Eifel-Connection
komplett auf dem Tresen … also, sagen wir mal so: Entweder reden Sie von einer Nutte und ihrem Zuhälter, oder aber von Ihrem Mann. Ich kriege das nicht übereinander, verstehen Sie?«
Jetzt weinte sie ganz still und lautlos und mühte sich, mit viel Rotz in der Stimme zu sagen: »Das ist es ja gerade. Mein Mann, also Norbert, will sie unbedingt haben. Ganz für sich allein. Verstehen Sie das denn nicht? Er wollte sie haben und kaufen, er hat Elvis gesagt: Ich gebe dir, was du willst, der Preis ist egal. Hat Elvis mir selbst gesagt. Vor Zeugen.«
»Und Sie hatten natürlich Angst, er schmeißt Euer ganzes, sauer verdientes Geld raus?« Emma strahlte.
»Genau. Er hat sie ja schon einmal gekauft, aber er hat sie zurückgekriegt.« Sie war das heulende Elend, sie war ganz unten.«
»Das will ich hören«, unterbrach ich energisch.
Sie schniefte, sie fummelte nach einem Taschentuch, sie hatte keines, und Emma reichte ihr eines an.
»Also, das war so: Vor zwei Jahren kam Elvis von einer Einkaufstour in Polen zurück. Da war die Anna dabei. Also, Polinnen sind bei uns ja sehr beliebt, und sie können auch was, wenn Sie wissen, was ich meine. Und sie ist ja auch als Hostess mitgekommen, und Elvis sagte: >Aus dir mache ich den Star!< Hat er dann auch. Und dann hat Norbert sie gesehen und erlebt und ein paar Mal wohl auch … also, na ja, und dann hat er zu Elvis gesagt: >Die will ich haben, egal, was sie kostet.< Elvis hat gesagt: >Die kannst du nicht bezahlen.< So ging das eine Weile hin und her. Dann hat Norbert dem Elvis einen Scheck über 200.000 gegeben. Okay, hat Elvis gesagt, ist gelaufen, aber da fehlen 100.000 für die Spesen. Hat er auch noch gekriegt. Also 300.000. Bar, quer über den Tresen, nicht nachweisbar, schwarz wie die Sünde. Dann hat Norbert ihr ein Appartement eingerichtet, in der Altstadt, fragt mich nicht nach der Rechnung. Dann war sie da. Eine oder zwei Wochen. Und plötzlich war sie weg. Norbert ist ausgeflippt, er war richtig verrückt. Er ging sogar zu den Bullen und meinte, sie sei bestimmt ermordet worden. Ja, ja, wenn Männer verrückt spielen. Dann ist er zu Elvis und hat gesagt: >Sie ist weg! Wo ist sie?< >Wieder hier bei mir<, sagt Elvis. >Hier ist dein Scheck zurück. Sie kann nicht für dich in einem Appartement leben, sie will das nicht, sie will den Job bei mir …< Ich meine, die ist nymphoman, ganz klar, die machte meinen Norbert kaputt, das ging ganz schnell, die brauchte dazu nur eine Nacht. Und das ganze Geld.« Sie warf die Arme zum Himmel und weinte jetzt bitterlich.
»Au weia!«, sagte Emma sehr hell und sehr vergnügt. Zuweilen konnte ihr eine Geschichte richtig gut gefallen, und dies war so eine. »Und das Wasserbett ist nicht mehr zu Ihrem Mann zurückgekehrt?«
»Nein. Aber er ist hinter ihr her und hat sie bekniet. Das war ja schon peinlich. Also, ich kannte den gar nicht mehr, er hechelte ja nur noch und guckte nur noch traumverloren in die Gegend. Ich habe sogar dem Glatt gesagt: Ich biete ihm 100.000, wenn er Norbert heilen kann. Konnte der aber auch nicht. Und dann haben sie ja die Kerzenfabrik übernommen, er und Glatt, und den Betrieb, der künstliche Blumen herstellt, so Seidenzeugs. Und Glatt tobte und hat meinem Mann gesagt: >Auf dich, Arschloch, ist kein Verlass mehr, du lässt dich nicht mehr sehen, du bist nicht mal mehr pünktlich.< Dann hat Norbert sich eine Weile am Riemen gerissen. Und es ging wieder einigermaßen. >Da machste was mit<, sagte der Glatt dauernd. Aber der ist ja auch ein Arsch.«
»Wieso denn das?«, fragte ich mit mäßigem Interesse.
»Weil er alles zu schnell will, weil er den Hals nicht vollkriegt, weil es niemals genug ist. Höher, weiter, teurer, schneller - Infarkt!, sage ich immer. Und einmal hat Norbert das Wasserbett tatsächlich mitgebracht, also nach Daun. Und ich habe die Stielaugen von Glatt gesehen und gedacht: Herrgott, die vögelt doch auch nur mit dem Unterleib. Ist doch wahr. Wir hatten so ein schönes Geschäft!«
»Wieso haben die plötzlich so viel zusammengearbeitet?«, fragte ich.
»Das ist ganz einfach«, erklärte sie sehr sachlich, und keine Spur mehr von Tränen. »Glatt kam allein nicht weiter, die Banken spielten nicht mit. Ach, du lieber Gott, da war diese Arie mit dem Weihnachtsgeld. Da hat doch die ganze Eifel drüber geredet. Also, irgendeine Bank sagte: Stop! Kein Geld mehr! Du bist am Limit, Junge! Ausgerechnet kurz vor Weihnachten. Und auf einer Betriebsversammlung verkündete Glatt, erst mit
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