Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
selbst wenn sie den Mann identifiziert hat, wird der nicht hingehen und sie und ihren Kollegen erschießen. Das erscheint mir doch einigermaßen sicher.« Dann räusperte er sich und fragte: »Haltet ihr die Erschießung für Auftragsmorde?«
»Ich ja«, nickte Emma.
»Ich auch!«, nickte Tessa Brokmann.
»Ich bin noch unsicher«, erklärte ich. »Die Geschichte der Verbrechen erzählt immer wieder von erstaunlich glatten und resoluten Tötungen, die nach reiflicher Überlegung abliefen, obwohl dahinter ein gehörnter Ehepartner steckte, der an seiner Wut beinahe erstickt wäre. Was ist mit dir, Rodenstock?«
»Ich bin für einen Killer«, erklärte Rodenstock unumwunden. »Wobei die Frage zu klären wäre, wie er die beiden Beamten dazu gebracht hat, aus einem Landkreis in einen anderen zu fahren, und sie dort durch eine stille Gasse in einem kleinen Dorf in einen Waldweg locken konnte, den normalerweise kein Mensch fährt, es sei denn, er will ins Haus Bergfeld.«
»Und das Haus Bergfeld als mögliches Ziel? Ist das realistisch? Kann jemand sie mit dem Hinweis Haus Bergfeld dorthin gelockt haben?«, fragte ich schnell.
»Das ist durchaus möglich, sogar wahrscheinlich«, nickte Rodenstock. Man hat den beiden Beamten gesagt: Eisenschmitt, dann Richtung Haus Bergfeld. Es ist eine klare Landmarke. Wir haben da aber sofort nachgefasst. Es stimmt wohl, dass vor vielen Monaten, als das Gebäude innen in einem chaotischen Zustand war, zwei LKW voll Bilder und Gemälde in Richtung Ungarn gelaufen sind, aber wir wissen noch nicht einmal, ob das illegal war. Vielleicht hat der Vorbesitzer oder sein Erbe das alles in Sicherheit bringen wollen. Zurzeit ist das Gebäude besenrein, da ist einfach nichts mehr zu klauen oder zu besichtigen. Du kommst nicht einmal mehr an das Gebäude heran. Und die neuen Besitzer sind daran interessiert, dass niemand vorbeischaut, um nachzusehen, was man aus Rotsandstein alles bauen kann. Das Gebäude scheidet als Ziel definitiv aus.«
»Was bleibt also?«, fragte Tessa Brokmann.
»Dass wir den mühsamsten aller Wege gehen müssen«, sagte Rodenstock sehr sanft. »Wir müssen mit jedem sprechen, den die beiden Erschossenen kannten, wir müssen herausfinden, warum es jemand für nötig befunden hat, sie zu töten.«
»Espresso?«, fragte Emma in meine Richtung.
»Nicht mehr«, wehrte ich ab. »Ich bin hundemüde. Mich gibt es morgen frisch. Macht es gut, Leute, ich danke für das Essen, ich werde euch wiedersehen, voraussichtlich in einem besseren Zustand.«
»Ich wollte gerade mir dir eine Zigarre rauchen«, brummte Rodenstock.
»Das machen wir ein andermal.«
Emma begleitete mich zur Haustür und flüsterte wütend: »Die Tessa ist extra gekommen, um mal mit dir zu reden.«
»Ich bin heute für Besichtigungen nicht freigegeben«, sagte ich. »Und kuppel nicht so, das macht mir Angst.«
»Blödmann«, erwiderte sie liebevoll.
Ich war wirklich hundemüde. Ich rollte auf meinen Hof, ich stieg aus, ich schloss mein Haus auf, ich marschierte hinein, ich sah meinen Kater, ich grüßte ihn militärisch kurz, ich stolperte die Treppe hinauf, ich befreite mich von lästigen Textilien, ich ging ins Schlafzimmer und sank auf mein Bett. Ich gab mir sechzig Sekunden zum Einschlafen.
Dann klingelte zum Abschluss meines Tages wieder einmal das Telefon, und mein Kumpel Fritz Dengen von der Mordkommission sagte: »Toll, dass ich dich erreiche. Hör mal, die Schweinerei geht scheinbar weiter. Samba ist tot.«
»Wer ist Samba?«
»Der beste Freund von Gaby Schirmer. Also ein Freund aus Kindertagen, wie ich betonen möchte. Wo Gaby auftauchte, tauchte auch Samba auf. Samba war der Lustige, beinahe so etwas wie ein Comedian. Gaby war die Mütterliche, die Ruhige, die alles im Griff hatte.«
»Es ist halb elf«, sagte ich empört und angewidert. »Also, anständige Leute … also, wie lautet deine Botschaft?«
»Komm her. Sie haben den Samba von seinem Motorrad geschossen und samt Maschine liegen lassen.«
»Wann ist das passiert?«
»Das wissen wir noch nicht. Wir sind jetzt da. Das wird noch dauern. Anfangs haben die gedacht: Er ist verunglückt. So was passiert ja mal. Aber dann haben sie genau hingeguckt und gedacht: Das ist aber komisch! Und sie ...«
»Sag mir einfach, wo du jetzt bist.«
5. Kapitel
Wenn man in Dreis-Brück die B 421 in Richtung Hillesheim nimmt, kommt man am Ortsausgang linkerhand an der Nürburgquelle vorbei, die mit klar strukturiertem, ganz modernem Industriedesign
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