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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Legen Sie mir die Sache morgen früh auf den Schreibtisch. Wir gehen wieder.« Er sah den Dicken an, als habe er die Hoffnung, vielleicht noch etwas zu retten. »Und die Zeugen?«
    Der Dicke senkte artig den Blick und schüttelte behutsam den Kopf.
    »Geht uns also alles nix an«, seufzte der Staatsanwalt mit grauem Gesicht. »Wir gehen wieder.«
    »Wie Sie meinen.« Auch Faßbender war verwirrt, kramte aber sehr behende eine Polaroidkamera aus der Aktentasche und fotografierte das Gesicht des Otmar Ravenstein.
    »Sammy«, befahl der Schönling in einem Ton, als habe er es mit einem Haufen Irrer zu tun.
    Sammy war ein hünenhafter Farbiger mit schnellen, weichen Bewegungen. Er glitt zu dem Arzt und nahm ihm das Foto weg, das gerade surrend aus der Kamera kam. »Sorry«, sagte er und zerriß es. Faßbender starrte seinen Vorgesetzten hilfesuchend an, aber der half nicht.
    »Bundeskriminalamt und Ermittlungsrichter können bleiben«, sagte der dicke Meier huldvoll.
    Der Staatsanwalt, Faßbender im Gefolge, bewegte sich von der Szene. Bevor er um die Hausecke verschwand, rief er mühsam gefaßt über die Schulter zurück: »Einen schönen Abend, die Herren.« Nahezu alle antworteten im Chor: »Schönen Abend!«
    Ganz wie der Chef eines dörflichen Gesangvereins, drehte sich der dicke Meier mit der Behendigkeit des Unternehmungslustigen einmal um sich selbst und tönte: »Meine Herren, wir sehen uns zur Abschlußbesprechung im oberen Raum. Sie, Frau Suchmann, und Sie, Herr Baumeister, warten bitte noch auf meine Weisungen.«
    Die kleine Frau reagierte fassungslos: »Das hältst du im Kopf nicht aus – falls du einen hast.«
    Die Männer trampelten alle wieder in das Haus, an der Leiche vorbei die Wendeltreppe hinauf. Und da sie die Treppe streng nach Hierarchie nehmen wollten, kam es vorübergehend zu Stauungen.
    »Hat Otmar erwähnt, ob seine Kinder in der letzten Zeit hier waren?« erkundigte sich die Suchmann bei mir.
    »Nein. Wir sprachen nie über Privates. Ich wußte gar nicht, daß er Kinder hat.«
    »Hat er, zwei erwachsene. Johannes besucht in Hamburg die Bundeswehr-Akademie. Die Tochter lebt in Washington, sie heißt Trude. Sie ist da verheiratet.«
    »Wenn ich Sie frage, ob der General aus privaten oder beruflichen Gründen erschossen wurde, was antworten Sie?«
    Sie starrte mich aus weit offenen Augen an. »Das interessiert mich einen Dreck. Er ist tot, und das ist schlimm.«
    »Sie schummeln«, sagte ich freundlich. »Natürlich haben Sie darüber nachgedacht.«
    Sie betrachtete die Wipfel der Bäume. »Ja, habe ich. Komisch, ich habe zuerst gedacht: Jetzt haben die Kinder endlich, wonach sie gieren.«
    »Sagten Sie gieren?«
    »Ja. Diese Kinder sind geldgeil, und der General mochte sie nicht. Er hat mich einmal gefragt, wo denn geschrieben steht, daß ein Vater unbedingt seine Kinder lieben muß.« Sie lächelte leicht. »Er hat mich geliebt.«
    Heike Schmitz und Gerlach gesellten sich zu uns, und Gerlach fragte: »Wird hier schon das Fell versoffen?«
    »Darf ich die Toilette benutzen?« fragte Germaine Suchmann.
    »Dürfen Sie«, nickte Heike Schmitz. »Die Spuren sind sowieso alle im Eimer.«
    Die kleine Frau stand auf und ging langsam auf den Wohnraum zu. Es schien, als wolle sie an der Leiche vorbeigehen, ohne irgendeine Regung zu zeigen. Plötzlich wandte sie sich ruckhaft zwei Schritte nach rechts und kniete neben dem toten General. Ihr Kopf senkte sich nach vorn, und ihre Schultern begannen heftig zu zucken. Sie legte die rechte Hand in das blutige Feld auf der Brust des Toten und verharrte in dieser Stellung, bis das Zittern aufhörte. Endlich stand sie wieder auf und drehte sich zu uns herum. Sie schaute auf ihre blutige Handfläche und strich sich damit durch das Gesicht. Es wirkte so, als wolle sie das Blut des Generals prüfen. Sie sah jetzt aus wie eine schlecht geschminkte Schauspielerin. Dann querte sie den Wohnraum und verschwand hinter der Badezimmertür.
    »Die Frau leidet echt«, meinte Gerlach.
    Die Schmitz nickte. »Das sehe ich auch so. Aber irgend etwas stört mich an ihr, wirkt nicht echt. Ich kann nicht sagen, was es ist. Noch nicht.«
    »Vielleicht ist das weibliche Konkurrenz?« fragte Gerlach leicht bösartig.
    Seine Kollegin blieb sachlich. »Das ist es nicht.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Irgendwie paßt diese Frau nicht zu diesem General.«
    »Ich bin gespannt, was diese Männer da entscheiden«, sagte ich. »Glauben Sie, daß die mit den Ermittlungen

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