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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gelassen.
    »Ich würde gern mit Florian sprechen«, murmelte ich.
    »Der ist im Hof und macht Holz«, sagte sie.
    Du kennst das, du glaubst zu wissen, wie du vorgehen musst. Es gibt diese Typen, die vom Leben eingeschränkt sind, die einfach im Stadium eines Kindes verharren, die freundlich sind, gern lachen, strahlen können wie die ganz Kleinen, und bei denen du nie weißt, was sie verstehen und was nicht. Du weißt: Diese Typen sind häufig von einem großen Frieden erfüllt, sagen dir gern, wie ihr Leben läuft, was sie mögen und was nicht.
    Ich ging hinter das Haus.
    Da stand er vor einem Hauklotz, rechts das schon gespaltene Holz, links ein sehr großer Haufen von runden Klötzen. Er war ein mächtiger Mann, nur knapp unter zwei Metern. Er hatte ein Kreuz wie ein Kleiderschrank, und er bewegte sich geschmeidig mit runden, sicheren Bewegungen. Wahrscheinlich konnte er genau erkennen, welches Holzstück leicht zu spalten war und welches Schwierigkeiten machen würde. Er trug einen dünnen, blauen Pulli und darüber einen Blaumann, auf dem dunklen, lockigen Haar eine graue Kappe mit den großen Buchstaben NY. Er benutzte Handschuhe und schützte seine Augen durch eine große Plastikbrille. Er sah nicht auf, als ich mich näherte, er wirkte hochkonzentriert, und die Arbeit schien ihm Freude zu machen. Die schwere Axt in seinen Händen benutzte er mit der Feinheit eines Chirurgs, alle seine Bewegungen waren fließend und mühelos.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich würde gern mit dir reden.«
    Da sah er hoch, ließ die Axt auf dem Klotz und sagte: »Ja, gerne.« Dann setzte er hinzu: »Ich bin der Florian.«
    »Ich bin der Siggi«, sagte ich. »Es geht um eine Sache, die schon sechs Wochen her ist. Da war der Christian, Dr. Christian Schaad, mit seiner Frau drüben bei Michels, und du hast an seinem Tisch gesessen, und ihr habt miteinander geredet. Über die Berge, die hier verschwinden.«
    »Ja«, sagte er tonlos.
    Er sah mich an, sah mich aber nicht, war tief versunken in einem anderen Land. Dann standen unvermittelt Tränen in seinen Augen. Er nahm die Axt von dem Hauklotz, stellte sie daneben und setzte sich. Sein Weinen wurde wie ein Wimmern. Er zog mit wilden Bewegungen die Handschuhe aus, ließ sie fallen und führte beide Hände zum Gesicht.
    »Das tut mir leid«, sagte ich erschreckt.
    »Ja«, sagte er erstickt.
    Seine Mutter war plötzlich hinter mir und fragte sehr sachlich: »Um was geht es denn, wenn ich fragen darf?«
    »Es geht um einen Geologen, um …«
    »Um den Schaad?«
    »Ja.«
    »Der war Florians Freund, ein richtig guter Freund. Jetzt ist er nicht mehr.«
    »Ich weiß, aber ich wollte nicht…«
    »Ich glaube, es ist besser, Sie gehen jetzt. Sie sehen doch.«
    »Ja«, murmelte ich.
    Sie sagte giftig: »Und Sie kommen besser nicht wieder.«
    Ich hockte in meinem Wagen und schämte mich. Ich hatte es gehört, Nina hatte eindeutig ausgesagt: Sie waren Freunde! Zuweilen ist es erschreckend zu erleben, dass man bereit ist, alles Einfühlungsvermögen zu ignorieren, nur um eine schnelle Antwort zu bekommen. Ich hatte einem Kind unnötig Schmerzen zugefügt.
    Ich fuhr zurück nach Heyroth und fühlte mich elend. Als ich zwischen Kerpen und Niederehe durch das Bachtal nach Heyroth fuhr, hielt ich nach der kleinen Brücke über dem Zufluss von Oberehe an und marschierte über den Knüppeldamm, um in das Wasser zu starren. Die Farbe der Erlen war ein roter Schimmer; zwei Weiden waren schon silbern und rot, die Bäume wirkten so, als seien sie gerade wach geworden und räkelten sich, um das neue Jahr willkommen zu heißen.
     
    Ninas Porsche war nicht da, Emma saß am Esstisch und telefonierte, vor sich einen Schreibblock, auf dem sie dauernd etwas notierte. Sie wirkte kühl und geschäftsmäßig.
    Ich goss mir einen Becher voll Kaffee und hockte mich neben sie.
    Als sie das Gespräch beendete, sagte ich: »Ich habe es versiebt. Der Mann ist wie ein Zwölfjähriger, er hat seinen besten Freund verloren, und ich bin auf ihn los, als sei er mein Gegner. Da fing er an zu weinen.«
    »So was passiert«, stellte sie fest. »Das wird sich reparieren lassen. Ich habe eine wunderbare Nachricht: Rodenstock hat angerufen und gesagt, er liebe mich.« Sie hatte ganz blanke Augen. »Magst du was essen?«
    »Ja, eine Scheibe Brot vielleicht. Vielleicht ein wenig Käse. Wenn er gesagt hat, dass er dich liebt, kommt die Hoffnung zurück.«
    »Er hat auch gesagt, dass er mich am liebsten noch einmal heiraten

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