Eifel-Feuer
Schlimmes dahinter?«
»Etwas sehr Schlimmes. Aber zieh dir das nicht an. Ich werde dich wieder anrufen.«
»Wir sollten vielleicht eine Notgemeinschaft gründen«, murmelte Emma sarkastisch. »Ruf mich wirklich an, Siggi. Ich brauche das.« Dann hängte sie unvermittelt ein, weil sie wahrscheinlich nicht wollte, daß ich sie weinen hörte.
Der Mann an der Kasse sagte muffig: »Sie hätten doch gleich sagen können, daß Sie von der Polizei sind.«
»Das habe ich vergessen«, erwiderte ich heiter. »Was kostet das?«
»Nichts!« bellte er. »Das ist kostenlos.«
»Sie sind ein Schatz«, sagte ich und ging hinaus in die Sonne. Ich mußte noch eine halbe Stunde warten, ehe Germaine mit einem schwarzen, sehr neuen Ford Fiesta heranrollte.
»Wir werden in Streß geraten«, sagte ich. »Du mußt jetzt entscheiden, ob du weiter mitmachst oder nicht.«
»Das ist klar«, sagte sie. »Ich bleibe bei der Sache. Wieso Streß?«
»Wir haben den Tod des Generals zu untersuchen und werden gleichzeitig selbst gesucht. Wir müssen nach Berlin zu Seepferdchen, und Freunde von mir stecken in großen Schwierigkeiten. Wenn es möglich ist, muß ich ihnen helfen.«
»Das heißt, du mußt dich entscheiden? Entweder Otmar Ravenstein oder die Freunde?«
»Nein, das nicht. Ich muß beides tun. Deshalb Streß.«
»Aber dann müssen wir doch nur entscheiden, mit welchem Punkt wir anfangen.« Sie lächelte mich an.
»Richtig«, sagte ich. »So einfach ist das.« Dann erzählte ich ein wenig über mein Verhältnis zu Rodenstock und Emma, während sie uns zu unserem Campingplatz zurückfuhr. Sie sagte, sie habe meinen Wagen zwischen einer Apotheke und dem Adenauer Postamt geparkt und sie habe dem Apotheker gesagt, der Wagen sei defekt und werde abgeholt.
»Es geht schon los«, seufzte ich. »Ich habe das Postamt vergessen. Wir müssen zurück, wir brauchen Bares.«
Also fuhr Germaine uns zurück. Sibelius hatte Wort gehalten, das Fax mit der Auftragsbestätigung war da, das Geld, angewiesen durch die Postbank, auch. Ich teilte das Geld zwischen Germaine und mir auf. Erst wollte sie es nicht nehmen, bis ich wütend erklärte: »Es ist nur Geld, verdammt noch mal. Und es ist Spesengeld. Augstein weiß schon, was er tut. Wenigstens manchmal.« Da nahm sie es.
»Und womit fangen wir an? Suchen wir deinen Rodenstock, rasen wir zu Seepferdchen, besuchen wir Carlos Eltern?«
»Nichts von alledem. Ich würde gern in Ruhe zum Generalshaus schlendern. Einfach so.«
»Das wollte ich auch vorschlagen«, stimmte sie gelassen zu.
»Man nennt das ein Jagdhaus. Daß er kein Jäger war, wissen wir. Aber er hat doch die Jagd gepachtet, oder nicht?«
»Das hat er. Er hatte Verbindung zu dem Förster. Der lud von Zeit zu Zeit Jäger ein und kümmerte sich um die Hege und Pflege. Otmar mochte Jäger nicht besonders. Er sagte immer, sie hielten sich für elitär, obwohl sie durchaus dämliche Ansichten äußern.«
»Ist es möglich, daß ein Jäger auftauchte und ihn erschoß?«
»Alles kann sein«, sagte sie lapidar und parkte den Wagen hinter einer Buschbirke.
»Hatte er eigentlich Frauengeschichten?«
»Hatte er. Aber immer sehr diskret, er brach niemals in eine Ehe ein. Und er sprach nicht darüber.«
Wir gingen gemächlich den Hang durch den Hochwald hinunter, und das alte Laub raschelte laut unter unseren Füßen.
»Du hast Schwierigkeiten mit deiner ... mit deiner Lebensgefährtin, nicht wahr?«
»Wie kommst du darauf?«
»Da ist eine Spannung in dir, die mit dem General nichts zu tun hat.«
»Das ist richtig. Sie ist gegangen.« Ich erzählte ihr, was geschehen war, und sie sagte geradezu entzückt: »Das ist ja interessant. Ich würde die Frau gern kennenlernen. Ich hoffe, ich lerne sie kennen.«
»Das hängt von ihr ab.«
»Sie wird wiederkommen«, meinte sie sehr sicher.
Wir sahen das Haus nach ungefähr fünfzehn Minuten unter uns liegen, und es wirkte unbeschreiblich friedlich und einladend. Das Siegel der Staatsanwaltschaft auf dem hinteren Eingang war zerrissen, der dünne Draht aufgeplompt.
»Hat da etwa jemand eingebrochen?« fragte Germaine aufgeregt. »Ist da jemand drin?«
»Das glaube ich nicht.« Ich drückte die Klinke hinunter, die Tür war auf, das Schloß nicht beschädigt. »Vorsichtig«, sagte ich.
Wir nahmen uns die Zeit, unendliche zwei Minuten lang in das Haus hineinzuhorchen. Wir hörten nichts.
»Oh, verdammt noch mal!« hauchte sie.
Wir standen vor einem Chaos. Wer immer in das Haus vom General
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