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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wusste nicht, dass Sie zwei Söhne haben«, murmelte Rodenstock. Dann griff er nach der Zigarre des Alten, schnitt das Ende mit seinem Zigarrenschneider ab und legte sie vor ihn hin. »So geht es besser. Ist er älter oder jünger?«
    »Der Timo? Der ist vier Jahre älter. Wenn Sie nichts dagegen haben, kann er ja kommen und zuhören. Ich meine, das ist dem wichtig, hat er gesagt.«
    »Gerne«, sagte ich. »Wir freuen uns auch, wenn er dabei ist.«
    Also sagte der Alte überraschend und unvermittelt kräftig: »Timo? Timo, kannst du mal kommen?«
    In der Wohnzimmertür war eine Milchglasscheibe. Sie verdunkelte sich, dann ging die Tür auf. Dann stand da ein sehr großer, mächtiger Mann und nickte, ohne ein Wort zu sagen. Er setzte sich neben seinen Vater, holte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. Es waren Gauloises ohne Filter. Er trug Jeans und eine Jeansjacke, darunter einen schwarzen, einfachen Pullover. Sein Gesicht war dem des Vaters sehr ähnlich. Es war ein nachdenkliches Gesicht mit hellen, intensiven Augen unter schwarzen Haaren. Die Narben fielen auf, die krassen, runden, alten Verletzungen der Haut, vermutlich eine schwere Akne in seiner Jugend. Und ich fragte mich, wie denn ein so kleiner Vater einen solch großen Sohn haben konnte.
    »Sind Sie gekommen, wie schön für die Eltern«, stellte Rodenstock fest. »Wo leben Sie?«
    »In Frankfurt«, antwortete er. »Da muss ich kommen, oder? Ist ja nicht weit. Ist wegen Hotte.« Er wirkte so, als könnte er sich nur mühsam beherrschen, als stünde er unter einer unerträglichen Spannung.
    »Welchen Beruf haben Sie?«, fragte ich.
    »Sicherheitsberater«, antwortete er fast tonlos. Es war klar, dass er nicht darüber sprechen wollte.
    Seine Hände fielen auf. Es waren die klar und straff geformten, übergroßen Hände eines Mannes, der gelernt hat, Menschen mit einem Schlag zu töten, schwere Waffen zu halten und ohne Auflage mit ihnen zu feuern. GSG9-Leute haben solche Hände und die Spezialeinheiten der US-Amerikaner. Der Mann strahlte eine mühsam verdeckte Bereitschaft zur Gewalt aus.
    »Herr Walbusch, ich bin ein pensionierter Mordspezialist, aber ich helfe noch aus. Siggi Baumeister neben mir schreibt für Zeitungen, Magazine und das Fernsehen, wir sind Freunde, wir sind ...«
    »Kann man die Texte sehen? Ich meine vorher?«, fragte Timo explosiv.
    »Selbstverständlich«, nickte ich. »Ich beschreibe und zitiere niemanden, der das nicht vorher zu sehen bekommt.«
    »Auch nichts über Papa und Mama! Auf gar keinen Fall!«, sagte Timo scharf und unnötig laut.
    »Moment«, warf Rodenstock ein. »Wir sind nicht hier, um uns zu rechtfertigen oder gar zu streiten. Dann würden wir besser gehen.«
    »Timo!«, sagte der alte Mann leise und bittend. Dann sah er uns an und breitete die Hände aus »Er ist ein bisschen ungestüm! Das war er schon immer.«
    »Es ist wegen Hotte«, murmelte Timo.
    »Haben Sie ihn immer schon Hotte genannt?«, fragte ich.
    »Horst war Hotte, ewig«, nickte er.
    »Wie war er denn, dieser Horst?«, fragte Rodenstock den Alten.
    Der Vater senkte den Kopf, seine Stimme wurde leise. Er sagte: »Er war ein guter Sohn. Er kam jede Woche wenigstens einmal, und er telefonierte mit seiner Mutter, mehrmals die Woche. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Wenn irgendetwas war, wenn wir mal Hilfe brauchten, irgendwas, dann war er da. Und manchmal kam er sogar mit dem Streifenwagen, und die Leute im Dorf sagten zu mir: ›Jetzt hast du sogar deine eigene Polizei.‹«
    »Er war ein feiner Kerl!«, sagte Timo.
    »Also, Sie kannten auch die Gaby Schirmer?«, fragte Rodenstock.
    »Ja«, antwortete der Alte. »War ja eine schöne Frau. Ich habe Horst im Scherz gesagt: ›Da musst du aber aufpassen, Junge, dass die dir nicht ans Fell will!‹ Er war eben immer für uns da. Und der Julian, der ist ja wie unser eigenes Kind. Meine Frau sagt, Julian ist wie der Sonnenschein. Und dann kam Nicole ja auch oft mit Julian vorbei, und sie hat immer vorher angefragt, ob wir was brauchen, damit wir nicht extra zum REWE fahren müssen. Ja, so war das immer.« Dann kamen seine Hände nach oben, und er presste sie auf das Gesicht. Er saß vollkommen bewegungslos da, und es war nicht zu sehen, ob er weinte.
    »Dann wollen wir mal ein Rauchopfer darbringen«, murmelte Rodenstock und zündete sich die Zigarre an.
    Die Hände des Alten lagen wieder in seinem Schoß, und er sah Rodenstock an, weil er kein Feuer hatte. Ich reichte

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