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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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feststellen lassen.«
    »Wie war Ihr Name? Ich müsste erst einmal vorfühlen.«
    Ich hatte eine obszöne Erwiderung auf der Zunge, unterließ das aber besser. Ich fragte stattdessen: »Kann ich in einer halben Stunde noch einmal anrufen?«
    »Ja, das geht durchaus«, sagte sie munter. »Dann verlangen Sie bitte Frau Ewen.«
    Dreißig Minuten später verlangte ich brav Frau Ewen, und deren Stimme war mir sofort unsympathisch.
    »Es ist so, Herr Baumeister, dass der Zeitrahmen, den Herr Straubing hat, sehr eng ist. Um was geht es genau, wenn ich fragen darf?«
    »Es geht um ein Informationsgespräch«, erwiderte ich. »Bei der Vorstellung von international arbeitenden Firmen in der Eifel stoße ich an erster Stelle auf
Holz International
. Ich plane eine Serie von Firmenbeschreibungen, Porträts also.«
    »Könnten Sie uns eine Liste Ihrer Fragen mailen?«
    »Das kann ich nicht, weil ich meine Fragen noch gar nicht kenne. Die kann ich erst stellen, wenn ich Ihrem Chef gegenübersitze.«
    »Ja, was machen wir denn da?«, fragte sie. Ihre Stimme war tatsächlich merkwürdig. Sie sprach in einem hohen Diskant, und manchmal, wenn am Ende eines Wortes ein Vokal kam, kiekste sie geradezu. Es klang, als stürzte ihre Stimme aus großer Höhe ab.
    »Was Sie damit machen, weiß ich nicht«, murmelte ich. »Es wäre sehr freundlich, wenn ich zu einem Informationsgespräch kommen könnte. Heute, wenn es geht.«
    »Also, das geht schon gar nicht!«, betonte sie entsetzt, als hätte ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht.
    »Wenn das nicht möglich ist, würde ich auf das Porträt über
Holz International
verzichten, und würde mich dann in einem halben Jahr erneut melden. Da erinnere ich mich gerade an einen gewissen Herrn Gerd Bludenz, der bei Ihnen angestellt ist. Ich hatte ihn gebeten, den Leiter der Mordkommission, Kriminalrat Kischkewitz, anzurufen. Würden Sie Herrn Bludenz bitten, das zu erledigen? Das wäre sehr nett von Ihnen.«
    »Mordkommission?«, sagte sie mit viel Unheil in der Stimme.
    »Ja, Mordkommission«, bestätigte ich. »Ich weiß nicht, um was es geht. Ich sollte nur die Bitte weitertragen. Sonst taucht am Ende jemand der Kriminalisten bei Ihnen auf, und sämtliche Hühner flattern panisch gackernd im Hof herum.«
    »Hühner«, kiekste sie.
    »Hühner!«, bestätigte ich ungerührt. »Wissen Sie, Frau Ewen, ich arbeite bei diesen Porträts für dpa, und dpa bietet diese Firmenporträts bundesweit an. Wenn also Herr Straubing keine Zeit hat, dann verzichte ich auf
Holz International
. Ich habe einfach keine Zeit zu langen Telefonaten, bei denen sowieso nichts herauskommt.«
    »Aber wenn Sie uns Ihre Fragen schicken könnten, dann wüsste Herr Straubing wenigstens, wo es langgeht.« Da klang Empörung mit.
    »Du lieber mein Vater«, erklärte ich ungehalten. »Ich weiß nichts vom Holzhandel, ich kann eine Eiche nicht von einer Kirsche unterscheiden, Frau Ewen. Ich weiß ja nicht einmal, wo Sie Ihr Holz kaufen. Fragen Sie Herrn Straubing einfach. Und vergessen Sie nicht, Herrn Bludenz auszurichten, er soll die Mordkommission anrufen. Und zwar heute noch.« Schluck es runter, oder stirb dran.
    »Kann ich Ihre Handynummer haben?«
    »Aber ja«. Ich diktierte sie ihr.
    »Sie bekommen dann Nachricht«, versprach sie verzagt, und sie machte den Eindruck, als würde ihr Chef in diesem Jahr unter keinen Umständen mehr mit mir sprechen.
    Etwa zwanzig Minuten später, als ich gerade mit meinem Kater über seine Zukunft diskutierte, rief sie an und sagte: »Also, es ginge um 14.30 Uhr. Er hat zwanzig Minuten für Sie, und es würde in Mürlenbach sein, die Adresse ist Bachtal 17. Und wir haben Herrn Bludenz ausgerichtet, dass er den Leiter der Mordkommission anrufen soll. Vielen Dank, Herr Baumeister.« Das klang so lebendig wie die Ansage über die Einfahrt eines Zuges auf Gleis 14. Frau Ewen nölte die Worte richtig, sie mochte den arroganten Siggi Baumeister überhaupt nicht. Aber das war dem wurscht.
    Es war kühl, als ich nach Heyroth fuhr. Der Herbst schickte die ersten Farbenflammen über das Land. Da gab es einen Ahorn auf der rechten Seite der schmalen Straße, ungefähr da, wo man über dreißig Kilometer weit bis zur Nürburg sehen konnte. Er war etwa zehn Meter hoch, stand allein und war ziemlich stolz darauf, ideal gewachsen. Er herrschte über die
Rolling Hills
hinter ihm, traumhaft schön. Dieser Baum hatte einen rot schimmernden Hut aufgesetzt, die Blätter hatten sich eingefärbt, in wenigen Tagen

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