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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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jemand durch die Gegend und tötet Menschen. Der letzte war Rolf Mehren, Adjutant des Generals. Sie kennen Mehren, er brachte Ihnen Greybird.«
    Sie antwortete nicht, sie ließ die Sonnenbrille elegant vom Haaransatz auf die Nase rutschen.
    Rodenstock schloß an: »Wer hat die Seite 92 aus dem Dossier genommen? Sie wahrscheinlich, oder? War das abgesprochen mit irgendeinem Wichtigtuer in Pullach? Sind Sie dafür bezahlt worden?« Er trat drei Schritte vor und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. »Wir warten«, sagte er in einem Ton, der eindeutig klarstellte, daß er nicht gewillt war, ihr eine Chance zu geben.
    »Wer sind Sie eigentlich?« fragte sie heiser. Sie war vielleicht fünfzig, vielleicht ein wenig jünger, und ihr Gesicht besagte, daß sie viel Menschliches erlebt hatte von der guten wie von der schlechten Art. Wir reagierten überhaupt nicht auf die Frage, statt dessen trommelte Rodenstock mit den Fingern der rechten Hand ein schnelles Stakkato auf den Gartentisch.
    »BND?« fragte sie. Als keine Antwort kam: »Verfassungsschutz?« Und dann: »Wenn das nicht, vielleicht MAD? Oder von der NATO?«
    »Ich recherchiere im Auftrag des Spiegel«, sagte ich nun doch.
    »Ich bin Kriminalrat und helfe ihm«, setzte Rodenstock hinzu.
    Das traf sie, das traf sie wirklich. Trotz ihrer Sonnenbräune wurde sie blaß, und sie begann, sich unruhig auf ihrer Liege zu bewegen. Sie richtete sich auf, schwang die Beine zur Seite und bat: »Kann ich etwas anderes anziehen?«
    »Das müssen Sie sogar«, knurrte Rodenstock. »Wir nehmen Sie nämlich mit.«
    »Verhaftung.« Sie kostete das Wort aus. »Kann ich meinen Anwalt vorher anrufen?«
    »Das können Sie nicht«, beschied sie Rodenstock. »Wir verhaften Sie nicht, wir bringen Sie in Sicherheit. Sie sind sonst wahrscheinlich tot.« Die Zimmer stand auf und ging langsam in das Haus. Rodenstock folgte ihr ungeniert und sagte in der Tür: »Tut mir leid, aber Sie sind clever genug, vorne raus zu marschieren, in Ihr Auto zu steigen und abzudüsen.«
    »Da haben Sie nicht unrecht«, meinte sie gleichmütig.
    Ich stopfte mir die Punto oro von Savinelli und paffte gemütlich vor mich hin, bis die beiden wieder aus dem Haus herauskamen. Ursula Zimmer trug jetzt ein hübsches geblümtes Sommerkleid »Also, was wollen Sie wissen?« fragte sie und setzte sich an den Tisch.
    »Alles«, gab ich zur Antwort. »Was war eigentlich das Ziel dieser Abhöraktion?«
    »Wir wollten Bruder überwachen, damit er nicht in Gefahr geriet. Aber kein Mensch von uns wußte, daß Bruder den Herterich in die Luft jagen sollte.«
    »Was war Ihnen denn gesagt worden?« fragte Rodenstock.
    »Wir dachten, Bruder würde Herterich einen großen Schrecken einjagen und ihn dazu bringen, auf den Job beim Bundesnachrichtendienst zu verzichten. So daß Schüller dann nachrücken könnte.«
    Rodenstock nickte bedächtig. »Und was wurde Ihnen versprochen?«
    »Abteilungsleiterin beim BND in Pullach, wenn Schüller seinen Dienst antritt.«
    »Sonst noch etwas?« fragte Rodenstock.
    »Hunderttausend Dollar in bar«, erwiderte sie knapp.
    »Rodenstock, hör mal!« sagte ich erregt. »Wieso gibt sie das alles auf Anhieb zu? Wieso? Ist sie verrückt geworden? Was soll das?«
    »Sie hat vorgesorgt«, flüsterte Rodenstock und starrte Ursula Zimmer an. »Sie war allein im Bad.«
    »Es ist ein Gift«, erklärte sie heiter. »Ich wußte, daß das alles schiefgeht.«
    Dann schien sie plötzlich so etwas wie einen brennenden Schmerz zu spüren und schnappte nach Luft, was Mediziner gelegentlich die finale Schnappatmung nennen. Ihr Oberkörper klappte nach vorn auf den Tisch. Weil sie unglücklich auf der vorderen Kante des Stuhls saß, fiel sie zur Seite auf den Rasen.
    »Bringen wir sie ins Haus?«
    »Nein«, sagte Rodenstock hastig. »Gib mir mal die Decken da. Wir rühren hier nichts an und schon gar nicht die Frau.« Er nahm die Decken und drapierte sie in Sekunden mit großem Geschick so um die Tote, daß niemand vermuten würde, daß jemand darunterlag. »Wir haben noch etwas Zeit«, meinte er kühl. »Wir sollten uns umsehen.«
    »Wieso einhunderttausend Dollar?« fragte ich verwirrt. »Wieso nicht Mark?«
    »Wir werden es vielleicht nie erfahren«, sagte er. »Du weißt doch, daß man Geheimdienstgeschichten nie komplett aufdecken kann. Es bleiben immer Fragezeichen. Komm, wir sehen uns um.«
    Es war das Haus einer Dame von Welt. Es war so eingerichtet, es roch so. Ihre Garderobe war erlesen, nichts, aber auch

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