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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er.
    »Dann noch etwas: Ich traue Ihnen nicht, es kann sein, daß Sie lügen. Es gibt aber eine Möglichkeit, zu beweisen, daß Sie die Wahrheit sagen. Ungefähr zur Tatzeit ist ein Laster die Straße entlanggefahren. Vor den Morden oder nach den Morden?«
    »Sehr gute Frage. Aber das können Sie ja überall in Hohbach erfahren. Es war vor den Morden, ziemlich genau fünfzehn Minuten vor den Morden.«
    Elsa lächelte schnell. »Sie sind schon sehr nett«, murmelte sie.
    »Jetzt bin ich noch einmal dran«, sagte ich. »Der Laster fuhr also kurz vor den Morden durch. Wie weit waren Sie entfernt?«
    »Etwa zweihundert Meter nördlich auf einer Koppel.«
    »Gut. Sie sind sicherlich technisch versiert. Hätten Sie gehört, wenn der Laster stoppt, anhält?«
    »Sicher, hat er aber nicht.« Er verzog sehr ernst das Gesicht. Das war ein Punkt, der ihm Kummer machte.
    »Messner schwört, der hat gehalten, und ich sage, er hat nicht gehalten. Na ja, ist ja wohl Wurscht.«
    Wir schlenderten zum Wagen zurück. »Kannst du dir einen Reim darauf machen?«
    »Nicht ganz. Zuerst war der Jeep geschlossen, dann offen. Den Mörder konnte er bei dem strömenden Regen nicht erkennen. Der Lastwagen kam vorher durch und stoppte nicht. Herzlichen Glückwunsch übrigens, deine Fragen sind hervorragend.«
    »Keine Lobessprüche, bitte«, sagte sie. »Ich hätte den Dank gern in Naturalien.«
    »Wie schön«, murmelte ich. »Bring mich bitte nach Hause. Fahr in die Klinik und stell fest, ob Marita Heims' Zimmer bewacht wird. Ich muß mich hinlegen, ich habe Schmerzen.«
    Sie setzte mich ab und fuhr weiter, ich hockte mich an das Fenster zum Garten. Es war ein gutes Gefühl, Elsa in der Geschichte neben mir zu haben.
    Krümel räkelte sich im Gras und wurde von zwei wütenden Rauchschwalben attackiert, die wie Sturzkampfbomber anflogen. Sie bemühte sich um Gelassenheit und putzte sich betulich beide Vorderläufe. Dann brachte sie irgend etwas durcheinander, und sie fiel um, weil sie das Gleichgewicht verlor.

NEUNTES KAPITEL
    Elsa war nach einer Stunde wieder da und sagte aufgeräumt: »Es war wie erwartet. Vor Maritas Krankenzimmer hockt ein Mann in Zivil auf einem Stuhl und langweilt sich zu Tode. Ich habe ihn aus der Hüfte mit dem Superweitwinkel abgeschossen. Und was nun?«
    »Denkpause«, sagte ich. »Ich meine nicht eine Pause, in der wir denken, sondern eine Pause, um das Hirn zu entspannen. Ruh dich aus, du hast es verdient.«
    »Können wir nicht etwas Gutbürgerliches machen? Ein Eis essen gehen oder so was?«
    »Laß mich noch ein Band diktieren und postfertig machen, dann können wir dergleichen Luxuriöses machen. Wie wäre es mit Eifelforelle statt Eis?«
    »Du bist ein himmlischer Liebhaber. Wenn es wirklich eine Spionagegeschichte ist, haben wir keine Chance, jemals die Lösung zu finden, oder? Weil wir das, was in geheimen Akten steht, niemals erfahren.«
    »Das ist auch nicht mein Thema. Thema ist die Spionagegeschichte nicht, auch nicht der dreifache Mord in einer Spionagegeschichte. Thema ist dreimal Mord, einmal Mordversuch und zweimal schwere Prügelei, wobei die ganze Eifel gezwungen wird, so zu tun, als wäre das alles nicht geschehen. Das ist eine sehr verdeckte, brutale Geschichte. Und diese Geschichte können wir teilweise schon schreiben.«
    Sie überlegte und sagte dann: »Danke für die Aufklärung, Sir. Ich war ganz mutlos, als ich begriff, daß wir die Spionagegeschichte niemals klären werden. Weißt du, Baumeister, es ist eigentlich grotesk, wieviel Macht der Staat besitzt.«
    »Es ist nicht der Staat, es sind Menschen, die das im Namen des Staates behaupten. Es gibt groteskere Beispiele. Die heilige Maria hat was mit dem heiligen Josef und bleibt dabei Jungfrau. Nach neun Monaten gebärt sie einen Jungen namens Jesus und bleibt Jungfrau. Das mußt du glauben. Glaubst du es nicht, bist du kein rechter Katholik. Das ist Macht, das ist Ausnutzung von Macht.«
    »Du wirst ja richtig elegisch.«
    »Jungfernhäutchen machen mich an und hin. Die Menschen fallen immer wieder auf alte Dinge rein und denken immer wieder alte Gedanken. Sie ducken sich, wenn jemand droht. Und wenn jemand wie Messner mit Gewalt winkt, ducken sie sich so tief, daß ihre eigene Meinung auf der Strecke bleibt.«
    Sie starrte aus dem Fenster. »Die Menschen ducken sich und denken alte Dinge. Weißt du, ich habe mal sehr viel getrunken. Ich weiß nicht mehr genau, es war ein mieses Stück in meinem Leben. Zehn Jahre später, als ich nicht

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