Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
jedenfalls nichts Wichtiges. Sie haben alle die Themen guter Hausfrauen drauf. Kinder, Schule, Parties und so. Kann ich Ihre Adresse haben?«
    Sie lächelte. »Aus dienstlichen Gründen sollte ich Ihnen nicht sagen, daß ich in Adenau in der Kirchgasse 28 ein Appartement habe.« Dann bekam sie plötzlich schmale Augen. »Sie steigen in die Geschichte ein, nicht wahr?«
    »Ich bin schon drin. Seit 15 Uhr bin ich drin.«
    In diesem Augenblick war von irgendwoher eine vulgäre, rauchige Frauenstimme zu hören: »Wo ist die Party, Jungs?« Dann: »Wo ist denn der alte Krieger, verdammt noch mal?«
    Es wurde still. Die Köpfe aller Männer im Haus fuhren zu uns herum. Da bog sie um die Ecke. Sie sah bunt und sehr zerbrechlich aus wie ein kleiner Clown. Ich spürte, daß Heike Schmitz explodieren wollte, und zischte: »Ihre Kollegen haben die extra durchgelassen.«
    Sie starrte mich ohne Verständnis an, begriff dann aber und nickte.
    »Was ist denn das für eine triste Party hier? Und wo ist mein alter Haudegen?« Der kleine Clown röhrte klar und laut. Etwas leiser und ein wenig erstaunt fügte die Frau an: »Ihr habt ja nicht mal Musik hier.« Sie erinnerte sich an was, wahrscheinlich an die vielen Polizeifahrzeuge, an die Hubschrauber in der Wiese. Sie fuhr herum, als drohe ihr Gefahr von hinten. Aber da war nichts. Sie wandte sich wieder nach vorn und bog sich leicht durch, als müsse sie sich wappnen für das, was jetzt kommen würde. Ihr Übermut war verschwunden.
    »Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf«, sagte Heike Schmitz und ging ruhig auf sie zu. Die vielen Männer im Wohnzimmer verharrten still wie eine Rotte Schaufensterpuppen, für die im Moment kein Bedarf ist. Wahrscheinlich hofften sie, der Clown würde sie nicht entdecken.
    Der Clown sagte sehr konzentriert: »Ich bin die Germaine, Schwester.«
    »Germaine?« fragte die Schmitz dagegen. »Germaine was?«
    »Germaine Suchmann«, vervollständigte sie. Ihr Gesicht war angespannt, fast verzerrt. Aber sie konnte aus ihrer Position die Leiche nicht sehen. »Wo ist mein General, wo ist Otmar?«
    »Moment, Moment«, sagte Heike Schmitz gelassen. »Hier ist im Moment eine wichtige Konferenz. Bleiben Sie bitte hier stehen.« Sie ließ den Clown einfach nicht durch.
    Am Eßtisch war eine abrupte Bewegung. Der kleine Dicke stapfte mit kurzen Schritten heran. Sauer bellte er: »Frau Schmitz, wie kann denn so etwas passieren?«
    Germaine Suchmann war verwirrt. Die Polizistin drehte sich nicht zu dem Dicken um. Sie mochte ihn einfach nicht. Klar und fest erwiderte sie: »In unseren allgemeinen Anordnungen haben unsere Lehrer klugerweise festgelegt, daß jemand, der unbedingt zu einem Tatort will, auch durchgelassen werden sollte. Damit wir wenigstens Gelegenheit bekommen, ihn zu fragen, weshalb er denn gekommen ist.«
    Jetzt war die Stille eisig. Heike Schmitz war sicher eine gute Polizeibeamtin, aber ob sie mit dieser Art jemals eine faire Chance, Karriere zu machen, bekommen würde, war höchst zweifelhaft.
    Der Dicke lief rot an, schaltete aber zurück und sagte gepreßt: »Na sicher.« Dann machte er einen Schritt vorwärts: »Meine Dame, was kann ich für Sie tun?«
    Diese Suchmann kicherte plötzlich. »Sie sehen nicht so aus, als könnten Sie etwas für mich tun, mein Lieber. Ich wollte zu Otmar Ravenstein, und dies ist sein Haus.«
    »Wer sind Sie denn?«
    »Eine Freundin. Aber ich bin der Meinung, daß Sie das nichts angeht. Wir waren verabredet... nein, das geht Sie wirklich nichts an.«
    »Wollen Sie sagen, er hat Sie herbestellt?«
    »Haben Sie eine schlimme Phantasie?« fragte sie heiter. Sie wollte einfach um Heike Schmitz und den BND-Mächtigen herumgehen. Sie führten ein lautloses Ballett auf. Germaine Suchmann machte zwei Schritte nach links, drei nach rechts, wieder einen nach links, und immer tanzten die Polizistin und der Dicke vor ihr her.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte ich laut. »Der General ist tot. Er wurde erschossen.«
    Das Ballett war zu Ende, Heike Schmitz sah mich erleichtert an.
    »Eben«, sagte sie.
    »Vollkommen richtig«, bestätigte der Dicke. »Das müssen wir Ihnen leider sagen.«
    Der Clown blieb stehen und starrte vor sich auf den Boden. Sie war sicher nicht größer als einen Meter fünfundfünfzig. Ihr Gesicht war schmal und scharf geschnitten mit großen dunklen Augen. Sie hatte lange, tiefbraune Haare, die sie mit einem feuerroten Tuch bändigte, wie wir es als Kinder beim Seeräuber Errol Flynn gesehen hatten. Sie

Weitere Kostenlose Bücher