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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und Paul beobachteten mich aus ihren Efeuhöhlen, und wahrscheinlich dachten sie: Der Alte spinnt mal wieder. Es donnerte und blitzte in immer schnellerer Reihenfolge; ich begann zu frieren, ging ins Haus und besorgte mir ein Handtuch.
    Germaine stand im Flur, stemmte die Arme in die Hüften und sagte: »Baumeister, in diesen Unterhosen siehst du gräßlich aus. Wie ein teutonischer Giftzwerg.«
    »Wahrscheinlich bin ich einer.« Das Fiepsen des Handies unterbrach unseren außergewöhnlich interessanten Dialog.
    »Baumeister in Brück.«
    »Emma in Bonn.« Ihre Stimme schien seltsam flach. »Also, diesen Verbindungsonkel der Bundesregierung zu den Geheimdiensten, diesen sogenannten Koordinator – Gott segne Arnold Schwarzenegger – haben wir natürlich nicht getroffen. Der Mann steht so hoch über den Köpfen der Normalsterblichen, daß er mit uns nur sprechen würde, wenn wir ihm die letzte Ölung bringen. Aber wir haben einen Mann auf getan, den Seepferdchen gut kennt. Und den haben wir ein bißchen erpreßt, nicht schlimm. Der Mann, der auf dich geschossen hat, dieser Mensch vom BND, heißt Wilhelm Cottbus. Cottbus wie die Stadt. Die Frage ist allerdings, ob er diesen Namen auch benutzt. Wahrscheinlich hat er seine Wohnung nicht einmal unter seinem bürgerlichen Namen gemietet. Wir wissen, er lebt allein und daß er vor fünf Jahren massive Schwierigkeiten mit Alkohol und Tabletten hatte. Er hat keine Kinder, seine geschiedene Frau lebt in einem Nest in der Eifel, so klein ist die Welt. Das Nest heißt Rockeskyll, kennst du das?«
    »Wer das nicht kennt, war niemals hier. Da kommt die Eifelhexe her, ein bekannter Kräuterschnaps. Das ist gleich um die Ecke. Hast du herausgefunden, was dieser Wilhelm Cottbus zur Zeit macht?«
    »Das weiß unser Verbindungsmann nicht. Er sagt, daß im Kanzleramt große Aufregung herrscht, weil die Affäre um den General die Größenordnung eines normalen Skandals weit übersteigt. Angeblich hat der Kanzler strikte Nachrichtensperre verhängt, was die Meute natürlich erst richtig durstig gemacht hat. Ich habe mal alle Zeitungen gekauft, die ich kriegen konnte. Es gibt kaum Berichte, die von Überblick zeugen. Kein Mensch kann die Teile des Puzzles aneinanderfügen.«
    »Außer dem Namen Wilhelm Cottbus gibt es also keine neuen Erkenntnisse?«
    »Nein. Wir kommen jetzt zurück nach Brück.«
    »Bis später.« Es war elf Uhr, es war im Grunde die ideale Zeit, eine Scheidungshinterbliebene aufzusuchen.
    Ich schrie nach Rodenstock: »Wir sollten dorthin, wir sollten sofort nach Rockeskyll.«
    »Wir haben kein Auto. Die werden erst in einer Stunde gebracht. Keine Hektik, meine Junge, reg dich ab. Dabei fällt mir ein: Hast du eigentlich dein zertrümmertes Auto abschleppen lassen und die Versicherung angerufen?«
    Ich fluchte leise und rief meinen Versicherungsmenschen an, den Helmut Zurheiden in Wiesbaum. »Hm, ich hätte da was«, begann ich vorsichtig.
    »Sie müssen mir gar nichts sagen«, röhrte er freundlich. »Sie haben die Karre kaputtgefahren. Das weiß ich schon. Die Bullen haben mich angerufen und gesagt, das Ding sähe so aus, als wäre es in eine Schrottpresse geraten. Die Versicherungslage ist ja eindeutig, Vollkasko. Aber ich habe mir Sorgen gemacht, was mit Ihnen ist. Krankenhaus?«
    »Ja.« Wie sage ich es meinem Kinde? »Ist es notwendig, den Wagen begutachten zu lassen?«
    »Eigentlich schon.«
    »Da sind aber lauter kleine runde Löcher drin, die eigentlich nicht dahin gehören.«
    »An Kleinigkeiten sind die nicht interessiert«, beruhigte er mich. »Ich schlage vor, ich lasse das Wrack abtransportieren, damit das nicht mehr so rumliegt. Dann ziehen wir einen Gutachter hinzu. Den Totalschaden melde ich sofort, und Sie können ein neues Fahrzeug ordern. Sie brauchen schließlich schnellstens ein Auto, oder? Oder liegen Sie noch lange im Krankenhaus?«
    »Nein, nein, das nicht. Auf das Auto ist mit einer Maschinenwaffe gefeuert worden, wissen Sie? Und das macht die Sache so, na ja, komisch.«
    »Aha!« sagte er, als könne er kein Wässerchen trüben. »Na ja, dann melden wir eben, daß es ein Totalschaden ist, und reden nicht erst über komische Löcher. Was war es denn? Ein Maschinengewehr?«
    »Nein, weniger. Es war wahrscheinlich die Spezialversion einer Maschinenpistole von Heckler & Koch, neun Millimeter.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie über diesen Teil der Sache nicht reden.« Er sprach sehr vorsichtig, wie gute Versicherungsleute das zuweilen

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