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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht, wer das Geld hatte, diese Rebeisen oder diese Kleiber. Kann ja auch sein, der Mimmig oder Mommig, dieser Blonde von der Bundeswehr jedenfalls, mit dem sie mal hier waren.«
    »Wer hat denn nun gekauft? Die Kleiber oder die Rebeisen?« fragte ich.
    »Die Rebeisen war beim Notar mit. Die hat den Namen gegeben. Komische Frauen. Dieser Mommig war auch komisch. Wollte der vielleicht mit zwei Frauen ...?« Sie lachte. »Es gibt heute Sachen, die hältste nicht aus.« Sie hatte verfaulte Backenzähne.
    »Aber bezahlt ist alles?« fragte Elsa.
    »Ja, sicher. Also, die müssen viel an die Füße haben. Die haben unsere laufenden Konten übernommen und die Hypotheken. Und den Rest haben sie auf den Tisch gelegt. Bar. Richtig wie im Film.«
    »Und wann wollten sie einziehen?«
    »Die beiden Frauen? Ende des Jahres. Sie haben gesagt, sie machen eine richtig gemütliche Kneipe mit Hotel. Die hätten sich vielleicht gewundert. Und sie haben auch gesagt, sie legten keinen Wert auf die Bundeswehr. Ha! sage ich nur.«
    »Ist viel Bundeswehr bei Ihnen?« fragte ich.
    »Na ja, nicht allzuviel. Aber wenn Messner mit seiner Clique kommt, ist schon was geboten. Also im Sommer kommt der dauernd. Meistens am Wochenende, wenn die Jungens freihaben und auf Ritt gehen. Auf Ritt gehen, sagen sie immer. Messner ist ja vornehm und zurückhaltend und sitzt nur da und hat sie im Griff. Mann, das hältste nich aus, wie der die Kameradschaftsabende macht. Mit Kabarett im Saal, wir haben hinten einen kleinen Saal mit Bühne. Als Weiber sind die aufgetreten mit Damenwahl und so. Mann, haben wir gelacht. Und Messner immer schön ganz hinten und nur lächeln. Der hat die gut im Griff.«
    Der Kaffee war umwerfend schlecht.
    »Die Frauen sind tot, das Haus ist bezahlt. Was passiert denn jetzt?« Elsa sah mich an.
    »Ich weiß es nicht, ich kenne die Rechtslage nicht.«
    »Messner war schon hier«, sagte die Wirtin. »Er sagte, wir sollen uns keine Sorgen machen, das schaukelt er schon. Wir gehen jedenfalls raus und hauen ab. Nichts wie weg hier.«
    Im Wagen sagte Elsa: »Laß mich zusammenfassen, was Monning tat: Er hat zwei Höfe im Münsterland, eine Frau und zwei Kinder. Das alles läßt er im Stich. Er hat hier eine Freundin namens Heims, mit der er dreißigtausend Mark spart und der er die Ehe verspricht. Er hat eine feste Verbindung zu seiner Kollegin Susanne Kleiber. Über diese Verbindung wissen wir nichts. Aber die Freundin der Kleiber, die Marianne Rebeisen, ist in Köln eine berufsmäßige Nutte. Und die kriegt ein Kind von eben diesem Monning. Es sieht so aus, als hätten wir es mit einem Monster zu tun.«
    »Wir gehen jetzt nach Niederehe Forellen essen«, bestimmte ich. »Und du wirst mir erzählen, wie dein Leben in Hamburg aussieht und wen du haßt und wen du liebst und welche Kollegin dir auf die Nerven geht und welcher Macho dir in den Hintern kneift und dergleichen Sachen mehr.«
    Wir aßen Forellen und unterhielten uns anderthalb Stunden darüber, ob Monning ein Schwein gewesen sei oder ein Heiliger oder beides oder nichts von allem. Dann kamen wir auf die Idee, daß Puffs besonders abends gut verdienen und daß dieser Abend eben erst angefangen habe. Also fuhren wir nach Köln.
    Das Wetter über der Kölner Bucht war wie üblich stickig, die Luft enorm wasser- und dreckgeschwängert. Die Bruderstraße ist eine langweilige Straße, das Haus Nummer 23 ist das langweiligste von allen. Wir blieben eine Weile davor stehen und beobachteten, wie Männer vorbeischlenderten, sich kurz und intensiv mit Habichtsaugen umsahen und dann mit einem Satz im Haus verschwanden, als biete es Rettung vor einer gefräßigen Welt.
    Der Besitzer, Verwalter und Puffvater war nicht da, aber eine ältere, ausgemergelte Frau, die den Fußboden im Erdgeschoß schrubbte, schickte uns zu Tania. Tania arbeite im ersten Stock, und wenn sie gerade keine Freier habe, dann könne sie uns bestimmt Auskunft geben, denn Tania sei die Beste von allen und wisse schlichtweg alles.
    Wir warteten eine Weile mit anderen Männern, die auf Tania oder andere warteten, und ich bemerkte mit Unruhe, wie die meisten von ihnen Elsa mit schnellen erfahrenen Blicken abschätzten. Ich ärgerte mich, daß ich nicht lauthals verkünden konnte, wir seien eigentlich hier, um den Grund für ein Massaker in der Eifel aufzudecken.
    Endlich war Tania frei, und als ich mit Elsa im Schlepptau zu ihr ins Zimmer ging, das so heimelig wirkte wie eine Bahnhofsmission, sagte sie schnell und rauh

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