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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dieses Grundstück war äußerst bevölkert. Jemand gab eine Party, und ein Gast hatte uns erspäht. Er klatschte eifrig und schrie: »Los! Los! Los!«, und sofort hatte er Mitklatscher, die uns anfeuerten.
    »Das ist aber reizend!« keuchte Rodenstock und spazierte zwischen ihnen durch, als sei das Ganze ein herrlicher Spaß.
    »Habe die Ehre«, sagte ich und zog einen imaginären Hut.
    Wir kamen in ein Wohnzimmer, das genauso geschnitten war wie das der gerade verblichenen Ursula Zimmer. Ein älterer Herr starrte uns verblüfft an und wollte etwas fragen. Rodenstock klopfte ihm begütigend auf die Schulter und sagte: »Nicht reden. Erst sammeln!«
    Dann gingen wir an ihm vorbei aus dem Haus. Draußen war es wieder friedlich und Lenny Cottbus nirgendwo zu sehen.
    »Wenn die ARD einen Film mit solchen Szenen dreht, wirft man ihr Klamotte vor«, sagte Rodenstock. »Da kannst du mal sehen, wie engstirnig Kritiker sind. Hast du den Zaster?« Er zitterte heftig, und sein Atem war unendlich mühsam.
    Für sein Alter leistete er Erstaunliches, würde es aber selbstverständlich ›normal‹ nennen. Mein Rodenstock würde nach seinem Tod auch noch sein Sterben normal nennen, egal wo und wie es ihn erwischte.
    »Natürlich, Papi«, erwiderte ich. »Und, wohin jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Erst einmal fort von hier.«
    Nach wenigen Kilometern allerdings war die Fahrt schon wieder zu Ende, denn Rodenstock bat gemütlich: »Stell dich mal irgendwo auf einen Parkplatz. Wir haben nicht den Hauch eines Planes, und das gefällt mir nicht.«
    Kurz vor der Autobahn in Meckenheim-Merl erwischte ich einen solchen Platz, auf dem gewöhnlich die Jogger in hellen Scharen parkten. »Laß hören.«
    »Also, daß dieser Cottbus auf dich geschossen hat, ist klar. Daß Cottbus außer Kontrolle ist, wie Becker behauptet, können wir ruhig glauben. Das paßt in das Bild, das uns seine Ex-Frau gemalt hat. Aber was ist, verdammt noch mal, mit dem Tod des BND-Meier? Ich habe dafür immer noch keine Erklärung.«
    »Ich auch nicht, es sei denn, das war eine Panne. Können wir nicht heimfahren nach Brück und uns eine Weile ausruhen? Ich bin hundemüde, ich habe Hunger, ich kann mich nicht mehr konzentrieren.«
    »Wenn Cottbus außer Kontrolle ist, wird er in jedem Fall auch nach Brück gehen, um nachzuschauen, was wir so treiben und ob er uns nicht in einem günstigen Moment erschießen kann. Nein, wir müssen uns ein Hotelzimmer nehmen. Eigentlich will ich diese Stadt auch nicht verlassen, bevor ich nicht genau weiß, wie dieser Cottbus operiert.«
    »Und wer um Gottes willen wird dir ausgerechnet das verklickern?«
    Er sah mich von der Seite an. »Wir könnten uns ja seine Wohnung vornehmen. Da sucht er uns garantiert nicht.«
    »Was ist, wenn er plötzlich auftaucht?«
    »Dann haben wir den Vorteil der Überraschung.«
    »Also Hotel, ein bißchen ausruhen, ein bißchen essen und dann in die Wohnung von diesem Irren?«
    »Genau so«, nickte er.
    Wir gingen ins Holiday Inn, aßen, verschwanden in unseren Zimmern, schliefen ein und wurden wieder wach, weil wir gebeten hatten, uns um sechs zu wecken. Wir trafen uns im Frühstücksraum bei einer Tasse Kaffee und mummelten ein Brötchen.
    »Gib mir mal das Handy«, bat Rodenstock.
    Ich hörte erst zu, als er gutgelaunt und forsch fragte: »Sie sind sicher noch die Nachtschicht, nicht wahr? Na ja, ich habe selber Bereitschaft. Das Bundeskanzleramt hier. Ich brauche dringend einen persönlichen Kontakt zu Cottbus, wie die Stadt, Vorname Wilhelm. Wo finde ich den?« ... »Aha, also ist er seit vier Tagen krank gemeldet. Na gut. Ist es was Schlimmes?« ... »Geben Sie mir doch sicherheitshalber mal seine Adresse, ich schicke einen Fahrer vorbei.« ... »Wie war das? Magdalenenstraße sechs? Ich bedanke mich.« Er sah mich grinsend an. »Wir können los.«
    Die Magdalenenstraße lag nahe am Zentrum Bonns und war eine ruhige Wohnstraße, deren Gehwege beidseitig voll zugeparkt waren. Beim Haus Nummer sechs handelte es sich um einen fünfgeschossigen großen Bau mit zwölf Wohnungen. Auf dem Klingelschild stand Cottbus W.
    Rodenstock hatte aus dem Bordwerkzeug einen schweren Schraubenzieher mitgenommen. Mit einer einzigen Bewegung brach er die Haustür aus dem Schloß.
    »Jetzt sollte es schnell gehen«, sagte er.
    Cottbus wohnte im zweiten Stockwerk links. Die Wohnungstür war aus Holz und wirkte schwer.
    »Was ist, wenn er im Bett liegt?«
    »Wird er nicht«, sagte Rodenstock. »Wenn er außer Kontrolle

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