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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gleichsam so, als wäre es seit langer Zeit nicht mehr bewohnt und vergessen worden von den Leuten, die einst in ihm gelebt, geliebt, gelacht, geschlafen und gezeugt hatten. Die Gardinen waren schneeweiß, hingen aber so gerafft, als wären sie zementiert, ohne einen Hauch von Leben. Der Putz war mit der Zeit grau geworden, und die Wetterseite zum Westen hin war mit den Platten verkleidet, die vor Jahrzehnten einmal der Inbegriff von Dämmung gewesen waren, und von denen man heute weiß, dass sie giftig sind. Die Platten waren mit weißer Farbe gestrichen. Links von dem Haus stand eine kastenförmige Garage, verschlossen, als wäre seit Ewigkeiten kein Auto mehr hineingefahren worden. Und davor ein Jaguar in dem unvermeidlichen, dezenten Grün der Engländer und den beigefarbenen Ledersitzen für die Bessergestellten. Er passte nicht dahin.
    »Warten auf den Tod«, murmelte Rodenstock leise.
    Ich klingelte, es gab ein knarrendes Geräusch im Haus, dann wurde die Tür geöffnet, und ein sehr alter, kleiner Mann mit schlohweißem Haar stand vor uns, der verlegen sagte: »Sie sind wohl die Herren.« Dann trat er einen Schritt zur Seite und ließ uns hinein. Er trug einen einfachen blauen Pullover über einem weißen Hemd, eine graue Tuchhose und kräftige, schwarze Schuhe.
    In dem halbdunklen, kurzen Flur stolperte man fast über eine uralte Garderobe aus den Fünfzigern mit einem schmalen, ovalen Spiegel. Unten ein Kasten mit zwei Schubladen, auf denen ein altes, einfaches Telefon mit Wählscheibe stand. Wahrscheinlich stand es seit dreißig Jahren dort. Daneben zwei Regenschirme. Links neben dieser Garderobe hing ein Druck vom blutenden Herzen Jesu in einem schwarzen, schmalen Rahmen. Wie eine Ansage.
    »Dann kommen Sie mal«, sagte der alte Mann und ging an uns vorbei durch eine Tür.
    Es war das Wohnzimmer und wirkte so, als würde es nie benutzt, es roch muffig. Die Einrichtung war einfach, zwei Sessel, ein Sofa in einem dunklen, plüschigen Rot, ein kleiner Tisch, auf dem ein Kerzenleuchter mit zwei hohen, roten Kerzen stand. Neben diesem Kerzenleuchter eine Holzschale, in der zwei Äpfel und zwei Birnen lagen, die in ihren Farben beinahe zu realistisch und zu vollkommen wirkten. Es war Obst aus Wachs, wie man es vor vierzig oder fünfzig Jahren hatte. In der Ecke zum Fenster hin hing an der Wand neben einem Kruzifix mit dem Corpus Christi ein kleines Gefäß für Weihwasser zusammen mit einem Buchsbaumsträußchen.
    Wir setzten uns in die Sessel, der alte Mann nahm das Sofa.
    Er sah uns an und sagte: »Also, meine Frau kann das nicht. Das Reden.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, murmelte Rodenstock. »Der Anlass ist traurig. Woher kommt denn Ihr Vorname Wolf?«
    »Von Wolfgang natürlich«, lächelte er. »Aber ich war immer Wolf.«
    »Sie haben im Wald geschafft«, sagte ich. »Harte Arbeit.«
    »Das kann man wohl sagen«, nickte er. »Kein Mensch würde heute unter solchen Umständen für das Geld schaffen. Zwölf Monate durch, keine Pausen, keine Ferien. Ach ja, Ferien waren gar nicht bekannt. Ich habe gar nicht gewusst, was das war: Ferien.«
    »Gemeindewald? Privater Wald?«, fragte ich.
    »Gemeinde und privat«, antwortete er. »Wenn heute die Leute reden und gezeigt kriegen, wie mit Pferden Holz gerückt worden ist, dann muss ich immer lachen und sagen: Wir hätten gern Pferde eingesetzt, aber kein Mensch hatte Pferde. Und wenn mal einer Pferde hatte, dann konnte der nicht bezahlt werden, die Pferde waren zu teuer.«
    »Haben Sie etwa das Holz mit der Hand zusammengetragen?«, fragte Rodenstock verblüfft.
    »Alles geschleppt«, nickte er. »Mein anderer Sohn ist auch gekommen«, sagte der alte Mann, er hielt den Kopf gesenkt. Dann stand er unvermittelt wieder auf und murmelte: »Irgendwo habe ich noch eine Zigarre.« Dann sah er uns an und teilte seltsam tonlos mit: »Sie können auch rauchen, wenn Sie wollen.«
    »Suchen Sie nicht«, bemerkte Rodenstock hastig. »Ich habe noch zwei, drei bei mir, das dürfte reichen.« Er zog ein Zigarrenetui aus seinem Jackett, öffnete es und hielt es dem Alten hin.
    Der nahm eine heraus und murmelte: »Das ist ein hochwertiger Stoff, das riecht man. Schönen Dank auch.« Dann setzte er sich wieder. Die Zigarre legte er auf das Tischchen vor sich. »Ja, wie gesagt, meine Frau kann nicht. Liegt oben im Bett. Ich sage immer, im Liegen weint es sich besser, und du kannst dich verkriechen. Tja, das ist eine Sache, da darf man gar nicht drüber nachdenken.«
    »Ich

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