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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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müssen es wissen. Aber so etwas paßt nicht zu Carlo.« Ich roch an dem Lauf. »Ich würde sagen, aus dem Ding ist noch nie geschossen worden.«
    »Und was machen wir damit?«
    »Nichts«, sagte ich. »Wir brechen die zwei anderen Kisten auch auf, schauen rein, was drin ist, listen es auf, fotografieren es, und dann stellen wir die Kisten wieder dorthin, wo du sie gefunden hast. Kannst du bitte zum Auto gehen, die Kamera und ein Paket Filme holen?«
    »Bis gleich«, sagte sie und verschwand.
    Unsere Arbeit dauerte eine Stunde und förderte kaum Überraschendes zutage, abgesehen von Germaine Suchmanns Gekicher bei der Entdeckung, was die beiden anderen Kisten für ein Innenleben hatten: Sie waren voll von Gläsern und Dosen mit Leber-, Blut-, und Schinkenwurst Aus Ihrer Lieblingsmetzgerei Mechernich in Godesberg – direkt an der B 9 ! Außerdem gab es Unmengen von Spaghetti-Packungen mit Tomatensoße und mittendrin einen Zettel, auf dem stand: Von Deiner Dich liebenden Mutter, und ein Zusatz in nervöser krakeliger Schrift: Nimm lieber lange Unterhosen mit, es ist doch immer so kalt in der Eifel.
    In der Kiste, in der wir die Waffe entdeckt hatten, fanden wir auch Carlos Ausweise. Er hätte in vier Tagen seinen 21. Geburtstag feiern können. Schließlich stießen wir auf zwei Hefte mit fotografierten Soft-Porno-Geschichten und einen Brief von Otmar Ravenstein an diesen Jungen, von dem wir Außergewöhnliches erwarteten, aber nicht geliefert bekamen.
    Lieber Carlo, schrieb der General. Ich denke, wir sollten die Reise ins Tessin im frühen September machen. Um diese Jahreszeit ist dort das schönste Wetter. Wir sollten sehen, daß wir nicht in Ascona selbst ein Hotel buchen, sondern eher etwas abseits im Maggia-Tal oder Centovalli. Es ist dort wie überall, die Orte am See sind absolut überlaufen, und zehn Kilometer im Innern finden wir gemütliche, sehr gute kleine Hotels mit einer guten Küche. Du solltest Dich nicht bemühen, Deinen Vater um das Geld zu bitten. Nimm einfach meine Einladung an, und sei mein Gast. Dein Vater würde die Gelegenheit benützen, Dir die Würde zu stehlen, und dafür lohnt sich nicht ein Wort. Grüße von Haus zu Haus. Otmar.
    »Das ist aber nichts Besonderes«, murmelte Germaine. »Sie wollten zusammen ein paar Tage ins Tessin.«
    »Stimmt«, nickte ich. »Ich suche so etwas wie Aufzeichnungen, eine Adressenliste, irgendwelche Hinweise auf Zoff in Carlos Leben. Aber nichts, absolut nichts. Wir müssen an diese Eltern heran. Jetzt packen wir erst mal alles wieder in die Kisten, und dann muß ich irgendwie an ein Telefon kommen.«
    »Ich auch«, meinte sie. »Ich will Seepferdchen anrufen. Sie muß etwas wissen, sie ist wahrscheinlich die einzige, die wirklich weiß, was Otmar in den letzten Tagen vorhatte und wen er traf.«
    Es war zwölf Uhr, als wir in den Wagen stiegen und nach Adenau hineinfuhren. Gleich in Breidscheid gab es eine Telefonzelle, und ich ließ Germaine den Vortritt. Sie warf Kleingeld in den Automaten und begann zu wählen. Sie sagte etwas, wartete, sagte wieder etwas, unterbrach die Verbindung und wählte neu. Nachdenklich kehrte sie zum Auto zurück und berichtete: »Seepferdchen ist verstört. Sie kann es nicht fassen. Sie ist noch in Berlin, und sie meint, ich soll sofort kommen, weil sie eine Idee hat.«
    »Sagte sie wörtlich Idee, oder weiß sie etwas?«
    »Sie sagte wörtlich Idee. Aber vermutlich weiß sie etwas. Sie ist eine ruppige alte Dame, die den Otmar geliebt hat wie ihren eigenen Sohn. Jetzt ist sie wahrscheinlich allein auf der Welt und hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Es geht mir ja auch so. Wir sollten vielleicht wirklich hinfliegen, Baumeister.«
    »Sollten wir«, nickte ich. »Wir sollten aber auch dieses blöde Baumeister-Auto loswerden. Die haben die Nummer, den Typ und so weiter. Und sie werden uns irgendwann entdecken.«
    »Ich könnte losgehen und eins leihen«, schlug Germaine vor. »Ich könnte mit MasterCard von Homer zahlen, aber der wird fragen, wieso ich in Adenau ein Auto pumpen muß ...«
    »Mach so etwas nicht«, sagte ich schnell. »Und park meinen Wagen auf einem Parkplatz mit viel Betrieb. Du kannst mich hier wieder abholen. Es sollte ein kleines, schnelles Auto sein, unauffällig. Ich telefoniere jetzt, und du kannst mich später hier aufnehmen.«
    Ich sah ihr nach, wie sie losfuhr, und ich fand, sie machte ihre Sache gut. Ich rief meine Nachbarin Dorothee Froom an, und sie sagte hell: »Gut, daß du dich meldest. Ich

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