Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
und vielen getönten, gläsernen Flächen auffällt. Es geht nach Oberehe, das im deutschen Rallyesport jeder kennt, wobei Neulinge immer wieder fasziniert sind, dass Oberehe tatsächlich ein richtiges kleines Dorf ist und nicht mehr. Dann folgt eine weite Rechtsschleife in eine scharfe Serpentine mit einer Rechts-links-Kombination. Und oben auf der Höhe geht eine schmale Straße nach rechts in den winzigen Ort Stroheich. Es ist eine gut ausgebaute, schnelle Verbindung nach Nohn, viele benutzen sie, um zum Nürburgring zu kommen, oder das Ahrtal und die A 1 zu erreichen. Viele benutzen die Strecke aber auch, um sich und der Welt von Zeit zu Zeit zu zeigen, wie schnell ihr Auto bei Vollgas sein kann.
Die Straße macht nach dem Ausgang von Stroheich eine sanfte Linkskurve, dann geht es in eine weit geschwungene Rechtskurve, auf deren linker Seite ein Rastplatz eingerichtet wurde.
Die Szene war wesentlich unauffälliger als die in der Nacht zuvor in Eisenschmitt. Auf dem Rastplatz standen vier PKW und ein Streifenwagen. Es gab kein Blaulicht, nur die Handscheinwerfer, die zur Ausrüstung eines Streifenwagens gehören.
Als ich ausstieg, bemerkte jemand ätzend: »Der schon wieder!«
»Ich tue nur meine Pflicht«, sagte ich arrogant.
Links von mir sagte Tessa Brokmann mit unterdrückter Heiterkeit: »Sie sind mir schon einmal aufgefallen. Wer hat Sie informiert?«
»In der Eifel bleibt nichts geheim«, murmelte ich.
Es war anfangs schwierig, irgendetwas im Dunkeln klar zu erkennen. Ich sah aber Fritz Dengen jenseits der Fahrbahn, der mit grellen Blitzen irgendetwas fotografierte, das ich nicht erkennen konnte.
Ich nahm die Kamera und überquerte die Fahrbahn. Als ich Dengen erreichte, kniete der in einer Ackerfurche und nahm etwas auf, das unmittelbar vor ihm auf der Erde lag. Ich kniete mich neben ihn.
Es war ein Mann, ein toter Mann in einer Motorrad-Kombination, die schwarz-rot war. Er trug keinen Helm mehr, sein Gesicht war bis zum Äußersten verzerrt, es war eine Fratze, die Augen standen halb offen. Da wehte mich die komplette Zerstörung eines Menschen an, und ich bekam für Sekunden nicht richtig Luft, musste mich schnell hinstellen und auf den weit entfernten Waldrand starren, den ich nur ahnen konnte.
»Schon gut«, murmelte Dengen sanft. »Ist einfach scheußlich.«
»Und das ist dieser Samba? Einwandfrei?«
»Einwandfrei. Dreh dich mal um«, murmelte Dengen.
Ich drehte mich um. Ungefähr zwanzig Meter entfernt lag etwas Klobiges, von dem spitze Teile in den Himmel ragten.
»Seine Maschine«, erklärte Dengen.
»Ist er etwa bis hierher geschleudert worden?«
»Ja. Und schon seine Maschine ist mindestens dreißig Meter geflogen.«
Ich begann, neben Fritz Dengen den Toten zu fotografieren, und ging nach jeweils vier bis sechs Aufnahmen immer zwei Schritte rückwärts, um dem späteren Betrachter die Möglichkeit zu geben, die Szene zu begreifen.
»Er war auf dem Weg nach Nohn«, murmelte Dengen und beugte sich weit vor, um zwei Nummernschilder der Mordkommission neu zu positionieren. »Er lebt dort mit einer Frau zusammen. Die Frau ist aus Köln, sagt man. Ich kenne sie nicht.«
»Wieso sind seine Klamotten so zerfetzt?«
»Schrot«, antwortete er. »Ich nehme mal an, er hatte keine Chance. Gleich kommen die Bestatter.«
»Kommt Kischkewitz auch?«
»Nein. Das schaffen wir auch ohne ihn. Ist ja ziemlich simpel, der Fall.«
»Simpel?«, fragte ich entgeistert. »Spinnst du?«
»Ich spinne nicht«, bemerkte er. »Du solltest mal Holger Patt zuhören.«
»Wer ist das?«
»Unser Mann für ganz einfache Fälle.«
»Wo kam Samba denn her?«, fragte ich.
»Von Daun. Er hat da einen Imbiss. Döner und so. Soll gut laufen, wie ich hörte, er war jedenfalls zufrieden.«
»Ich finde, du hast verdammt viel Ahnung vom Vulkaneifelkreis, und es gibt kaum Leute, die du nicht kennst. Woher, zum Teufel, kommst du denn, die Mordkommission sitzt in Trier und Wittlich.«
»Ich bin ein Dauner Jung« sagte er. »Und nimm dir die Maschine vor, die wird bald aufgeladen.«
Ich ging also zu der zertrümmerten Maschine und spürte, dass meine Füße immer schwerer wurden. Es war bester Acker, der dick an meinen Schuhen klebte. Ich fotografierte die Maschine aus allen Richtungen und fragte Dengen: »Muss ich auf irgendetwas Besonderes achten?«
»Nein«, kam seine Antwort. »Ganz normal zusammengefaltet. So sehen die Dinger immer aus, wenn man damit die Botanik pflügt.«
Als ich zum Rastplatz auf der
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