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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Pfeffer-und-Salz-Anzug sah so aus, als habe er eine Woche darin geschlafen. »Im Kirchspiel wird dieser Besitz bereits vor sechzehnhundert erwähnt.« Er war jetzt erstaunlich klar, sprach aber über Dinge, an die er wohl nicht dachte. »Wenn Sie mir folgen wollen, setzen Sie sich. Ich gehe mich umziehen und duschen.« Damit stapfte er davon, wütend und entschlossen, das Zwielicht des Alkohols beiseite zu fegen.
    »Ein Bullenkerl«, flüsterte Elsa. »Ein Bullenkerl in einem Traumhaus. Davon werde ich noch als Rentnerin träumen. Was ist mit dir? Du bist schon seit Stunden so maulfaul.«
    »Ich saufe Milieu«, sagte ich. »Ist dir das mit der Bank aufgefallen, das mit der Deutschen Bank bei Gabriele Monning?«
    »Ja, ja, sie war ganz wild darauf, uns mitzuteilen, daß die Bank hinter ihr steht und verlangt, die fünf Millionen auch zu verbrauchen ... Meinst du etwa ...?«
    »Ja, das meine ich. Wir werden telefonieren müssen.«
    Monning hatte im großen, grünen hölzernen Rundbogen der Heueinfahrt eine kleine, schmale Tür offengelassen. Wir kamen in die alte Diele, und es roch nach Sommer und Heu und geräuchertem Schinken. Es ging durch eine sehr große Küche mit einem riesigen Herd in der Mitte. Über diesem Herd hingen an hölzernen Stangen tatsächlich Würste und Schinken.
    »Wie für einen Film«, sagte Elsa entzückt.
    Wir kamen in ein Zimmer, das links hinaus in einen Blumengarten führte, rechts an der Wand stand ein großes, grünes Ledersofa vor einem kleinen Tisch, geschnitten aus einer einzigen eichenen Baumscheibe. Dazu dunkelgrüne Ledersessel. An der gegenüberliegenden Wand ein Schrank mit aufgereihten Gewehren. Das alles auf rötlichbraunen Fellen, Damwild wahrscheinlich.
    »Das gibt es gar nicht«, sagte Elsa erneut.
    Offensichtlich hatte Monning in diesem Raum in den letzten Tagen gelebt und geschlafen. Da lagen zerknüllte Wolldecken auf dem Fußboden, die Aschenbecher waren ungeleert, dreckige Eßteller standen auf einer alten Anrichte. Irgendwo im Haus lärmte Monning herum und sang Gaudeamus igitur, immer einen viertel Ton zu hoch. Dann drehte er ein Radio auf, eine aggressive, nachdenkliche schwarze Stimme kam mit Moon over Bourbon Street.
    »Das ist doch wie im Märchen«, murmelte Elsa.
    Draußen vor der ersten Tür in den Garten war ein Beet mit blühendem Rittersporn. Das Unkraut war hochgeschossen und bildete einen dichten grünen Grundteppich.
    Hinter den Blumenbeeten stand ein Backhaus, dann ging es hinab in eine Senke, aus der sich vier große Pappeln reckten.
    »Ich habe vergessen, das Gras in meiner Mauer zu gießen«, sagte ich. Ich stopfte mir die Punto d'oro von Savinelli, sie schien mir angemessen.
    Monning kam eine knarrende Treppe hinunter, stapfte hinein und murmelte: »Entschuldigen Sie bitte meine Entgleisung«, und stellte sich neben mich an das Fenster und sah hinaus in den Garten. Er hatte einen anderen Anzug angezogen. »Wollen wir uns eine Vesper machen? Mettwurst, Schinken, Schwarzbrot? Ich könnte was vertragen.«
    »Das klingt gut«, sagte ich. »Mein Name ist Baumeister.«
    »Habe ich nicht vergessen«, sagte er knapp. Dann drehte er sich zu Elsa. »Wenn Sie einen Kaffee machen, richte ich die Platte. Sie sind bei den Panzergrenadieren?«
    »Ja. Bei Bitburg.« Ich wußte nicht, ob bei Bitburg Panzergrenadiere standen, aber plötzlich war mir das auch ganz egal.
    »Kann es sein, daß Lorenz mal Ihren Namen erwähnt hat?«
    »Das kann sein.«
    »Wie war eigentlich dieser Unfall. Erzählen Sie mal, jetzt werde ich es durchstehen.«
    »Ich weiß es nicht, ich war nicht dabei. Ich habe nur von seinem Tod gehört.«
    »Ist ja auch egal«, sagte er schnell. »Kommen Sie, wir machen uns was zu essen.«
    Während er mit Elsa hinausging, setzte ich mich in einen der Sessel und rauchte. Elsa kam mit Geschirr und dem Kaffee, und Monning legte Holzbretter vor uns hin. In die Mitte des Tisches kam eine große Holzplatte mit Schinken, Mettwurst und schwarzem Brot.
    »Wie fanden Sie meinen Sohn?«
    »Ich mochte ihn«, sagte ich.
    »Guter Junge«, murmelte er. Er legte die Handteller flach auf den Tisch und lächelte uns an. »Sie müssen nicht auf das Geschwätz der Leute hier hören, und schon gar nicht auf das Geschwätz meiner Schwiegertochter. Lorenz wollte nicht hierher zurückkehren, er war kein Bauer, er war nie ein Bauer. Die ganze Gegend träumt davon, daß er Bullenmast macht und eine Großschlachterei aufzieht. So ein Quatsch! Was man auch sagt, keiner will den

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