Eifel-Connection
rätselhaften mörderischen Begebenheiten: Irgendjemand erinnert sich und beginnt erneut zu fragen. Und alles beginnt von vorn.
Ich schickte also meinen Recherchenbericht zur Mordkommission und zu Emma nach Heyroth hinüber. Es war erforderlich, dass wir alle auf dem gleichen Wissenstand waren.
Dann meldete sich Emma mit der erfreulichen Nachricht, dass Nina am nächsten Tag zurückkehren würde. »Sie muss ein paar Tage lang irgendeine Medizin nehmen, aber eine Gefahr für das Kind besteht nicht mehr.«
»Das ist schön. Und wie geht es deinem Rodenstock?«
»So genau weiß ich das nicht. Er durfte gestern spät am Abend anrufen und sagte mir, er habe begonnen, seinen Therapeuten zu hassen.«
»Dann bedeutet das, dass der Therapeut auf der richtigen Spur ist. Das ist natürlich ungeheuer lästig für unseren Helden Rodenstock.«
»Ja, ja, und er will möglichst schnell nach Hause, weil er der Meinung ist, dass wir den Fall vergeigen, falls er nicht mitarbeitet.«
»Großmaul!«
»Das habe ich auch gesagt. Ach ja, und wir könnten heute Abend nach Köln-Rodenkirchen zur Frau vom Bleckmann. Dann sollten wir gegen 17 Uhr losfahren. Sie klingt abweisend, aber sie weiß natürlich, dass wir unangenehme Fragen stellen werden.«
»Steht jetzt eigentlich fest, wer die alte Frau in dem Wohnmobil gewesen ist?«
»Das weiß die Mordkommission jetzt. Sie heißt tatsächlich Maria Waclawick, und sie stammt aus einem kleinen Bauerndorf nördlich von Warschau, tief in der Provinz. Sie hat vor sechs Wochen ihr Dorf mit einem Touristenvisum in Richtung Deutschland verlassen. Sie wurde zweiundsechzig Jahre alt. Bis jetzt ist vollkommen unklar, was sie hier wollte. Aber noch etwas ist interessant: Sie hat das Dorf nicht allein verlassen, ihr Sohn war dabei. Der junge Mann heißt schlicht Peter, und ist vierundzwanzig Jahre alt. Dieser Mann ist ebenso unauffindbar, in Köln bisher nie aufgetaucht. Auf dem Zettel, den Kischkewitz bei ihr fand, war Köln vermerkt. Die Kollegen dort haben keine Ahnung, was die Frau in Köln treiben könnte, ob sie jemanden besucht, ob es dort Verwandte gibt, alte Freunde vielleicht. In Computernetzen oder im Einwohnermeldeverzeichnis jedenfalls kommt der Name Waclawick in Köln nicht vor. Die Ortspolizei hat in dem polnischen Dorf festgestellt, dass der Mann von Maria Waclawick vor sechs Jahren starb. Und sie hat wohl niemandem im Dorf gesagt, was sie in Deutschland eigentlich will. Die Sache wird immer rätselhafter.«
»Und was hat der Millionär Bleckmann mit dieser Maria zu tun?«
»Keine Ahnung, niemand bei der Polizei hat eine Vorstellung. Ich habe gefragt, ob Bleckmann irgendwelche geschäftlichen oder privaten Verbindungen nach Polen hat. Negativ.«
»Okay, bis 17 Uhr, ich hole dich ab.«
Da der gebildete Mitteleuropäer von Zeit zu Zeit eine Waschung vornehmen sollte, stellte ich mich unter die Dusche und kleidete mich neu und adrett ein. Schließlich wollte ich auf eine Millionärsgattin einen guten Eindruck machen und mich weltoffen geben, wenngleich ich noch immer nicht weiß, was genau das heißt.
Dann hatte ich eine Stunde tatsächlich ganz für mich allein. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, meine Mails zu lesen, aber als ich sah, dass das zwei Stunden dauern könnte, warf ich den ganzen Berg auf den Abfallhaufen. Die Leute mit den ganz wichtigen Geschichten würden mich ohnehin anrufen.
Dann ein Blick auf meine Eifel bei Google und siehe da, schon eine merkwürdige Nachricht.
Eifel-Köter, ein höchst dubioser, durchaus nicht immer seriöser Absender, schrieb: »Freunde, unser aller Freund Albert Seeth, seines Zeichens lebenslanger Bergdieb in unserer schönen Heimat, hat gestern einen Schwächeanfall erlitten. Soweit wir wissen, kam der Notarzt in letzter Sekunde und rettete sein Leben. Nun geht es ihm wieder besser, er beschimpft wieder seine Nachbarn und hält die ganze Welt für einen Haufen von Arschlöchern. Dem Vernehmen nach blieb er also unter den Lebenden. Bis zum nächsten Mal, euer geliebter herumstreunender Köter.«
Ich rief Stephan Sartorius beim Trierischen Volksfreund an und fragte: »Hast du das gelesen? Das von Seeth?«
»Ja, ja, ich wusste das schon vorher vom Deutschen Roten Kreuz. Sie sind mit dem Notarzt ausgerückt, weil die Haushälterin Zeter und Mordio schrie. Angeblich lag der alte Seeth blasenwerfend auf dem Seiden-Isfahan vor seinem Schreibtisch und war auf dem Weg in die Hölle. Aber sie haben es noch mal geschafft. Na, ja, schließlich ist
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