Eifel-Connection
Nina«, übernahm ich. »Wie alt war dieser Florian?«
»Dreißig würde ich sagen.«
»Wie sprach er? Lupenreines Hochdeutsch, Eiflerisch, Mosellanisch? Kölsch?«
»Hochdeutsch, würde ich sagen.«
»Hast du auf seine Hände geachtet? War er ein Arbeiter? War er ein Büromensch?«
Wieder nahm sie sich Zeit für ihre Antwort, dann sagte sie: »Eher ein Büromensch.«
»Und wer soll das sein, der da ein Ding durchzieht? Wer sind die?«
»Also, auf jeden Fall die, die weiter die Berge abbauen wollen.« Dann sah sie uns hilfesuchend an. »Wer soll es denn sonst sein?«
»Das ist richtig«, nickte Emma. »Wer soll es sonst sein. Und das Ding, das sie durchziehen wollen, ist einwandfrei ein unheimliches Ding?«
Sie nickte langsam und sah konzentriert zum Fenster hinaus. »Einwandfrei unheimlich. Das Wort ist gefallen. Und das Wort groß ist auch gefallen. Und dieser Florian sagte auch noch, dass es ganz langsam vorbereitet worden sei, er sagte, es wäre eine einwandfreie Langzeitplanung, gegen die kaum etwas zu machen sei, weil kein Mensch den Durchblick habe.« Dann klatschte ihre Hand auf die Tischplatte: »Und es wurde auch gesagt, dass der Seeth dabei draufgehen würde. Ich weiß gar nicht, wer das ist.«
»Wer ist Seeth?«, fragte Emma.
»Der Unternehmer, der zur Zeit in den meisten Lavagruben fördert«, antwortete ich. »Man hat ihm schon den Spitznamen >der Bergdieb< verpasst. Hat dreißig, vierzig Lkws laufen, baut Basalt und Lava ab und macht natürlich das Geschäft seines Lebens. Da kann gar nichts schiefgehen, weil beim Straßenbau, beim Autobahnbau, beim Landschaftsbau, beim Sportstättenbau diese natürlichen Zutaten in riesigen Mengen gebraucht werden. Und die Holländer ziehen damit ihre Buhnen in die Nordsee, um Land zu gewinnen, und die Macht der Stürme zu brechen.«
»Ach, du lieber Gott«, murmelte Emma. »Goldgrube.«
»Das ist richtig«, pflichtete Nina bei. »Christian sagte immer, die Gemeinden hätten nicht die geringste Vorstellung, für welchen Spottpreis sie dieses Erbe verscherbeln.«
»Wir werden diesen Florian finden«, sagte ich. »So viele Florians kann es in der Eifel nicht geben.«
»Bestenfalls eine Kompanie«, sagte Emma spöttisch. Dann meldete sich ihr Handy. Sie nahm das Gespräch an und verzog sich in den großen Wohnraum, sprach leise.
»Nina«, sagte ich, »wir brauchen dringend das Handy deines Mannes. Wir müssen wissen, mit wem er gesprochen hat. Kannst du den Amtsleiter anrufen und darum bitten?«
»Und was soll ich sagen?«
»Dass er tot ist, und der Vater deines Kindes. Ganz einfach. Wenn er Zicken macht, rücken wir ihm auf die Bude.«
Sie sah mich mit einem zaghaften Lächeln an, die Idee schien ihr zu gefallen.
Emma kam zurück und hatte ein verspanntes Gesicht, ihr Mund war verkniffen, die Falten zwischen den Augen tief. »Wir haben ein Problem, Baumeister«, sagte sie leise. »Erinnere dich bitte an die tote, alte Frau bei Rosi eins heute Morgen. Erinnerst du dich an den Gürtel, den sie über dem langen Rock getragen hat?«
»Ja«, nickte ich. »Sehr billig, sehr breit, aus irgendeinem Plastikmaterial, wie die Chinesen es auf den Markt werfen.«
»Die Mordkommission hat auf diesem Gürtel beide Daumenabdrücke des toten Norbert Bleckmann gefunden. Beide! Daran besteht kein Zweifel mehr, das ist wasserdicht, damit müssen wir jetzt leben.«
4. Kapitel
»Wir müssen jetzt ganz schnell werden«, sagte ich. Nina bewegte sich plötzlich, als wache sie unvermittelt aus einem tiefen Schlaf auf. »Das verstehe ich nicht. Seid ihr so etwas wie Polizei?«
»Nein, nein«, murmelte Emma lächelnd. »Manchmal helfen wir. Weißt du, mein Mann und ich sind ehemalige Kriminalisten und werden im Bedarfsfall immer gerne reaktiviert, und der Baumeister hier fotografiert alles, was zu fotografieren ist. Und er schreibt drüber. Ich erzähle dir das später in Ruhe.« Dann wandte sie sich an mich. »Wie schnell willst du denn werden?«
»Wie üblich. Schneller als der Schall«, sagte ich. »Wir teilen uns auf. Du schaffst, bitte, alle Basisinformationen über diesen toten Mercedesfahrer heran, Nina bittet den Chef von Christian Schaad um das Handy und fährt sofort los, um es in Mainz zu holen. Ich suche diesen Florian.«
Ich stopfte mir eine Zebrano von Stanwell und fluchte, als sie nicht richtig zog.
»Nina, als ihr bei Michels in Schalkenmehren gegessen habt - wann war das ungefähr, und an welchem Tisch habt ihr gesessen? Los Leute, wir haben zu
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