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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kleinkalibergewehr, geschweige denn eine doppelläufige Schrotflinte oder ähnliches. Ich hatte nicht einmal eine Jagdtrophäe entdeckt, auch keine Schachtel mit Munition, keine Zeitschrift für Jäger und keine typischen grünen Röcke oder Pullover oder Hosen. Dann erinnerte ich mich an eine Szene: Wir waren oberhalb seines Hauses in einem Windbruch unterwegs, als er mit leichtem Grinsen feststellte: »Je älter ich werde, umso mehr traue ich mich, die herkömmlichen Bahnen dieser fragwürdigen Gesellschaft zu verlassen. Ich esse zum Beispiel seit zehn Jahren kein Fleisch mehr, ich bin totaler Vegetarier. Und das bekommt mir ausnehmend gut.« Wie konnte so ein Mann ein Jäger sein?
    Ich wünschte plötzlich, wenigstens mein Kater Paul wäre hier. Wahrscheinlich würde ich mit seiner Hilfe gelassener bleiben.
    Endlich erschienen sie, und es lief alles sehr schnell und generalstabsmäßig ab. Vier Streifenwagen kamen dicht hintereinander mit Blaulicht, aber ohne Sirene auf der schmalen Straße vom jenseitigen Hang hinab. Der General hatte sich einen bogenförmig verlaufenden Waldweg an seinem Haus vorbeilegen lassen. Der erste Streifenwagen blockierte die Einfahrt des Weges, der zweite die Ausfahrt. Der dritte kam mit einem langgezogenen Seufzen der Bremsen ganz knapp hinter meinem Wagen zum Stehen, der vierte zog direkt hinter das Haus. Es war wie aus dem Lehrbuch der Polizeiakademie: So etwas nennt man eine schnelle, gekonnte Objektsicherung. Die Beamten stiegen aus, aber nur zwei kamen zu mir an die Fenstertüren des Wohnraumes. Beide hatten ihre Waffen gezogen.
    Der Mann war jung und trug einen dunklen martialischen Schnäuzer. Die Frau neben ihm war hübsch, rothaarig und offensichtlich sehr nervös.
    »Bewegen Sie sich nicht!« befahl sie.
    »Der Tote liegt da hinter mir«, murmelte ich. »Soll ich jetzt etwa die Hände hochhalten?«
    »Durchaus«, sagte der mit dem Schnäuzer scharf. »Und drehen Sie sich um.«
    Ich gehorchte, und er war sofort bei mir und tastete mich ab.
    »Negativ«, meldete er ohne Betonung. Er glitt drei Schritte zur Seite. »Sie können sich wieder umdrehen.«
    »Sie sind also ein Bekannter des Generals?« fragte die Frau triefend vor Mißtrauen.
    »Ja, kein intimer Bekannter, aber immerhin. Ich habe ihn etwa achtmal getroffen, abwechselnd hier oder bei mir daheim.«
    »Und Sie wohnen seit kurzem in Dreis-Brück«, stellte sie fest. »Nördlich von Daun.«
    »Richtig. Und ich bin harmlos.«
    »Harmlos nun wieder auch nicht«, meinte der mit dem Schnäuzer.
    »Was meinen Sie denn damit?« fragte ich zurück.
    Es war klar, sie hatten im Computer überprüft, wer ich war, und wahrscheinlich hatte die Datei ihnen geflüstert, ich sei ein scharfer Hund oder etwas in der Art.
    »Wir wissen es eben«, sagte die Frau. »Wieso fragen Sie?«
    »Weil ich eine Vorverurteilung rieche. Und weil Sie als Polizeibeamtin eigentlich eine solche Bemerkung nicht machen dürften. Und das wissen Sie genau.«
    »Sieh einer an«, der mit dem Schnäuzer tat erheitert, war es aber nicht. »Da sind wir ja auf einen richtigen Profigestoßen.«
    »Das stimmt«, nickte ich unbescheiden. »Könnten Sie vielleicht in Güte erwägen, diese Scheiß-Schießprügel in den Etuis zu versenken? Wenn Sie jetzt plötzlich Kreislaufschwierigkeiten bekommen, könnte ich darüber zur Leiche werden. Das hat man Ihnen auf der Polizeischule doch sicher gesagt.«
    »Ich finde Sie arrogant«, sagte die Frau.
    »Und ich Sie höchst unsicher«, entgegnete ich. »Aber niemand ist perfekt, gelle? Also, was ist? Ihre Waffen machen mich nervös.«
    Der mit dem Schnäuzer sagte etwas dumpf: »Kommen Sie erst mal von diesem Raum weg. Wir stellen uns vor das Haus.«
    »Was soll denn das?« fragte ich verwirrt.
    Der Schnäuzer lächelte seine Kollegin freudlos an. »Nun tun Sie doch nicht harmloser als Sie sind«, seufzte er. »Wir sind bloß Bullen, wir sind nicht die Kripo und schon gar nicht die Mordkommission. Wir haben Anweisung, den Tatort abzusichern und nicht zu betreten. Bloß absichern, nichts tun und abwarten.«
    »Und normalerweise müßten wir Sie vorbeugend verhaften«, ergänzte die Frau bitter.
    Ich war bestürzt. »Mich verhaften? Wieso?«
    Der Schnäuzer sagte: »Das versteht der brave Zivilist nicht. Wir sollen eben jeden verhaften, den wir hier antreffen. Also auch den, der uns verständigt hat.«
    Nun starrte er auf den toten General. »Das ist einfach irre«, flüsterte er.
    »Sehen Sie da die Wunden im Bauch? Sind das

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