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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gar nichts war Tinnef, jedes Detail schien Bedeutung zu haben, und in ihrem Nachttisch lag ein Päckchen Kondome Gefühlsecht. Sie hatte die Fotos von Papa und Mama, von Schwestern und Brüdern, von Nichten und Neffen in silberne Rahmen gepaßt und sie an die Wand über ein englisches Teetischchen gehängt. Die Bücherregale waren aus Rosenholz, und ihre Bücher zeugten von erlesenem Geschmack. Sie hatte alte Stiche von London im Original an den Wänden hängen, und neben ihrem Schreibtisch gab es eine Fotogalerie mit den Großen der Zeit von Henry Kissinger über Hans Dietrich Genscher, Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Oskar Lafontaine und dem Ehepaar Clinton vor dem Weißen Haus. Die Dame war echt herumgekommen, die Dame war von Welt, die Dame war bestechlich.
    »Ich habe das Zeug«, meldete Rodenstock dumpf aus dem Nebenraum. Er tauchte mit einer alten Aktentasche auf, stellte sich neben ein chintzbezogenes Sofa und ließ den Inhalt herausfallen. Darin lagen hunderttausend Dollar. »Es wirkt irgendwie so hilflos«, sagte er leise. »Es wirkt so, als habe ihr jemand geraten, doch zwischendurch auch mal bestechlich zu sein wie alle anderen. Irgendwie rührend.«
    »Scheiße!« sagte ich wütend.
    »Aber sie hatte Format«, beharrte er.
    »Was tun wir jetzt? Die Mordkommission anrufen?«
    »Das wäre nicht so gut«, riet Rodenstock ab. »Ich plädiere auch nicht dafür, den BND zu unterrichten. Ebensowenig wie den MAD, der Verfassungsschutz kommt gar nicht in Frage, der ist zu kleinkariert. Wie wäre es mit den Jungs von der CIA?«
    »Nicht schlecht.«
    »Also, die CIA.« Er griff zu dem Telefon, das neben einem Empire-Schreibtisch an der Wand hing. Er wählte eine Nummer und verlangte: »Tom Becker, bitte. Dringend.«
    Es dauerte eine Weile, dann war jemand in der Leitung. »Mister Becker? Ach, das ist gut. Hören Sie zu: Die Frau Zimmer, Ursula Zimmer, Sie wissen schon, die Dame aus dem Amt für Fernmeldewesen – « ... »Ja, ja, die liegt hier tot in ihrem Garten herum. Selbstmord durch Gift.« ... »Wer ich bin? Ach, du lieber Gott, das ist doch unwichtig. Warum haben Sie ihr denn die hunderttausend Dollar gegeben?« ... »Wie bitte? Ein Kredit. Ein Kredit über hunderttausend von der CIA? Wollen Sie mich verarschen, Sir? Also, kommen Sie her und sammeln Sie die Leiche ein.« ... »Nein, nein, nein, ich habe niemanden außer Sie davon informiert. Und unterbrechen Sie mich doch bitte nicht dauernd.« ... »Wie bitte? Wer ist außer Kontrolle? Können Sie das wiederholen, Sir?« ... »Ja, ja, den Namen Cottbus kennen wir gut. Das ist der Narr mit der Maschinenpistole, nicht wahr?« ... »Lenny läßt er sich nennen? Lenny ist außer Kontrolle? Wie lange schon, Sir?« ... »Seit drei Tagen, soso. Lenny Cottbus – ein schöner Name, Sir, zeugt wirklich von erlesenem Geschmack, Sir.« ... »Nein, Sir, ich habe keinen Namen, ich komme sozusagen namenlos über Sie und scheiße Ihnen in Ihr Geschäft, Sir.« ... »Wen soll ich grüßen?« ... »Baumeister? Ich kenne keinen Baumeister. Halten zu Gnaden, Sir.«
    Dann unterbrach er die Verbindung und wandte sich zu mir: »Dieser Cottbus ist seit drei Tagen außer Kontrolle. Becker sagt, der Mann ist wahnsinnig. – Wir sollten sehen, daß wir heil aus dieser Mausefalle herauskommen.«
    »Die Dollar?«
    »Die Dollar nehmen wir mit«, sagte er. »Es ist immerhin ein sehr überzeugender Beweis. Laß uns verschwinden, und überlassen wir die Dame dem Gerichtsarzt.«
    Aber wir konnten die Mausefalle nicht mehr verlassen. Als wir den schmalen Durchgang zwischen Hauswand und BMW betraten, schoß Lenny Cottbus die erste Salve. Es war nicht laut, wahrscheinlich hatte er einen Schalldämpfer aufgeschraubt. Neben uns platzten die Scheiben des BMW, und Rodenstock vor mir griff sich in die Haare und fluchte. Seine Hand war ganz rot.
    Wir drehten um und rannten in den Garten. Der Garten endete an einer alten roten Backsteinmauer, mindestens zwei Stockwerke hoch und ohne Fenster. Nach links konnten wir nicht, weil dort ein drei Meter hoher Zaun vor einer Baugrube aufragte. Nach rechts? Rechts war ein ähnliches Grundstück, aber wir wußten nicht, was danach kam.
    »Los, rechts!« zischte Rodenstock.
    Wir sprinteten los und kletterten über eine Bretterwand. Dahinter ließen wir uns auf einen Rasenfleck fallen, und Rodenstock verlor dabei die Aktentasche mit den Dollar. Ich nahm sie: »Okay, okay, weiter im Text.«
    Es gab eine Möglichkeit, auf ein drittes Grundstück zu steigen. Aber

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