« wehrte er sich beleidigt. »Ich sitze auf einer ABM-Stelle, das Arbeitsamt finanziert mich, und die EG finanziert meine Herde. Ich kann mich doch nicht um meine Existenz reden.« Er grinste.
    »Sie möchten das aber«, sagte ich schnell.
    »Wie bitte?« fragte er irritiert. Dann sah er mich an, und ich sah das Verständnis in seinen Augen.
    »Also: War der Jeep geschlossen oder offen?«
    »Oh, Mann, Sie bringen mich in Verlegenheit. Können Sie etwas damit anfangen, wenn ich sage: beides?«
    »O ja, damit kann er etwas anfangen«, sagte Elsa zufrieden. »Vielen Dank.«
    »Aber mehr sage ich nicht.«
    »Eines können Sie aber sagen: ob es eine Spionagegeschichte ist.«
    Er sah mich an und lächelte. »Glauben Sie, die Kameraden von der Bundeswehr würden um eine Eifersuchtsgeschichte soviel Wirbel machen?«
    »War der Täter ein Mann oder eine Frau?«
    »Und wenn Sie mich totschlagen: beides!«
    »Heißt das zwei

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