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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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arbeiten.«
    »Ich weiß es nicht«, sie wedelte mit beiden Händen und sprach wie ein störrisches Kind. »Es muss vor sechs Wochen gewesen sein, denke ich. Es war ein Wochenende, wir haben da geschlafen. Und es war der Sonntagabend. Und wir hatten im Restaurant hinten rechts einen Tisch in einer Nische. Da hängen Bilder von Pit Kreuzberg, den mochte er so.« Dann sagte sie rüde und giftig: »Scheiße!«
    »Ich bin denn mal in Schalkenmehren«, stellte ich fest und ging hinaus.
    Ich behandelte in der Hektik mein Auto nicht gut, es verreckte zweimal, ehe ich starten konnte. Dann ließ ich es eine Weile laufen und zwang mich dazu, meine Pfeife anzuzünden. Die Leute, die behaupten, man schaffe mit unnötiger Hast Probleme, die es vorher nie gegeben hat, haben einwandfrei recht.
    Als ich an meinem Haus vorbeirauschte, um nach Dreis zu kommen, sah ich Schneewittchen, wie sie im Hof versuchte, meinen Kater Satchmo zu umgarnen, es sah aus wie eine süßliche Umarmung.
    »Alter, pass auf, sie sackt dich ein!«, schrie ich. »Keine Gnade!« Dann war mir etwas wohler.
    Das aber verging in ein paar Sekunden, weil die schnelle Verbindung nach Daun gesperrt war, irgendwelche ahnungslosen Menschen da eine Straßenbaustelle eingerichtet hatten, was mich zwang, nach Dockweiler hochzugeigen, um dann in Richtung Daun weiterzukommen. Straßenbauer haben grundsätzlich keine Ahnung von den Anforderungen modernen Lebens. Aber kurz vor Waldkönigen stand linker Hand unter ein paar Buchen ein weißes Feld Buschwindröschen. Erst von dort an ging es mir wirklich etwas besser.
    Der Landgasthof Michels in Schalkenmehren hatte einen Neubau hochgezogen, weil er erfolgsverwöhnt war. Deswegen wollte ich sauer werden, weil der Neubau den alten Parkplatz beanspruchte. Ich musste also nach einem Parkplatz suchen, fand nicht sofort einen und benahm mich wahrscheinlich wie ein Panzerfahrer, der zwischen zwei Karnickelställen ausruhen will. Jemand hinter mir hupte schrill, es war ein leibhaftiger Jaguarfahrer, der Angst um seinen Lack hatte und vor Schreck kugelrunde, große Augen bekam.
    Ich brüllte: »Jo! Jo!« und verschonte ihn. Dann hielt ich mir einen Vortrag, der mit den Worten begann: »Mein Freund, wenn das so weitergeht, landest du zwangsläufig in psychiatrischer Behandlung.«
    Der Chef bei Michels war immer schon ein Mann, der so aussah, als sei er zu wenig an der frischen Luft. Aber er war ein Typ, der immer genau wusste, was er wollte, und das meistens auch bekam. Um die Fünfzig, leicht schütteres Haar, freundlich.
    »Ich komme mit einer wahrscheinlich etwas wirren Frage.«
    »Frag mal!«, lächelte er.
    »Am Wochenende vor rund sechs Wochen haben der Dr. Christian Schaad und seine Frau hier übernachtet und gegessen.«
    »Das ist schon mal richtig«, nickte er. »Leider ist der Mann ja tot.«
    »Bei einem dieser Essen kam ein Mann an den Tisch vom Schaad, ein Mann namens Florian, etwa dreißig Jahre alt.«
    »Florian Sänger«, nickte er. »Wann kommt die wirre Frage?«
    »Jetzt«, sagte ich. »Wo finde ich den?«
    »Du trittst hier aus dem Haus und gehst auf der anderen Straßenseite in das dritte Haus links. Ist an der Sache was faul?«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, hör mal, da braucht man doch kein Gehirn. Der junge Mann ist trainiert, bestens in Schuss, der ist sogar vom Fach, der steht in einem Steinbruch und fällt einfach runter. Da soll man nicht fragen dürfen. Also frage ich dich, ob da was faul ist.«
    »Das könnte sein. Was ist der Florian für ein Typ?«
    »Ein Schätzchen«, murmelte er, »ein Schätzchen. Also, er lebt ja mit seiner Mutter. Er hat keinen Beruf und so. Er ist irgendwie wie ein Zwölfjähriger, also nicht entwickelt. Kein Mensch weiß warum, hat sich so ergeben. Beruf war also nicht die Frage. Er hilft der Mutter, sie hat drei Ferienwohnungen, immer picobello. Manchmal hole ich ihn auch, wenn schwere Arbeit ansteht. Aber du darfst nicht grob werden, dann nimmt er dich und schüttelt dich wie einen Salzstreuer.«
    »Das war’s auch schon, dankeschön«, nickte ich und trollte mich.
     
    Das dritte Haus auf der anderen Straßenseite war modern, hell und freundlich mit einem Schild am Vorgarten, Ferienwohnungen, darunter die kursive Schrift: besetzt.
    Ich klingelte, irgendwelche harten Geräusche kamen aus dem Hinterhof, die Tür öffnete sich, und eine ältere Frau sah mich fragend an. Sie hatte ein ganz weiches Gesicht, war in den späten Fünfzigern, ihre Augen waren ruhig und

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