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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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oder zehn sein. Niemand scheint das genau zu wissen.«
    »Also kein netter Kerl, eher ein schlimmer Krieger. Hat er irgendeine Verbindung in die Eifel?«
    »Danach habe ich natürlich gefragt. Der Staatsanwalt kann sich vorstellen, dass viele Verbindungen existieren, die Kollegen in Köln im Ressort Wirtschaftsvergehen sagen, dass er definitiv mit dem Industriellen Glatt zu tun hat. Sie wissen es nicht genau in Zahlen und kennen auch die Branche nicht genau, aber sie wissen, dass die beiden zumindest auf einem Gebiet zusammenarbeiten. Und zwar auf dem Sektor der Lampenherstellung.«
    Der schwerreiche Unternehmer Glatt war natürlich kein Unbekannter, aber dass sein Name jetzt auftauchte, war doch sehr verwunderlich. »Lampen?«, fragte ich. »Das verstehe ich nicht.«
    »Habe ich anfangs auch nicht. Dieser Glatt hat jetzt auch eine Fabrik, die elektrische Lampen herstellt. Meistens aus Holz, meistens zu haushaltsfreundlichen Preisen. Bleckmann liefert die Hölzer, kauft sie irgendwo auf, gibt sie weiter an Glatt.«
    »Sieh einer an. Das wusste ich noch nicht. Glatt gefällt mir nicht. Ich meine, es gefällt mir nicht, dass er da reinspielt. Zunächst einmal muss ich sagen, dass vieles, was ich weiß, Gerücht ist oder sogar dummes Geschwätz, aber der Tenor ist durchgehend negativ. Glatt ist angeblich undurchsichtig, unberechenbar, und es macht ihm Spaß, Menschen zu manipulieren. Es macht ihm aber auch Spaß, Menschen buchstäblich zur Sau zu machen, wenn ihm danach ist. Und angeblich äußert er häufig sehr wilde Verschwörungstheorien, er erzählt von mächtigen Menschen und Firmen, von Konkurrenten also, die ihn bedrohen oder ihn gar töten wollen. Und er ist knallhart. Wenn Glatt und Bleckmann sich zusammengetan haben, stehen wir vor mehreren Problemen. Eines wird sein, dass Glatt uns gnadenlos ins Visier nimmt, wenn er merkt, dass wir etwas über ihn wissen wollen.«
    »Aber das kann er doch gar nicht«, wandte sie verblüfft ein. »Du bist schließlich Journalist und verlangst Auskunft.«
    »Denk daran, dass die real existierende Provinz alle diese scheinbar normalen Dinge aushebelt. Du musst im Fall Glatt einfach vergessen, dass er sich an Normalitäten hält, und dass er nach herkömmlicher Logik vorgeht. Zahlreichen Schilderungen zufolge kann er unter Alkohol ziemlich scheußliche Flurschäden anrichten und so katastrophal ausflippen, dass kein Mensch ihn mehr versteht. Es gibt etwas, dass er weder akzeptiert, noch versteht: Wenn jemand auftaucht, der ihm ein klares Nein entgegensetzt. Weil er der Meinung ist, dass die ganze Welt ihn lieben muss, weil er so viel für diese Welt tut. Er kann Absagen nicht verstehen, und blitzschnell wird aus einem lieben Kumpel ein ziemlich mieser Gegner. Notfalls muss ich mich sogar darauf einstellen, dass mir eine Bank keinen Kredit mehr gibt, wenn Glatt das unbedingt möchte. Er spielt diese Spielchen sehr geschickt, und er spielt sie brutal. Ich möchte sagen, er ist die lebende Zusammenführung von Genie und Wahnsinn.«
    »Ich weiß eigentlich nichts über ihn«, sagte sie »Aber wir hatten ja bisher auch keine Berührungspunkte.«
    »Er ist der Prototyp eines Regionalfürsten, und er hat ziemlich viel Geld. Das sind zwei Komponenten, gegen die man schwerlich ankommt, und er nutzt diese Macht. Ich werde mich schlau machen. Aber ich kann dir sagen, was ich bisher weiß.«
    »Ich höre«, nickte sie.
    »Glatt tauchte vor etwa zwanzig Jahren hier in der Eifel auf. Da gab es eine kleine Fabrik, die Kruzifixe herstellte. Mit und ohne den Corpus Christi, in Metall, in Kunststoff, in Holz. Die Besitzer konnten nicht leben und nicht sterben, das Geschäft dümpelte so vor sich hin. Da kam Glatt, kaufte den Laden und baute ihn aus. Er machte nicht nur Kruzifixe, sondern er goss alle nur bekannten Madonnenfiguren aus sämtlichen Kunstzeitaltern in Plastik. Dazu kamen Putten, dazu kamen Jesusfiguren in allen Größen und Spielarten seit dem Mittelalter. Er hat es sogar fertiggebracht, den Altarraum der barocken bayrischen Wieskirche komplett in Plastik zu gießen und als >Hausaltar< anzubieten. Dazu sagt sein Prospekt: >Holen Sie sich das gesamte Barock ins Haus, den fröhlichen Glauben eines prallen Zeitalters, machen Sie es sich zu eigen.< Alle Propheten, alle Apostel, alle Heiligen, die vorstellbar sind, alle Engel, das ganze Programm in zwei Linien: Die eine für die sparsamen Haushalte, die andere für die etwas Betuchteren. Krippenfiguren in allen Größen inklusive Stall.

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