Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Geldkoffer mit.«
    Die Fotografie war ein Porträt. Sie zeigte den Kopf eines Mannes, der ein großes, rundes Gesicht unter dünnen, bräunlichen Haaren, mit einem merkwürdig kleinen Mund und leicht abstehenden Ohren hatte. Das Gesicht wirkte konturlos, sehr weich, nicht die Spur eines Lächelns. Auf der Rückseite stand mit Bleistift geschrieben:
Bludenz, Gerd, geb. Köln 1972, Kaufmann, wohnhaft Oberstadtfeld, jetziger Aufenthalt nicht feststellbar. Spezialität: macht sich an alleinstehende Frauen heran und nimmt sie aus. Gebraucht wahllos Aliasnamen
.
    »Ich fahre dann mal heim«, sagte ich. »Vielleicht kann ich eine Mütze Schlaf nehmen, ich werde schon gar nicht mehr müde, und das ist schlecht für meinen Teint. Was machst du, Rodenstock?«
    »Ich fahre morgen Monika Baumann in der Klinik in Gerolstein an, falls sie so freundlich ist, mit mir zu sprechen. Ich gebe dir Bescheid.«
    Emma ging mit zur Haustür. Sie sagte: »Falls die Ehefrau von Horst Walbusch zu einem Gespräch bereit ist, wäre ich gern dabei. Sie ist der einzige enge Kontakt zum toten Horst Walbusch. Vielleicht weiß sie etwas, vielleicht nicht. Vielleicht weiß sie aber auch etwas, von dem sie selbst nicht annimmt, dass es wichtig sein kann.«
    »Herzlich willkommen auf dem Kriegspfad!«, sagte ich.
    »Da ist noch etwas«, bemerkte sie leise. »Ich will nicht kuppeln bei dir und Tessa. Ich will nur, dass du nicht so einsam vor dich hinlebst.«
    »Ich habe das schon richtig verstanden«, erwiderte ich. »Aber ich glaube nicht, dass ich jetzt so etwas brauche. Im Moment ist mir nicht danach. Liebesgeschichten machen mir keinen Mut mehr.«
    Ich fuhr also nach Brück und hatte die feste Absicht, in dem Buch über den Hundertjährigen zu schmökern, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Anschließend einschlafen, das konnte das Paradies sein. Aber daraus wurde nichts, weil ich gerade eine langweilige Stelle erwischte und mich entschied, stattdessen etwas Handfestes zu tun. Es geht nichts über gute deutsche Wertarbeit.
    Ich rief Gunnar an.
    Gunnar ist ein liebevoller, fülliger Typ um die Dreißig, der unter allen Umständen etwas für die Menschheit tun will. Er verdient damit sogar sein Geld: Er verkuppelt Singles. Er verkuppelt sie an junge Frauen, die mit Telefonnummern werben und behaupten, so was an Erotikdusche habe man noch nie aus einem Telefonhörer quellen hören. Und wenn jemand die Frau, deren Stimme er hört, kennen lernen will, vermittelt Gunnar ein Live-Gespräch. Er lotst furchtsame Jünglinge jeden Alters in schlecht beleuchtete Etablissements, in denen sie erleben dürfen, was sich Alfred Mustermann unter grenzenlosem Sex so vorstellt. Er verkuppelt sie aber auch untereinander unter den Rubriken
Sie sucht ihn
oder
Er sucht sie
. Gunnar bezeichnet sich selbst gutgelaunt als besten deutschen Schmachtfetzen, und er sagt: »Ich will Liebe erleben, also verkaufe ich sie.« Seit er von seiner Frau gütlich – das heißt schnell – geschieden wurde, lebt er in einer Junggesellenwohnung in Wittlich, und es geht das Gerücht, dass er die wildesten weiblichen Herzensbrecher genau dort selbst testet, bevor er sie dem freien Markt überlässt. Und die kleine Unternehmung, mit der er das alles managt, nennt er
LiebesAgentur
. Er wirbt mit dem Spruch: »Du lebst nur einmal, also gib dir Mühe. Wir tun das auch: Für dich!«
    »Gunnar«, sagte ich, »ich brauche deine Hilfe. Ich will dich zu einer massiven Indiskretion verführen und komme ohne deine Detailkenntnisse nicht weiter. Du stehst also vor einem Hilflosen. Es geht um eine Recherche in dem trostlosen Fall der beiden erschossenen Polizisten, den du todsicher kennst, weil du davon im Fernsehen und in der Zeitung gesehen und gelesen hast. Zunächst habe ich die Frage, ob du überhaupt dazu bereit bist.«
    Er machte »Ähh?«, und dann: »Was darf ich mir darunter vorstellen?«
    »Ich zeige dir das Foto eines Mannes, und du bist ausnahmsweise ehrlich und sagst mir, ob du den in deinen Zuschriften hast.«
    »Das kann ich nicht, meine Agentur ist ehrlich, seriös und diskret.«
    »Okay, klare Ansage, damit kann ich leben. Wenn du die baldige Lösung eines Doppelmordes an Polizeibeamten übersehen kannst, muss ich das akzeptieren. Das war es dann. Mach es gut, mein Lieber.« Ich war felsenfest davon überzeugt, ihn an der Angel zu haben. Gunnar war nicht nur ein edler Mensch, er war auch hemmungslos neugierig.
    »Warte mal, warte mal, nicht so schnell. Wir können ja überlegen,

Weitere Kostenlose Bücher