Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
würde das alljährliche Sterben der Wälder eingesetzt haben. Es war die schönste Zeit des Jahres, man ahnte den Niedergang und roch zuweilen einige Holzfeuer. Und ich glaubte fest an den kommenden Frühling, wenn genau dieser Baum seine Knospen sanft öffnen und als Erster den Frühling begrüßen und gewaltig austreiben würde. Er war so etwas wie ein Kumpel.
Ich kannte selbstverständlich eine Menge Leute, die mir hoffnungslose und biedere Naturromantik vorwarfen, aber das konnte ich aushalten, und sie taten mir ein wenig leid.
Bei Rodenstock war ziemlich viel Betrieb, um den Esstisch herum saßen drei Männer zusammen mit Kischkewitz und dem Hausherrn und sprachen miteinander. Es waren Kriminalisten, deren Gesichter ich kannte. Im Küchenbereich arbeiteten Emma und Tessa an irgendetwas herum, was sehr gut roch.
»Ich habe um halb drei einen Termin bei Marcus Straubing in Mürlenbach«, erklärte ich. »Ich brauche dringend einen Espresso.«
»Sollst du haben«, sagte Emma.
»Kennst du einen Mann namens Mirko Slavic?«, fragte Kischkewitz.
»Nein. Sollte ich? Wer ist das?«
»Ein Tscheche. Er sagt, er wäre Sicherheitsberater und für die polnische Regierung tätig. Das können wir nicht nachprüfen, aber dieser Mann war und ist hier in der Eifel. Und meine Spezialisten sagen: Wenn der auftaucht, musst du dein Haus ganz schnell abschließen, und vorher Frauen und Kinder ins benachbarte Ausland schaffen.«
»Wo war er denn in der Eifel?«
»Bisher in Trier, in Koblenz, in Bitburg, in Köln, in Aachen. Und er will in ein paar Tagen wiederkommen. Er macht anscheinend eine Rundreise und ist mit drei Porsche Cayenne unterwegs, alle drei feuerwehrrot. Er besucht Nachtbetriebe und Bordelle, und in der Szene wird behauptet, er will einige Betriebe kaufen, er will also einsteigen. Es wird behauptet, dass er so viel Geld vertritt, dass er alle Konkurrenten wegbeißen kann.«
Mich störte, dass dauernd Handys die Aufmerksamkeiten beanspruchten, dass die Männer dann aufstanden, sich vom Tisch abwandten und mit leiser Stimme sprachen. Genau das demonstrierte auch Tessa, wobei sie einmal einen großen, schweren Topf mit einer Hand hochhielt und dabei präzise ausbalancieren musste, weil er voll war. Es wirkte grotesk.
»Hat er Verbindung zu Drogen?«, fragte ich.
»Wenn er aus der Szene kommt, hat er die automatisch«, sagte ein langer, dünner Mann neben Kischkewitz gemütlich. »Du denkst an Crystal, nicht wahr?«
»Ja, sicher. Haben wir Bilder?«, fragte ich.
»Jede Menge«, sagte Rodenstock. »Er ist ein gemütlicher Dicker, der gern lacht. Überaus gesellig. Wird in einschlägigen Kreisen nur Mirkoboy genannt. Hat ein tschechisches Filmsternchen geheiratet, zwei kleine Kinder. Die Frau singt manchmal Jazz, gar nicht so übel. Er ist ein gläubiger Katholik. Hat auf seinem Anwesen eine eigene Kapelle und geht jeden Sonntag zu seinem eigenen Vikar in die Messe.«
»Wie sehen denn seine Leute in den Autos aus?«
»Na ja, das Übliche«, erklärte Kischkewitz. »Junge, schweigsame Männer mit ganz ruhigen Augen und mit ziemlich vielen Waffen am Körper. Aber alles gesetzlich, alle mit Waffenscheinen, alle beruflich ausgewiesen als Personenschützer, ein paar von ihnen waren vorher sogar bei der Polizei, sagen unsere Leute im Bundeskriminalamt.«
»Ist auf dem Sektor der geklauten Luxusautos irgendetwas hinzugekommen? Wissen wir jetzt, ob Gaby Schirmer dieses Feld tatsächlich untersucht hat?«, fragte ich.
»Wissen wir nicht«, sagte Tessa. »Rückt mal zur Seite, Leute, das Essen naht.« Sie trug Geschirr an den Tisch. »Aber ich habe in dieser Richtung recherchiert. Das geklaute Auto spielt in Deutschland eine wesentlich größere Rolle, als ich bisher dachte. Beim normalen deutschen Autoklau geht es um jährlich einen Schaden von etwa 500 Millionen Euro. Den bezahlen die Versicherten mit steigenden Versicherungsprämien. Jeden Tag werden etwa 115 Autos geklaut, im Jahr durchschnittlich 42.000. Die weitaus häufigsten Fälle registriert der deutsche Osten, die Städte Frankfurt/Oder, Görlitz, Berlin, Potsdam, Rostock. Das kommt daher, weil die Grenzen so nah sind. Die Autos werden über die Grenzen nach Osten gefahren und sofort zerlegt. Die Teile werden verkauft, oder zu neuen Autos zusammengesetzt und dann verkauft. Der Diebstahl von Luxusautos geht anders vor sich. Er konzentriert sich auf die großen Städte überall in Europa und folgt dabei den großen Ereignissen wie zum Beispiel den
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