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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ein, setzte sich, hob das Glas und sagte trocken: »Prösterchen!« Dann schubberte sie ihren Rücken in dem Sesselchen und bemerkte: »Ich habe ihm immer gesagt: Du arbeitest zu viel. Ich habe immer betont: Die Hälfte tut es auch! Aber er hat nicht gehört.«
    »Es war Ihnen also klar, dass es ihn eines Tages mitten im Leben erwischen würde«, sagte ich.
    »So isses!«, nickte sie. »Darf ich von Ihnen nun wissen, für wen Sie untersuchen? Also, von welcher Behörde Sie sind? Von welcher Polizei? Also, da gibt es ja wohl verschiedene Sorten.«
    »Da gibt es verschiedene Sorten«, nickte ich. »Wir sind eingebunden gewesen, als Ihr Mann in seinem Auto entdeckt wurde, also in Hillesheim, auf einem Wiesenweg dort. Wir haben ergänzende Fragen, gnädige Frau.« Ich hatte endlich für mich geklärt, dass wir nicht Zuschauer einer Karnevalsveranstaltung waren, das hier war das reale Leben.
    »Also, gnädige Frau ist nicht«, erklärte sie mit großer Entschiedenheit. »Mir ist das einfache Leben angenehmer.«
    »Darf ich Sie nach Ihrem Beruf fragen?«, sagte Emma beinahe tonlos.
    »Also, ich bin gelernte Kaufmannsgehilfin, so nannte man das damals. Meine Mutter sagte immer: >Lerne was, Kindchen, sonst überrollt dich eines Tages das Leben!< Tja, und dann kam mein Mann.« Sie hatte helle, rauchige Augen, grau. Sie hatte ein sehr frauliches, weiches Gesicht, und sie war ein hellwacher, eindeutig sympathischer Typ.
    Dann murmelte Emma sehr sachlich: »Dann kam also Ihr Mann und hat Sie überrollt. So war das sicher.«
    »Genauso. Er hat von Anfang an gesagt: Arbeiten ist nicht, Schatz. Das erledige ich.«
    »Wir haben mit Interesse gehört, dass Sie das Büro Ihres Mannes erledigt haben, also die gesamte Logistik sozusagen«, bemerkte ich.
    »Na ja, einer muss es ja machen«, sagte sie. »Also, ich habe mir alles angelacht, was ich brauchte. Zwei Büroleute, zwei Buchhalter, also ein Steuerberater, ein Anwalt, ein Bilanzfachmann, internationales Recht, EU-Recht, nationales Handelsrecht. Was man so braucht.«
    »Und er war immer unterwegs«, stellte Emma fest. »Sagen Sie, kann ich mal für kleine Mädchen?«
    »Wenn Sie da rausgehen wollen, die dritte Tür rechts«, sagte sie, und während Emma entschwebte, wandte sie sich zu mir und fragte: »Glauben Sie, er hat sehr gelitten?«
    »Nein, das nicht, das auf keinen Fall. Wir denken, er ist irgendwie entschlafen.« Ich war mir durchaus im Klaren, dass ich selten in meinem Leben etwas Dämlicheres gesagt hatte. Aber was tut man nicht alles, um vorwärtszukommen?
    »Das hier war also der Punkt, an dem er ausruhen konnte!«, sagte ich voller Bewunderung. »Sehr geschmackvoll.«
    »Das hat er alles mir überlassen«, erklärte sie träumerisch. »Er hatte ja keine Zeit für die … also für die Kleinigkeiten, das Leben.«
    Da hatte jemand die Stadtansicht Kölns, in der Mitte der Dom, in Kupfer geschlagen und dabei satte vier bis fünf Quadratmeter verbraucht. Das Riesending hing eichenholzgerahmt über einem weißen Ledersofa, und es war mir für Sekunden vorstellbar, dass jemand auf einen Knopf drückte: Das Ding schießt hinunter und köpft den darunter Sitzenden. Und daneben im tiefen violetten Teppichboden zwei Reiher in mattblauem Holz, gute zwei Meter hoch. Konnten auch Flamingos sein, Vögel jedenfalls mit sehr ausgeprägtem Schnabel. Vor der riesigen Glasscheibe zum rückwärtigen Garten stand eine hölzerne Elefantenfamilie in Sanftrosa, lebensecht wie man sie aus der Serengeti kennt, die Leitkuh gut und gerne sechzig Zentimeter hoch und breit wie für einen Gänsebräter. Dann war da eine Vase, aus Holz gedrechselt, etwa anderthalb Meter hoch. Darin riesige, grüne Klatschmohnstengel mit feuerroten Blüten, groß wie Dessertteller und garantiert aus chinesischer Seide. Überwältigend.
    »Sie haben es sehr schön hier!«, sagte ich. »Was machen Sie jetzt? Gibt es Zukunftspläne? Führen Sie die Firma weiter?«
    »Also, mein Pfarrer sagt, ich soll mir Zeit lassen. Niemand treibt mich. Und er hat ja gut für mich gesorgt.«
    »Ja, ja, ein paar Spargroschen«, nickte ich. »Das hilft.«
    »Also, meine Kegelfreundinnen sagen immer: Ich weiß gar nicht, wie gut ich es habe.«
    Ich dachte etwas verkrampft: Wo, zum Teufel, bleibt Emma?
    »Wissen Sie eigentlich, was er in Hillesheim auf der Wiese wollte?«
    »Nein, das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Er ruhte sich ja manchmal aus, wenn er unterwegs war, und Hotels waren ihm lästig, wie er immer sagte. Also, er war

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