Eifel-Feuer
sich unermüdlich ausbeutet und dem dennoch niemals gedankt wird.«
»Außer vielleicht in diesem Fall.«
Rodenstock nickte düster, sagte aber nichts.
Wir gingen wieder zurück in das Wohnzimmer.
»Auf die Knie«, sagte er. »Wir müssen den Zugang finden.« Ein wenig wirkte er wie ein Trüffelschwein, als er, den Kopf dicht über den Dielen, an den Nähten der Bretter entlangkroch. Nach kurzer Zeit murmelte er: »Es ist hier, mitten im Raum. Ganz raffiniert gemacht. Hier sind die Dielen an den Fugen geschraubt. Und diese Schrauben sind Tarnung. Du kannst die Dielen einfach hochkippen und herausnehmen.«
»Jetzt wird es spannend.«
»Langsam, langsam. Leute wie Cottbus sind zwar humorlos, haben aber eine Sorte Humor, die immer auf Kosten anderer geht. Such mal nach einem Hammer und einem Nagel. Im Küchenschrank habe ich so etwas gesehen. Dann brauchen wir noch eine Schnur, eine Paketkordel.«
Ich wühlte eine Weile in der Küche herum und brachte ihm dann, was er wollte.
Er trieb mit einem kräftigen Schlag einen Nagel ziemlich tief in eines der Fußbodenbretter, machte dann die Kordel daran fest. »Geh mal in die Tür.« Er zog an der Kordel.
Die Fußbodendiele hob sich leicht und mühelos. Keinerlei Geräusch entstand. Doch plötzlich war da ein Funken oder so etwas wie ein kleines grelles Licht. Dann sprühten rotgoldene Sterne wie aus einem Sylvesterfeuerwerk bis gegen die Decke.
Rodenstock sagte hastig: »Tränengas!«, rannte zu den beiden Fenstern und öffnete sie. Er kam zurück und schloß die Tür hinter sich. »Zehn Minuten Pause«, lächelte er.
»Erlauben sich solche Leute derartige Scherze oft?«
»O ja. Sie tun es schon deshalb, um zu dokumentieren, was sie handwerklich alles drauf haben. Was hast du gesehen? Da konnte man eine Holzdiele ganz leicht aus dem Fußboden heben. Sie setzte einen Zündmechanismus in Bewegung, der goldene Sterne verschoß und etwas Tränengas freisetzte. Das signalisiert doch: Ich bin gutmütig, ich sehe diesmal von einer Bestrafung ab! Er könnte nämlich mit dem gleichen Mechanismus einen kleinen Hammer auslösen, der eine kleine Glasphiole mit Cyanidgas zertrümmert. Das Gas wird freigesetzt. Ein Tausendstel eines Tropfens davon reicht aus, dich in Sekunden zu töten. – So, wir können jetzt reingehen und nachschauen, was er zu verbergen hat.«
»Danke für den Unterricht«, sagte ich. »Das war phantastisch.«
Und siehe da: Mein Rodenstock wurde rot vor Verlegenheit und Stolz.
Mühelos konnten wir sechs breite Dielen herausheben. Darunter befand sich ein Gitterwerk aus einfachen Dachlatten. Die Zwischenräume waren etwa fünfzig mal fünfzig Zentimeter groß. In den meisten dieser Fächer lagen dunkle Bündel.
»Waffen in Wachstüchern«, erklärte Rodenstock. »Pakken wir sie aus. Hast du eine Kamera bei dir?«
»Selbstverständlich«, nickte ich.
Es waren 75 Schußwaffen. Dazu kamen etwa dreißig Eierhandgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg, sechs Maschinenpistolen, drei Kilo Plastiksprengstoff.
»Das ist aber wirklich krank«, sagte ich beeindruckt.
»Das muß nicht krank sein«, murmelte er. »Stell dir vor, der Mann kriegt den Auftrag, einen anderen Mann zu töten. Es liegt allein in seiner Verantwortung, die geeignete Waffe herauszusuchen. Er kann also zum Beispiel diese spanische Astra 4000/Falcon nehmen, er kann zu einer italienischen Morini greifen oder zu dieser Zimmerflak von Smith & Wesson mit dem Namen SW 9F. Er kann aber auch diese Ruger benutzen oder hier die Sig Sauer Combat. Was immer er tut, er kann sicher sein, daß diese Waffe niemals identifiziert wird. Denn ich garantiere dir, daß alle diese Waffen sauber sind, daß noch nie jemand damit erschossen wurde. Das weiß natürlich auch der Chef von Cottbus. Der hat zwar dieses Waffenlager garantiert noch nicht gesehen, aber er kann sich darauf verlassen, daß Cottbus eine Waffe benutzt, die keine Geschichte hat. Die Ballistiker werden vor einem Rätsel stehen. Es wäre also leichtfertig, dieses Sammelverhalten als Krankheit zu bezeichnen. Es ist nämlich auch die Perfektionierung eines Handwerks.«
»Eines perversen Handwerks«, sagte ich wütend.
Er nickte, antwortete aber nicht. Statt dessen kniete er nieder und öffnete Pakete, die wir noch nicht untersucht hatten. Eines dieser Pakete war etwa vierzig Zentimeter lang und acht Zentimeter hoch. Als er das Wachstuch entfernt hatte, lag ein Karton vor uns, der bis obenhin mit Dollarnoten gefüllt war.
»Der Lohn für
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