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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wie Sie kotzen mich an.«
    In diesem Moment machte Sammy den ersten Zug. Er trat scheinbar absichtslos einen Schritt beiseite und war damit am Rand von Rodenstocks Blickfeld. Dann bewegte sich Becker sanft nach links.
    »Vorsicht«, sagte ich.
    »Ja, ja«, murmelte Rodenstock kaum hörbar. »Bleiben Sie stehen.«
    Sammy bewegte sich trotzdem. Den Bruchteil einer Sekunde später auch Becker. Rodenstock schoß, und die Waffe blaffte leise. Sie griffen sich synchron an die Oberschenkel.
    »Sperr sie ein«, sagte Rodenstock. »Erst Becker in das Bad, dann Sammy in die Küche. Und beeil dich. «
    »Das werdet ihr bezahlen«, sagte Becker mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »So ein Blödsinn!« schnaubte Rodenstock.
    Ich brachte also erst Becker weg, dann Sammy. Endlich verließen wir die gastliche Stätte. Auf der Treppe sagte Rodenstock: »Ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen, aber die beiden haben mich richtig geärgert. Hast du auch das Geld nicht vergessen?«
    »Nein, Sir«, sagte ich. »Hast du deine LeMay wenigstens mitgehen lassen?«
    »Aber ja, Sir«, sagte er zufrieden.
    Wie er so vor mir her die Treppen hinunterging, sah ich auf seinem Kopf den großen Flecken mit den blutverkrusteten Haaren. Richtig, Cottbus, der sich Lenny nennen ließ, hatte ihn mit einem Streifschuß erwischt, als wir das Haus der Ursula Zimmer verlassen wollten.
    »Hast du Kopfschmerzen?« fragte ich.
    »Ich kaufe mir ein Aspirin«, meinte er.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Diesmal nahm ich einen anderen Weg. Ich fuhr von Bonn zum Kreuz Meckenheim und dann die A 61 bis zur Abfahrt Bad Neuenahr. Als wir im Tal der Ahr entlangschaukelten, fragte Rodenstock plötzlich: »Wo fährst du eigentlich hin?«
    »Nach Hause«, sagte ich. »Nach Brück. Ich kann die Stadt nicht leiden, ich kann die Städter nicht leiden, ich mag keine Menschen, die vor meinen Augen Selbstmord begehen, ich mag auch keine CIA-Bubis, und durchgeknallte BND-Menschen gehören auch nicht zu meinem Lieblingsumgang. Ich will zu meinen Eiflern, verstehst du? Ich will endlich wieder nach Brück unter normale Leute.«
    »Ich wußte, daß du verrückt bist. Aber für so verrückt habe ich dich nicht gehalten. Wir schicken die Frauen eigens nach Holland, weil dein Haus nicht sicher ist. Und du willst dorthin fahren, um dich auszuruhen.«
    »Gut, dann sag mir, was wir tun sollen.« Und weil wir gerade an der Bunten Kuh vorbeirutschten, fuhr ich dort auf den Parkplatz.
    »Ich möchte Emma anrufen«, sagte er. »Wir haben uns lange nicht mehr gemeldet.«
    Ich reichte ihm also das Handy, er wählte die Nummer, und seine Stimme wurde etwas knödelig wie die eines schlechten Tenors bei einer Liebesarie. »Hallo, Emma. Wir wollten uns melden. Hier ist alles in Ordnung soweit. Wie geht es euch? Vor allem, wie geht es dir?«
    Von dieser Sekunde an bekam er kein Wort mehr dazwischen, nicht einmal ein Komma. Er hörte nur zu, und seine Hand, die das Handy hielt, wurde ganz weiß. Ich verstand kein Wort, aber der Strom an Worten war gewaltig und hörte sich an wie bösartiges Gezwitscher. Dann war das Gespräch unvermittelt zu Ende.
    Rodenstock drückte das Handy aus und heiserte: »Lenny Wilhelm Cottbus ist in deinem Haus. Und er hat Dinah.«
    Es gibt Tatsachen, die man nicht begreifen will. »Wieso Dinah?« fragte ich. »Was soll das?« Dann: »Dinah ist nicht da, also wieso hat Cottbus Dinah? Willst du mich verarschen?«
    Er hockte klein und elend neben mir, sein Gesicht war bleich. »Emma hat gesagt, daß sie vor einer Viertelstunde bei dir zu Hause angerufen hat. Sie wollte einfach wissen, ob wir im Haus sind. Statt dessen meldete sich ein Mann, aber ohne Namen. Emma fragte, ob jemand im Hause sei, und der Mann sagte: ›Moment mal.‹ Dann war Dinah dran. Sie ist vor zwei Stunden heimgekommen, und Lenny Cottbus war schon drin. Er will ihr nichts tun, wenn ihm freier Abzug garantiert wird. Er will nur genügend Geld. Er will einen Hubschrauber nach Bonn-Wahn und von dort eine Maschine nach Warschau. Emma glaubt, daß er dort Kumpel hat, die ihn verstecken. Er will sich wieder melden.«
    »Wann?«
    »Er will sich in Holland bei Emma melden.«
    »Er hat sie jetzt also zwei Stunden?«
    »Ja. Aber reg dich nicht auf, Baumeister. Er ist nicht der Typ, der Frauen prügelt oder vergewaltigt.«
    »Hör mit dem Scheiß auf«, sagte ich und hatte das Gefühl, ich müsse schreien oder die Frontscheibe eintreten. »Verlaß dich ruhig auf dein Täterprofil. Was ist, wenn du dich täuschst? Was ist, wenn

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