Eifel-Connection
würde.«
»Das ist geradezu gigantisch, aber eindeutig übertrieben.«
»Er hat auch gesagt, dass er Scheiße gebaut hat. Stelle dir vor: Rodenstock gibt etwas zu!«
»Ein kulturelles Highlight, einwandfrei. Und körperlich?«
»Er sagt: >Ich bin nicht krank. Ich habe nichts.<« Sie grinste wie ein Faun.
»Hoffentlich steht er nicht morgen vor der Tür«, murmelte ich.
»Dann schicke ich ihn zurück.« Sie stand auf und fuhrwerkte am Kühlschrank herum. Sie brachte Brot, Margarine und ein paar Sorten Käse auf den Tisch.
»Er hatte eine völlig veränderte Stimme. Ich habe ihm gesagt, dass mir mein Mordversuch an ihm nicht leid tut. Er hat auch gesagt, dass er den ersten Krach mit einem Therapeuten hatte. Der hat ihn angebrüllt, er solle gefälligst nach Hause gehen und sein Bett für einen anderen Patienten freimachen. Sie hätten keinen Platz und auch keine Zeit für einen alternden Romeo.«
»Du lieber mein Vater. Das wird ihn endlich treffen. Und du siehst verdammt gut aus.«
»Ach, Baumeister«, sagte sie selig und umarmte mich.
Wir aßen ein wenig. Ich fragte nach Nina, und Emma sagte, sie sei nach Mainz gefahren, um das Handy zu holen.
Und sie sagte: »Ich liste mal auf, was ich erfahren habe. Dieser Norbert Bleckmann ist einwandfrei eine bemerkenswerte Figur. Vielleicht erst einmal die wirtschaftliche Seite. An Banken kam ich nicht heran, aber meine Kollegen bei der Kripo in Köln wussten einiges. Der Mann war also fünfzig Jahre und zwei Monate alt, als es ihn in Hillesheim erwischte. Er machte eine Lehre bei der Volksbank in Köln, trat dann in ein Händlergremium ein, das sich auf den Handel mit Südfrüchten spezialisierte. Stichwort: Großmarkt in Köln. Das dauerte nur ein paar Jahre, und der Mann machte sich selbstständig. Er war Kaufmann und handelte schlicht mit allem, was man zu Geld machen kann. Da sind Sonderangebote für Laptops bei ALDI genauso zu finden, wie der Handel mit billigen Haushaltskerzen aus dem asiatischen Raum. Kinderkleidung aus Taiwan war es auch schon mal. Und er machte mehrere Male den Staatsanwalt auf sich aufmerksam, weil er ein knallhartes Geschäftsgebaren an den Tag legte und niemals so etwas wie Gefühle zeigte. Er sagte wie ein Volksprediger: >Die Welt ist hart, die Welt ist Krieg!< Und er scheute sich auch nicht, Konkurrenten anonym anzuzeigen, wenn er die Chance sah, sie aus dem Geschäft zu drängen. Ein paar Fälle sahen ziemlich übel aus.« Emma kam jetzt richtig in Fahrt. »Einmal schickte er gezielt einen jungen Konkurrenten aus dem Rennen, indem er behauptete, dieser täusche mit gefälschten Lebensmitteln die Verbraucher und sei vom Platz zu stellen und zu verurteilen. Dabei zeigte er den Mann beim Europäischen Gerichtshof an. Anonym. Und das kam nur durch einen Zufall heraus. Der junge Mann war pleite, noch ehe er sich umdrehen konnte, und Bleckmann schickte ihm einen Strauß roter Rosen. Das heißt, der Staatsanwalt wurde nicht auf ihn aufmerksam, weil er Schwarzgelder hortete oder in unsauberen Geschäften steckte, sondern weil er gnadenlos mit anderen umging. Der Staatsanwalt ist der festen Überzeugung, dass der Mann über mindestens eine Million an Barmitteln verfügt, kann aber nichts gegen ihn ausrichten, weil Beweise fehlen. Der Staatsanwalt sagte wütend: >Der ist ein Kaufmannsschwein!<«
»Also ein mieser Typ«, sagte ich. »Und was hat der mit einer alten, getöteten Frau im Wohnwagen einer Nutte mitten in der Eifel zu tun?«
»Keine Ahnung«, murmelte sie.
»Wie ist denn seine wirtschaftliche Stellung?«
»Satt, saturiert. Er hat ein eigenes Büro in diesen modernen Gebäuden im Zollhafen in Köln. Da sitzt eine Sekretärin, die von nichts eine Ahnung hat, alles nur aufnimmt und an ihn weitergibt. Er hat keinerlei Verwaltung, keinen zweiten Mann, keine zweite Frau, er macht grundsätzlich alles mit einem ausgefuchsten Computerprogramm. Weil er seine Verwaltung selbst nicht komplett darstellen kann, weil er schließlich dem Finanzamt schreiben muss oder seinen Lieferanten oder aber den Kunden in aller Welt, wird diese Seite seines Geschäftes von seiner Ehefrau erledigt. In einem hübschen Häuschen in Köln-Rodenkirchen. Seit zwanzig Jahren, zwei Stunden am Tag. An die komme ich bisher nicht heran, die meldet sich einfach nicht. Ich nehme an, sie hat zur Zeit genug mit ihrem toten Ehemann zu tun. Irgendwann werden wir sie erwischen.«
»Hat er Vermögen?«
»Ja. Es wird auf sechs Millionen geschätzt, es können aber auch acht
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