Eifel-Connection
mehr für das Nickerchen zwischendurch.«
»Aber er hat Ihnen schon gesagt, dass er häufig in der Eifel war?«
»Na ja, sicher. Da gibt es ja den Glatt. Mit dem hat er viel gemacht, aber Einzelheiten weiß ich nicht. Na ja, jedenfalls hat er dem das Anzeigenblättchen abgenommen, damit Glatt in Ruhe seine Sachen durchsetzen kann, also damit Glatt in Ruhe seine politischen Spielchen durchsetzen kann. So was brauchen Männer ja von Zeit zu Zeit. Alles eine Machtfrage, sagte Norbert immer. Er konnte sehr witzig sein.«
»Sie haben also das Büro hier im Haus?«
»Oh nein, oh nein, da haben wir in der Südstadt eine Etage angemietet. Ich sage immer: Kein Geschäft in der Wohnung, niemals Geld auf dem privaten Klo. Das bringt nichts. Und Norbert sagte immer: Schatz, sagte er, das Geld, das wir hier ausgeben, haben wir woanders verdient. Aber woanders leben wir nicht. Er war ja auch klug.«
Emma, wo bist du? Du wirst doch nicht…
»Er soll gesagt haben: >Das Leben draußen ist Krieg! Niemand wird verschont!< War er tatsächlich so hart?«
»Ja, das war er.« Jetzt war viel Stolz in ihrer Stimme, und zum ersten Mal zeigte sie echtes Gefühl. »Sehen Sie mal: Wenn das Finanzamt meint, dass wir diese oder jene Kleinigkeit vergessen haben, dann kriegen wir sofort böse Absicht und Täuschung untergejubelt, und aus einer halben Million Umsatz werden locker 750.000, die wir hinblättern sollen, bloß weil das Finanzamt glaubt, wir haben getäuscht. Ich sage immer: Wir sind gläsern, und wir bescheißen nicht. Wozu denn? Es geht uns doch einigermaßen. Man hat es ja schwer heutzutage.« Und plötzlich war sie die Hinterbliebene, die der böse Norbert auf dieser feindlichen Erde allein gelassen hatte. »Er fehlt mir so.«
Unvermutet räusperte sie sich und fragte: »Wo bleibt denn Ihre Kollegin? Geht es der nicht gut? Ich meine, wenn die nur mal Pipi machen will…«
»Die wird gleich kommen«, beruhigte ich sie. »Ein bisschen Erkältung vielleicht.«
»Soll ich nicht mal nach ihr sehen? Ich meine, wenn ihr nicht gut ist.«
Aber dann bewegte sich die Tür, und Emma kam herein. Sie strahlte: »Ich hoffe, ihr zwei kommt gut zurecht miteinander.« Dann setzte sie sich, trank einen Schluck Sekt, schloss vor Wonne die Augen und fragte: »Warum, Frau Bleckmann, versuchen Sie uns vorzumachen, dass Ihr Mann hier in diesem Haus mit Ihnen zusammengelebt hat?«
Ivonne Bleckmann hatte augenblicklich ein sehr kantiges, hartes Gesicht, sie war blass und schoss sofort zurück. Sie wurde schrill wie eine kölsche Amazone von erlesener Sprachkraft. »Ich mache Ihnen gar nichts vor, verdammte Scheiße! Was soll das? So geht niemand mit mir um, niemand! Und in diesem Haus schon gar nicht, Liebchen, Sie blöde Tusse! Was machen Sie denn, wenn ich den Mund halte? Dann stehen Sie ganz schön dumm im Spülwasser, Sie Weichei, oder?« Dann beugte sie sich weit vor in Richtung Emma. »Hat sie Sie geschickt? Kommen Sie von ihr? Kein Wort mehr ohne meinen Anwalt! So weit kommt das noch, dass ich hier mit Ihnen spreche und nicht mal weiß, von welchem Amt Sie eigentlich kommen. Ich habe sein Testament hier in meinem Safe! Und wenn die Sau Geld will, dann sage ich: Nein! Und nochmals: Nein! Kein Cent für diese miese Kuh! Diese freilaufende Nutte!« Sie hatte ein sehr rotes Gesicht und sah aus, als würde sie augenblicklich platzen.
»Das war aber heftig«, murmelte ich in der Hoffnung, besänftigend zu wirken.
Jetzt aber kam Emma, und sie kam gefährlich leise, sie holte nicht einmal Luft, blies sich nicht auf. »Ich halte Ihnen zugute, meine Liebe, dass die Trauer Sie geistig etwas einschränkt, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Herr Baumeister und ich kommen nicht von einem Amt. Es ist viel schlimmer. Was glauben Sie denn, was passiert, wenn ein ehrbarer und äußerst wohlhabender Kölner Bürger morgens um drei Uhr auf eine abgelegene Wiese in der Eifel fährt und stirbt? Wer ist zuständig? Eine Mordkommission! Deren Aufgabe ist es, abzuklären, ob der Tote da eines natürlichen Todes starb, oder ob jemand nachgeholfen hat. Leuchtet Ihnen das ein, meine Teure? Ich habe Ihren Verblichenen in seinem Auto gesehen und begutachtet, mein Kollege Baumeister hier hat ihn fotografiert. Und nun zum Stand der Dinge. Was glauben Sie, weshalb wir Sie um diesen Termin gebeten haben? Weil es Spaß macht, mal eben nach Köln zu fahren, um Ihr kostbares Eigenheim zu besichtigen? Um auszuschließen, dass Ihrem Mann niemand ans Leben wollte, müssen
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