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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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anderen Seite der Fahrbahn zurückgehen wollte, kam mit gelben Signallichtern ein Wagen des ADAC. Er würde die Maschine in die kriminaltechnische Untersuchung bringen.
    Ich ging zu Tessa Brokmann und fragte: »Kann ich mit Holger Patt sprechen?«
    »Aber ja«, nickte sie. Sie trug nur einen dünnen Mantel, und sie fror. Dann rief sie: »Holger! Kundschaft!«
    Holger Patt war ein dürrer, elend langer Kerl. Er schaute fröhlich aus Habichtsaugen auf mich herab und bemerkte: »Ich kann mit Ihnen reden, aber Sie dürfen mich nicht zitieren, Herr Baumeister.«
    »Einverstanden«, nickte ich. »Wie muss ich mir das vorstellen, wie ist das hier abgelaufen?«
    Er nahm das Kinn in seine rechte Hand und brummte: »Hmmm.« Er nahm die Hand wieder herunter. »Ich gebe zu, ich war anfangs etwas verwirrt, bin jetzt aber klar in der Birne. Da, wo die Leiche jetzt liegt, und da, wo die zertrümmerte Maschine jetzt liegt, haben wir zwei Fixpunkte des Geschehens. Das heißt: Weder die Leiche noch die Maschine sind bewegt worden. Ich denke, dass sowohl die Maschine als auch der Tote etwa dreißig Meter weit geflogen sind, ehe sie Erdberührung hatten. Ist das soweit klar?«
    »Verstanden«, nickte ich.
    »Es irritierte mich sehr, dass der Tote offensichtlich von zwei Schrotschüssen getroffen wurde. Der erste Schuss erwischte ihn von der Seite. Ich würde sagen aus einem Winkel von etwa zwanzig Grad, gemessen von einer Linie, die den Schützen und das Ziel auf einer Höhe sieht. Also auf Deutsch leicht von schräg vorne. Ist das klar?«
    »Mühsam«, sagte ich und hörte Tessa Brokmann lachen.
    »Der zweite Schuss erwischte ihn ebenfalls von der Seite, aber aus einem Winkel von etwa dreißig bis fünfunddreißig Grad. Nun könnte man auf die Idee kommen, der Schütze hat sich hier auf dem Rastplatz irgendwie aufgebaut. Er legte das Gewehr beispielsweise auf das Wagendach und hatte eine gute, feste Position, als der Motorradfahrer heranrauschte. Ist das auch klar?«
    »Das verstehe ich«, sagte ich.
    Er sah mich freundlich belehrend an wie ein gütiger Schulmeister um das Jahr 1800. »Das ist aber falsch!«, strahlte er dann.
    »Aha«, sagte ich matt.
    »Sie haben sich die Leiche angeschaut? Haben Sie. Dabei werden Sie feststellen, dass der zweite Schuss unmittelbar neben dem ersten saß. Das erkennt man an der Dichte der Schrotkörner in der Mitte der Schussrichtung. Das heißt, wir haben es mit zwei Schüssen zu tun, zwischen denen nicht einmal eine Zehntelsekunde verging. Und dann stimmt das Bild vom Schützen, der hier auf dem Rastplatz schoss, nicht mehr. Es muss anders verlaufen sein, ganz anders.« Er beugte sich wieder listig zu mir herunter. »Ahnen Sie etwas?«
    »Sollte ich?«
    »Eigentlich schon«, nickte er strahlend. »Er ist aus einem neben ihm herfahrenden Auto erschossen worden. Im Auto müssen zwei Menschen gesessen haben: Der, der fuhr, und der, der schoss. Es ist also eigentlich ganz einfach, wenn man die Sache gründlich durchdenkt.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Aber genau an der Stelle habe ich einen Sollbruch: Ich scheitere beim gründlichen Durchdenken.«
    »Sie scherzen!«, strahlte er. Dann kratzte er sich am Kopf. »Da ist noch etwas. Sie werden sich fragen, wie schnell das Motorrad und das Auto in etwa waren. Ich denke, einiges über hundert Sachen.«
    »Da kommt Lilli«, sagte Tessa Brokmann erleichtert.
    Aus einem schweren Audi mit Fahrer stieg eine schmale, schlanke Frau, die eine schwere Tasche trug und ganz erschöpft wirkte. »Hallo, die Staatsanwaltschaft!«, sagte sie leise. Dann starrte sie in die Dunkelheit über der Straße und fragte leicht klagend: »Liegt der etwa da in dem Acker?«
    »So ist es«, bestätigte Tessa Brokmann.
    »Ich habe da was für Sie«, mischte ich mich ein. Ich ging zu meinem Wagen, holte ein paar Gummistiefel heraus und stellte sie vor sie hin. »Das hilft.«
    »Das hilft sehr, danke.« Sie wurde unsicher.
    »Das ist Siggi Baumeister«, erklärte Tessa Brokmann. »Das ist Dr. Lilli Hauptmann, Pathologin, Trier.«
    »Ach, Sie sind das«, sagte die Ärztin. »Pass auf, Tessa, ich schaue ihn mir in situ an, dann müsste der Bestatter hier sein. Ich fahre dann mit dem zusammen in die Rechtsmedizin nach Mainz. Und eine Frage: Ist es richtig, dass der Tote ein guter Freund der erschossenen Gaby Schirmer war?«
    »Das ist richtig, und das macht die Sache auch so krass. Holger Patt hat die Merkmale für dich. Schrot ist immer scheußlich, wenn er auf kurze Distanz

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