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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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»Wahrscheinlich ist er aber zwanghaft genug, diese nichtsnutzigen Schlösser zu schließen. Es kann sein, daß wir nichts in diesem Schrank finden, absolut nichts. Trotzdem schließt er ab.« Er nahm den Schraubenzieher und hebelte den rechten Schrank auf. »Papierkram, jede Menge Papierkram. Das hat Zeit.« Er hebelte auch den linken Schrank auf. »Hier sind Waffen, wirklich viele Waffen. Das hat auch Zeit. Ich gehe jede Wette ein, daß keine einzige dieser Waffen ordnungsgemäß gekauft und eingetragen wurde.«
    »Aber so ein Mann, so ein verbissener Einzelgänger kann doch unmöglich beim Bundesnachrichtendienst arbeiten«, sagte ich.
    Er drehte sich herum: »Ich appelliere an deine Intelligenz. Der BND hat ihn nicht engagiert, damit er komplizierte Verhöre durchführt oder in den Kreisen der Upper Ten recherchiert. Dieser Mann macht jede Drecksarbeit, dieser Mann ist unfähig, in einem Team zu arbeiten, aber allein auf sich gestellt, ist er brillant, genial, sehr instinktsicher. Du kannst ihm sagen, er soll zu Fuß bis zum russischen Ural laufen, ohne von einer Menschenseele entdeckt zu werden. Wahrscheinlich wird er es schaffen. Mit einfachen Worten ausgedrückt, ist dieser Mann für den BND mit Sicherheit kostbarer als ein Dutzend fähiger Abteilungsleiter. Er ist nämlich ein absolut sicherer Mörder.« Er machte eine Pause. »Das war eine lange Rede. Ich hoffe, ich habe verständlich machen können, weshalb diese scheinbar asozialen Typen in einer Organisation wie dem BND unverzichtbar sind. Das übrigens ist auch einer der wirklichen Gründe, weshalb Geheimdienste niemals ganz zu kontrollieren sind. Cottbus bekommt einen Auftrag und erledigt ihn. Aber er schreibt keinen Bericht, oder er schreibt den Bericht so, wie sein Chef es will. Glaubst du, er hat einen Bericht verfaßt, in dem er beschreibt, wie er den General, den Küster und den Carlo umbrachte?«
    »Und was geschieht, wenn so ein Mann durchknallt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber von seiner Struktur her kann er beschlossen haben, jeden zu töten, der sich in den Mordfall an dem General eingemischt hat. Das würde auch deshalb zu ihm passen, weil ihm diese Einmischung Fremder, also von Journalisten oder Ermittlern, einen Grund liefert, sie zu töten. Er verteidigt seinen Geheimdienst, er fühlt sich als Rächer und Vollstrecker. Er ist der festen Überzeugung, recht zu haben und ein gerechter Richter zu sein. Selbst sein unmittelbarer Vorgesetzter kann ihn wahrscheinlich nicht mehr bremsen.«
    »Also ist er krank?«
    Rodenstock kniff die Lippen zusammen. »Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Das müssen Psychiater entscheiden. Fällt dir an diesem Raum nichts auf?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Auffallend ist, daß dieser Raum einen Fußboden aus stabilen Holzbohlen hat, alle anderen Räume sind mit einfachen PVC-Platten ausgelegt.«
    »Also kann er darunter etwas verstecken?«
    »Ja. Und da dies eine ausgesprochen ärmliche Wohnung ist, kann niemand auf die Idee kommen, hier könnte irgend etwas Wertvolles versteckt sein. Das heißt, der erbärmliche Zustand dieser Wohnung ist gewollt, ist Teil einer Täuschung. Kannst du dich an die Kleidung dieses Mannes erinnern?«
    »Ja, warte mal, ich muß mich konzentrieren. Er trug einen grauen Anzug, seine Krawatte war farbenfroh. Schuhe? Moment ja, seine Schuhe waren teuer.«
    »Würdest du sagen, daß die Kleidung des Mannes in diese Wohnung paßt?«
    »Niemals«, sagte ich.
    »Dann komm mal mit zu dem Kleiderschrank im Schlafzimmer.« Er ging voraus und rief über die Schulter zurück: »Ich habe noch nicht hineingeschaut, aber ich wette, du wirst Kleidung finden, die du nicht hier erwartet hättest.« Er machte beide Türen des Kleiderschrankes auf, und er hatte recht. Es gab keinen Anzug, der nicht mindestens tausend Mark gekostet hatte, die Hemden waren erlesene Markenware, die Unterwäsche bestand aus sündhaft teuren Einzelstücken.
    »Das ist irre«, staunte ich. »Das steht aber doch im Gegensatz zu seiner angenommen schrecklichen Kindheit.«
    Rodenstock schüttelte den Kopf. »Durchaus nicht, mein Lieber. Für den Mann sind diese Anzüge, diese Hemden, sein Auto nichts als Werkzeuge, die er benötigt, um seine Aufträge möglichst präzise und ohne jeden Fehler abzuspulen. Wahrscheinlich würde er privat Jeans tragen, Holzfällerhemden, Panama-Jack-Schuhe, eine Camel-Uhr. Er ist aber ein Mann, der privates Leben nicht kennt, der es auch nicht will. Der ideale Staatsdiener, der

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