Eifel-Feuer
Unterleibs, stark vergrößert. Daneben eine dunkelhaarige, schöne junge Frau, und schräg rechts über dieser Frau eine andere mit sehr harten Gesichtszügen, dick und mollig, autoritär wirkend. Dann, wieder abgetrennt durch einen feuerroten Balken, ein Mann, eine merkwürdig modische Figur, völlig harmlos in der Körperhaltung. Aber der Mann hat eine Waffe in der Hand, eine relativ kurzläufige Waffe von einem schwer bestimmbaren Typ. Zu Füßen dieses Mannes liegt eine Frau, wieder die schwarzhaarige Schönheit. Noch einmal die dickliche Frau, die der schönen Schwarzhaarigen Geld gibt, einen breiten Fächer Tausendmarkscheine. Schließlich wieder der Mann vom ersten Bild, der ein Beil geschwungen hatte. Diesmal in einer sehr aggressiven obszönen Position zusammen mit der Schwarzhaarigen. Am Ende der schmalen Querwand dann der Kopf dieses Beilmannes, sehr groß mit einem in Grau darüberliegenden Zielpunkt. Die Zwölf genau auf der Stirn.
Die Möbel hatte Carlo sich vermutlich vom Sperrmüll geholt, oder es waren alte, aber gut erhaltene Möbel von seinen Eltern. Auf dem Boden lagen saubere Teppiche, zwei davon echte Kelims.
Ich stutzte, weil er sehr viele Lampen installiert hatte. Und alle diese kleinen Fluter und Elektrobirnen brannten, wenn man sie einschaltete. Wie war er an den Strom gekommen? Ich verfolgte die Leitung und entdeckte seinen kleinen Betrug. Er hatte an einem kleinen Masten die Leitung, die irgendwohin über den Berg führte, angezapft. Einen Wasseranschluß sah ich nicht, aber er brauchte Wasser, wenigstens um sich zu waschen. Die Lösung dieses kleinen Rätsels war einfach: Wenn man den Hubschrauberlandeplatz querte und etwa dreißig Meter den Steilhang hinunterturnte, gelangte man zu einer kleinen Quelle, die mit rohen Steinen ohne Zement gefaßt war.
Ich kletterte wieder hinauf und kam gerade recht, um Germaine rufen zu hören: »Wo bist du denn?«
Sie hatte sich wirklich beeilt, und sie hatte sich eine Quittung geben lassen.
»Wie ist die Welt da draußen?«
»Spannend«, sagte sie. »Alle reden vom Tod des Generals, wirklich alle. Und was hast du hier entdeckt?«
Ich gab ihr eine Zusammenfassung all dessen, was ich gefunden hatte. »Es muß irgendwo ein Versteck geben, in dem Carlo wichtige Dinge aufbewahrte. Ausweise zum Beispiel. Außerdem findet sich hier nicht die Spur von Nahrungsmitteln, und das ist höchst unlogisch. Aber jetzt bringe ich erst einmal das Auto in Sicherheit.«
Sie hatte etwas zu essen mitgebracht. Dunkles Brot, Butter, Käse und Geroisteiner Wasser. Sie hatte sogar Pappteller, Pappbecher und sinnigerweise Papierservietten gekauft.
»Ist denn das nicht viel einfacher, wenn wir in Carlos Räumen schlafen?«
»Wir schlafen in dem kleinen Zelt«, beharrte ich. »Abseits. Es kann sein, daß jemand auf die Idee kommt, irgend etwas in Carlos Behausung zu suchen. Vielleicht ein Mitspieler, den wir noch gar nicht kennen. Das Risiko möchte ich nicht eingehen. Du solltest dir aber trotzdem mal seine Malereien ansehen. Der Junge hatte nicht nur Talent, er wollte uns auch eine Geschichte erzählen. Ich fürchte nur, wir können sie erst lesen, wenn wir gewissermaßen den Fall gelöst haben.«
Ich marschierte quer durch das Depot, setzte mich in den Wagen und orientierte mich an einer Karte. Ein Waldweg, der nach rechts abbog, mußte eigentlich die Lösung sein. Als ich an einem vorbeikam, untersuchte ich den Boden und fand die Spuren eines Motorrades. Es war deutlich, daß das Motorrad diesen Weg sehr oft genommen hatte. Als es geregnet hatte, war das Profil deutlich in den lehmigen Grund gepreßt worden. Der Weg führte in einem weiten Bogen an den Fuß des Steilhangs heran, auf dem ein Helikopter hatte landen können. Und ich fand auch die Stelle, an der Carlo die BMW immer aufgebockt hatte. Ich nahm den Beutel mit dem Zelt und begann den Aufstieg. Weil ich in einer körperlich miserablen Verfassung war, brauchte ich fast fünfzehn Minuten.
Ich baute das Zelt auf einem Grasplatz zwischen zwei Erdwällen auf, so daß wir sowohl nach hinten wie nach vorn entkommen konnten, falls denn irgendein Angriff blühte. Auch konnten wir den Eingang der Behausung von Carlo sehen. Germaine hatte ein Abendessen gerichtet, und wir kauten lustlos und schwiegen uns an. Es war noch immer hell und warm, als ich mich in meinen Schlafsack verkroch und so etwas Ähnliches wie »angenehme Nachtruhe« wünschte. Sie antwortete nicht einmal mehr, wahrscheinlich schlief sie
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