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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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suchen Sie seit Stunden. Dringend. Geben Sie mir bitte die Telefonnummer, und bleiben Sie dort, bis ich angerufen habe.«
    »Aber was ist denn?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit, das zu erklären. Es hängt mit diesem General zusammen, der sich angeblich gestern mit seinem Jagdgewehr selbst umlegte. Bis gleich.«
    »Moment mal ...« Aber er hatte schon eingehängt, die Leitung war tot. Warum konnte er nicht sagen, was er wollte? Was war daran so kompliziert? Und wieso erst in fünf Minuten? Redaktionen sind merkwürdige Gebilde mit merkwürdigen Ritualen. Und zweifellos war die Spiegel-Redaktion äußerst merkwürdig – seit fünfzig Jahren. Es gab dort elitären Journalismus, zweifelsfrei. Aber auch eine Menge elitären Unsinn und nicht immer zu durchschauende, monströse Eitelkeiten.
    Zu allem Überfluß kam Andrea an meinen Tisch und fragte: »Wie geht es Dinah?«
    »Na prima«, sagte ich. »Sie ist für ein paar Tage zu ihren Eltern.« Mit diesen Worten stürzte ich mich erneut auf mein Steak mit grünem Pfeffer und tat so, als hätte ich ernsthaft Hunger.
    Natürlich rief Sibelius nach fünf Minuten nicht erneut an, sondern ließ mich brav eine Dreiviertelstunde lang warten. Er wirkte aufgeräumt: »Schneller konnte ich mich nicht melden.«
    »Das ist mir aber ein Trost!« sagte ich giftig. »In drei Minuten wäre ich weg gewesen.«
    »Und hätten einen Aufmacher versaut«, erwiderte er trocken. »Wieso sind Sie knatschig?«
    »Weil ihr elitären staubtrockenen Sesselfurzer immer glaubt, von euch hänge die Welt ab. Ich bin nicht Teil dieser Welt. Also, sagen Sie schon, was los ist und was Sie wollen.«
    »Das ist sehr heikel«, seufzte er. »Sie müssen zunächst einmal zusichern, daß Sie die Sache absolut vertraulich behandeln.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Mit wem soll ich denn drüber reden?«
    »Das ist eine Exklusivgeschichte«, belehrte er mich. »Ich brauche Ihre Zusage der Verschwiegenheit und daß Sie in dieser Geschichte exklusiv für uns arbeiten.«
    »Was soll das? Jede Geschichte für euch war eine Exklusivgeschichte. Was soll diese Feierlichkeit?«
    »Das werden Sie gleich erleben«, versprach er. »Dieser General hat sich nämlich nicht versehentlich mit der eigenen Schrotflinte erschossen. Was sagen Sie jetzt?«
    »Das ist ja unglaublich!« meinte ich bewundernd. »Woher haben Sie diese Meldung?«
    »Querverbindung zum Bundesnachrichtendienst«, schnurrte er wonnevoll, und wahrscheinlich erwartete er, ich würde ihn jetzt für einen Orden vorschlagen.
    »Sie sind ein Arsch, Sibelius«, sagte ich matt. »Ich war es, der den General fand.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich habe den General gefunden. Gestern mittag. Er ist mit einer Maschinenpistole durchgesägt worden.«
    »Wiederholen Sie das, bitte.«
    »Sibelius!« meinte ich vorwurfsvoll. »Ich habe keine Zeit mehr, also machen Sie es kurz. Das wollte ich Ihnen nämlich erzählen, deshalb rief ich Sie vor einer Stunde an.«
    »Ach so«, sagte er distanziert. »Also, arbeiten Sie exklusiv für uns?«
    »Ja, ja. Und nun erzählen Sie mir mal, was Sie mir eigentlich erzählen wollten. Also, er ist gekillt worden. Ich habe übrigens Exklusiv-Fotos seines Hauses und der Leiche und der meisten Geheimdienstleute, die an dem Fall arbeiten.«
    »Verarschen Sie mich auch nicht?«
    »Warum sollte ich? Ich verlange das Dreifache des sonst Üblichen. Würden Sie jetzt die unendliche Güte haben, mir zu verklickern, was Sie zu verklickern haben? Es reicht ja wohl nicht, daß er umgelegt wurde, oder?«
    »Nein«, gab er zu.
    »Also?«
    »Nun ja, der General hatte für heute einen Termin mit dem Kollegen Langmuth aus Düsseldorf. Er wollte Langmuth eine Geschichte geben. Und zwar würde nach seinen Worten diese Geschichte die Regierung angraben.«
    »Und jetzt ist er tot, und ihr wißt nichts von der Geschichte?«
    »So ist es«, sagte er beschämt. »Machen Sie weiter?«
    »Ja. Hat Langmuth noch irgendwelche Einzelheiten?«
    »Keine. Er hat nicht einen Schimmer, um was es geht. Der General hat nicht einmal eine Andeutung gemacht.«
    »Wie schön«, sagte ich. »Also, ich starte, verlange das Dreifache und möchte, daß Sie mir das per Fax bestätigen.« Damit kappte ich die Verbindung.
    Lieber Himmel, wenn der General das Treffen mit dem Redakteur Langmuth als den Termin des Jahres bezeichnet hatte, mußte es sich um einen überdimensionalen Skandal handeln. Und wir waren allesamt ahnungslos, konnten nur raten und versanken in

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