Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
ab, sah mich angewidert an und bemerkte: »Er ist bei dieser Schnepfe!«
»Wo ist das?«
»In Ulmen. Judith Schulte-Vorderhem. Am Markt 36. Ziemlich begüterte Kundin, Moos genug. Lebt mit einem regen Verbrauch.«
»Was verbraucht sie denn?«
»Na ja, Männer und so.«
»Und was ist ›und so‹?«
»Manchmal hat sie gleichzeitig drei in der Wohnung. Also, mir wäre das entschieden zu lästig.«
»Und die Handynummer«, sagte ich.
Er schaute auf das Blatt Papier und diktierte sie mir.
Ich sagte: »Wenn du dir selbst zuhören könntest, würdest du sofort die Branche wechseln und mit Südfrüchten und Süßem handeln. Oder mit Billig-Bibeln.«
Er war blass und sah mich nicht an.
Ich beeilte mich und nahm die A 48 Richtung Koblenz. Vielleicht konnte es gelingen, vor Mitternacht im Bett zu sein.
Zehn Minuten bevor ich auf den Markt in Ulmen rollte, rief ich die Handynummer an. Als er sich meldete, sagte ich: »Bleiben Sie ruhig, Bludenz, unterbrechen Sie mich nicht, widersprechen Sie auch nicht. Ich weiß, wo Sie sind, ich habe den Namen der Frau und die Adresse. Ich lasse die Kiste platzen, wenn nötig. In genau fünfzehn Minuten sagen Sie der Frau Vorderhem, Sie hätten etwas im Auto vergessen und verlassen die Wohnung. Wahrscheinlich steht dort Ihr Auto. Wir reden zwei Minuten, und ich schweige wie ein Grab. Klar?« Dann unterbrach ich meinen Monolog.
Ich fuhr zum Markt und suchte nach den Eingängen der Wohnungen. Dann fand ich das Klingelschild mit dem Namen
Schulte-Vorderhem
, und ich musste nicht lange warten. Er war pünktlich. Er kam aus dem Haus geschossen, als ginge es um seinen Untergang.
»Langsam!«, mahnte ich. »Nicht so schnell. Mein Name ist Baumeister. Wo steht Ihr Auto?«
»Da, um die Ecke«, sagte er mit einer ganz flachen Stimme, die vor Aufregung zitterte.
Ich war über seine Erscheinung maßlos verblüfft. Er trug einen hellgrauen, perfekten Einreiher, ein schneeweißes Hemd und Schuhe, die wie maßgefertigt aussahen. Gemessen an dem verfallenen Gemäuer in Oberstadtfeld, in dem er gemeldet war, war dieser Aufzug schier unglaublich. Seine Haare wirkten wie angegossen, sehr gepflegt, ohne jedes Styling. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet.
Um die Ecke standen nur zwei PKW, ein uralter Ford Ka und ein BMW der Fünferreihe, samtblau, ein Auto, das mit viel PS protzte. Bludenz drückte einen Schlüssel, der BMW gab Lichtzeichen.
Wir setzten uns hinein, das Auto zeigte viel schön gemaserte Holzverkleidung und war eine beeindruckende Sitzgruppe in dunkelblauem Leder.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte ich. »Ist das das Hochzeitsgeschenk der Dame?«
»Quatsch!«, erwiderte er heftig. »Es ist mein Auto. Und wer sind Sie?«
Ich stellte mich vor und sagte: »Ich habe ein Problem mit Ihnen. Sie wissen von der Erschießung der beiden Polizeibeamten?«
»Das war unglaublich brutal«, stellte er sachlich fest. »Falls Sie glauben, ich habe in irgendeiner Weise damit zu tun, sind Sie völlig falsch. Mit so etwas habe ich nichts zu tun, nie etwas zu tun gehabt.« Dann drehte er den Kopf von mir weg und fügte hinzu: »Derartige Schweinereien können mir nicht passieren, mir kann in dieser Richtung überhaupt nichts passieren, ich lehne das ab, ich bin doch kein Gangster.«
»Aber vorbestraft wegen Drogenvergehens«, bemerkte ich.
»Ich habe Eigenbedarf geltend gemacht, der Richter war anderer Meinung. Aber ich habe keine Drogen verkauft, das konnte mir nicht nachgewiesen werden. So etwas passiert. Das müssten Sie als Pressefritze doch wissen.«
»Na ja, der Pressefritze hat eine weitere Frage, und dann können wir uns auch schon wieder trennen. Der Polizeibeamte Horst Walbusch hat Sie angerufen, nicht wahr? Wir wissen, dass das so ist.«
Er überlegte ein paar Sekunden. »Stimmt, ja. Er hat mich zweimal angerufen. Das ist jetzt, glaube ich, drei oder vier Tage her. Da lebte der Mann noch, also vierundzwanzig Stunden, bevor er erschossen wurde. Es gibt Aufzeichnungen, nicht wahr?« Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an. Merkwürdig: Er war jetzt ruhig, keine Spur von Aufregung mehr, nichts von Hast, nichts von Unruhe.
»Es gibt Aufzeichnungen«, log ich. »Was hat er gesagt?«
»Der Mann drehte vollkommen durch. Er beschimpfte mich: ›Du Sau, du Drecksschwein, du verkommenes Stück Scheiße!‹ Solche Sachen. Ich dachte, mich tritt ein Pferd, ich wusste gar nicht, was der wollte. Im Hintergrund konnte man eine Frau hören, die dauernd hastig sagte: ›Lass das! Hör auf
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