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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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einzuschlafen.
    Aber ich wurde sofort wach, als sie beladen mit ihrem Bettzeug hochkam und sich neben mich legte. Da war es vier Uhr. Sie schlief sehr schnell ein und schnarchte leicht.
    Sie stand um sieben Uhr auf, als ihr Wecker einen knarrenden Ton von sich gab. Sie ging hinaus und fing schon vor der Treppe an zu telefonieren. »Hör mal, Minu«, sagte sie. »Mama kommt später. Du vergisst bitte nicht das Geld für das Mittagessen. Liegt auf dem Küchenschrank. Und schmeiß deinen Bruder aus dem Bett.«
    Ihr Auto hörte ich nicht mehr, weil ich sofort wieder einschlief und erst gegen elf Uhr wieder auf die Erde zurückkehrte, weil Rodenstock das Telefon wie üblich endlos lange klingeln ließ.
    »Hör zu, die Frau von dem Samba, die in Nohn lebt, die scheint mir interessant. Sie zeigt geradezu unfassbare Nerven und hat Kischkewitz’ Leuten gesagt, sie hätte von Anfang an gewusst, dass das nicht lange halten könne. Ich habe sie angerufen, und sie erwartet uns gegen zwölf. Sie sagt, sie kann sowieso nicht schlafen und will sofort ihre Klamotten packen und nach Köln zurückgehen. Sie sagt, ihr Honorar für eine Stunde Gespräch liege bei hundertfünfzig Euro. Eifel sei eindeutig scheiße, sagt sie.«
    »Ich hole dich ab.«
    Ich mühte mich eine Weile damit ab, mich adrett herzurichten. Das war gar nicht so einfach, denn mein Gesicht war grau und faltig und unter den Augen hatte ich Trauerränder. Ich versuchte es mit kaltem Wasser, aber das hatte nur eine spurlose Schockwirkung. Dann fuhr ich nach Heyroth.
    »Wie war das heute Nacht?«, fragte Emma.
    »Ziemlich erschreckend«, sagte ich. »Sehr brutal. Ich kann mir nicht vorstellen, wem so etwas einfallen würde. Ich kenne so Leute nicht.«
    »Und Tessa musste schon wieder ran.«
    »Ja, ich habe ihr dann ein Bett angeboten, und wir haben noch eine Weile geschwätzt. Sie ist ein guter Typ.«
    »Ja, das ist sie wohl. Sie macht einen guten Job. Kischkewitz ist ganz begeistert von ihr.«
    Rodenstock kam die Treppe herunter und lächelte mich an. »Ich bewundere alle Leute, die nach fast vierundzwanzig Stunden Arbeit eine Nachtschicht einlegen.
    »Ich bewundere mich auch«, sagte ich.
    »Emma,« bemerkte er, »vergiss das Schießtraining nicht.«
    »Ich fahre gleich, mein Gemahl«, murmelte sie lächelnd.

6. Kapitel
    Wieso macht sie ein Schießtraining?«, fragte ich Rodenstock im Auto.
    »Sie will nicht einrosten«, erklärte er knapp. »Erzähl mir von heute Nacht.«
    »Es war erschreckend.« Ich berichtete so genau wie möglich, und ich spürte, dass ich diesen Fall am liebsten sofort abgebrochen hätte. Er war zu groß, und er wies in eine Welt der permanenten Gewalt, die ich hasste.
    Wir rollten schon nach Nohn hinein, als ich fragte: »Was soll das mit dem Schießtraining? Sie ist jetzt über sechzig. Das ist doch der Wahnsinn, das hat doch mit dem Einrosten nichts zu tun.«
    Nach einer Weile antwortete er nachdenklich: »Als ich Emma von Eisenschmitt erzählte, verkrampfte sie sich. Sie wurde leichenblass, sie sagte: ›Ich möchte jetzt ballern, drei, vier Kammern rausballern.‹ Da habe ich gesagt, sie könne ja mal zum Schießtraining gehen.«
    Das Haus in Nohn war eine ausgebaute Scheune, die sich an ein kleines aufgegebenes Wohnhaus anschloss. Auf dem Klingelschild stand:
Karl Wehr (Samba) und Monika Baumann
. Und auf einem kleinen von Pflastersteinen umrundeten Erdplatz rankte eine purpurfarbene Kletterrose an drei Bambusstangen hoch. Die Blüten waren handtellergroß und leuchteten wie nahe Gestirne.
    Dann machte die Frau die Haustür auf und sagte beiläufig: »Ja, bitte, was kann ich für Sie tun?«
    Sie hatte ein erschreckend hartes Gesicht mit vielen scharfen Linien auf der Stirn, um die Augen und beiderseits des Mundes. Das Gesicht war mager, etwas eingefallen unter lang wallenden, braunen Haaren. Ihre Augen waren hellgrau, vollkommen ausdruckslos und wirkten wie Kieselsteine. Sie trug Jeans und dazu einen schweren, grauen Rollkragenpullover. An den Füßen hatte sie grobe Socken aus dicker, roter Wolle, und sie ging auf flachen Holzlatschen. Sie konnte vierzig Jahre alt sein, aber ebenso gut sechzig.
    »Wir sind verabredet«, sagte Rodenstock und stellte sich vor. Dann wies er auf mich. »Das ist Siggi Baumeister, ein Freund.«
    »Kommen Sie herein. Und machen Sie die Tür zu, ich friere.«
    Der Wohnbereich lag unmittelbar hinter der Haustür, wahrscheinlich hatten sie die alte Tenne zwischen den ehemaligen Ställen als Wohnzimmer hergerichtet.

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