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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rebeisen bei der Beerdigung?«
    Eine unendliche Weile lang war es ganz still.
    Die Flecken in ihrem Gesicht wurden größer und intensiver. »Verzeihung«, sagte sie unnatürlich ruhig, »wer ist das?«
    »Verwaltungsangestellte der Bundeswehr«, sagte Elsa freundlich. »Freundinnen von mir. Ich frage nur.«
    »Ja, ja, aber ich kenne sie nicht. Damen waren nie hier.« Spätestens jetzt mußte sie wissen, daß irgend etwas mit uns nicht stimmte, aber sie reagierte nicht.
    »Es war wohl nur Herr Hauptmann Hartkopf mit dem Ehrenzug der Bundeswehr«, sagte ich lächelnd.
    »O ja. Der ist ein treuer Freund, ohne den wäre alles viel schlimmer gewesen, viel schlimmer. Ein treuer Freund. Er kam immer, und er kommt immer noch, wenn der Dienst ihm Zeit läßt, meist am Wochenende. Er ist uns eine riesige Hilfe.« Sie drehte das Armband ihrer Cartier-Uhr hin und her und sah darauf und runzelte die Stirn.
    »Wir müssen, glaube ich, gehen«, murmelte Elsa. »Wir danken Ihnen und wünschen Ihnen Kraft und viel Glück.«
    Sie gab uns die Hand, sie brachte uns vor das Haus, sie lächelte hektisch mit den roten Flecken im Gesicht.
    »Leben Sie wohl«, sagte sie.
    Elsa starrte auf die Haustür und murmelte: »Jetzt telefoniert sie mit Hartkopf/Messner. Was wird der tun?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Vielleicht schickt er ein paar Schläger, vielleicht macht er den Fehler noch einmal. Die Monning hat uns erwartet, sie wußte, wer wir sind und wie wir aussehen, und sie hat keine Sekunde geglaubt, daß ich bei den Panzergrenadieren bin. Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Psychosomatisch, denke ich.«
    »Na sicher. Mich macht das verrückt. Da wird ein kleiner Bundeswehrspion erschossen, und sein Chef kümmert sich rührend um die Witwe. Mich macht das alles krank.«
    Dann trödelten wir durch die Sonne zurück.
    Auf den Vater des Lorenz Monning brauchten wir nicht zu warten, der war schon da. Er saß an der Theke, ein grauhaariger Mann wie ein Schrank, und stützte den Kopf in beide Hände. Leicht seitlich von ihm hinter dem Tresen stand die Wirtin und nickte uns freundlich zu, sagte aber nichts.
    »Wir gehen uns ausruhen«, sagte Elsa.
    »Nicht doch, nicht doch«, lärmte der Mann plötzlich. Er hatte eine rauhe Stimme. »Die Herrschaften sollten mit mir reden, jawoll.« Er drehte sich zu uns und sah uns aus sehr wässrigen Augen in einem roten Gesicht an. »Gestatten, Monning, Rittergutsbesitzer.« Und dann neigte er den Kopf und kicherte sehr hoch. Er war betrunken.
    »Herr Monning hat heute gute Laune«, sagte die Wirtin so laut, als stünden wir einen Kilometer entfernt.
    »Gute Laune ist wichtig«, sagte Elsa schnell. »Kommen Sie mit auf unser Zimmer, Herr Monning?«
    »Das tue ich gern, gnädige Frau«, bellte er. »Das tue ich verdammt gern. Hier in diesem Kaff trifft man ja keinen vernünftigen Menschen. Gestatten, Monning, Rittergutsbesitzer.« Dann neigte er wieder den Kopf, schüttelte ihn langsam hin und her, als könne er diese Welt nicht fassen, und kicherte.
    Dann kippte er langsam vornüber, offensichtlich nicht gewillt, sich irgendwo festzuhalten. Ich griff ihn und sagte: »Baumeister. Panzergrenadiere.«
    »Ich war nur beim Volkssturm«, lallte er an meiner Brust.
    Er war ein Zwei-Meter-Mann, ich hatte meine Schwierigkeiten mit ihm. Er roch sehr intensiv nach Pils und Korn und schweren Zigarren, und er war so an die 65 Jahre alt, gemessen am Alter seines Sohnes und am Volkssturm. Im Treppenhaus sagte er, es sei ihm wesentlich lieber, zu ihm auf den Hof zu gehen. »Da kann ich baden und mir den Scheißalkohol von der Seele waschen.«
    Elsa stand oben an der Treppe und nickte heftig.
    »Gut, dann lassen Sie uns zu Ihnen gehen«, sagte ich.
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Na, sicher doch«, sagte er.
    Es war ein Mercedes-Geländewagen, forstgrün mit einem Drei-Liter-Diesel. Monning hatte eine sympathische Art, den Weg zu weisen. Er sprach kein Wort, wedelte mit gewaltigen Pranken in die gewünschte Richtung, und ich ließ den Wagen rollen. – Der Hof der Monnings war ein nach vorn offenes Geviert, ein Bilderbuchhof. Das Haupthaus im Hintergrund stand unter vier gewaltigen Eichen, die das uralte Ziegelfachwerk im Dämmer hielten.
    »Wir haben alles allein für uns«, sagte er müde. »Meine Frau ist weg mit den Enkeln und den Schwiegereltern von Lorenz. Den Leuten habe ich freigegeben.« Dann lächelte er. »Sie können sich wie zu Hause fühlen.« Er stand neben dem Wagen. Sein englischer

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